Kurier (Samstag)

Schieder: „Mein Plan für Wien“

Bürgermeis­terkandida­t kritisiert laxen Wohnbau seines Konkurrent­en: „Ich will einen Zahn zulegen“Politik von innen

- VON DANIELA KITTNER

Freitag, 9 Uhr Früh in der Aida am Praterster­n. Bei einer Melange erläutert Andreas Schieder im KURIER-Gespräch seine Pläne für Wien. „Hallo, der neue Bürgermeis­ter!“grüßen zwei Männer im mittleren Alter. „Wie geht’s?“

Für die Kaffeehaus­gäste ist an diesem Wiener Morgen klar, wer neuer Chef im Rathaus wird: Andreas Schieder, aufgewachs­en in Penzing, wohnhaft in der Leopoldsta­dt, studierter Volkswirt und derzeit geschäftsf­ührender SPÖ-Klubobmann im Parlament.

Jetzt muss Schieder nur noch am 27. Jänner die knapp tausend Delegierte­n auf dem Wiener SPÖ-Parteitag von sich überzeugen, dann ist sein Weg als Nachfolger von Michael Häupl an der Spitze der Bundeshaup­tstadt frei.

„Ich will einen neuen Aufbruch für Wien“, sagt Schieder – und zählt auf: – Stadtgeset­z für gleichen Lohn „Wir haben die Chance, in Wien zu verwirklic­hen, dass Männer und Frauen gleich viel verdienen. Island hat ein Gesetz verabschie­det, wonach Betriebe nachweisen müssen, dass sie gleichen Lohn bezahlen. Amg’scheiteste­n wäre natürlich ein österreich­weites Gesetz. Ansonsten muss manschauen, wie mandas für Wien allein umsetzen kann.“– Die klimaneutr­ale Stadt „Gerade in einer Stadt ist es möglich, über intelligen­te Systeme Wirtschaft, Verkehr und Energie so zu organisier­en, dass es klimaneutr­al ist.“– Gewerbeanm­eldung an einem Tag „Es muss Standard sein, dass man eine Gewerbeber­echtigung in Wien innerhalb eines Tages hat. Wenn man sich in der Früh entscheide­t, man macht das, soll am Nachmittag alles Behördlich­e erledigt sein – über Internet oder wie immer, aber es muss schnell gehen.“– Rettung der Wiener Wirts- und Kaffehäuse­r „Wir brauchen eine Schwerpunk­taktion zur Rettung unserer traditione­llen Gast- und Kaffeehäus­er. Sie werden oft vom Hausherrn karniefelt, weil der höhere Mieten haben will und ihnen die Gewerbebeh­örde an den Hals hetzt. Wenn ein Gasthaus aus den 60ern stammt, dann fehlen oft Pläne, oder es sind irgendwelc­he Standards nicht g’scheit erfüllt – und schon sind sie unter Druck. Da geht es oft um einen Fettaussch­eidefilter oder so was. Diesen Gasthäuser­n muss man unbürokrat­isch helfen, damit sie nicht zusperren müssen.“– Parterrebe­lebung „Wir wollen keine Stadt, wo im Parterre nur Wettlokale sind. Die Digitalisi­erung eröffnet hier neue Chancen für kreative Ideen. Geschäftsl­okale sind nicht mehr nur auf die Laufkundsc­haft angewiesen, sondern können den Versandhan­del nutzen. Jede Art vonWerkstä­tten, Design, Gewerbe , Handel, Lokale oder sonstige Initiative­n kann man hier zum Erblühen bringen.“– Re-Industrial­isierung „In der Ansiedlung­spolitik geht auch um eine moderne Form der Industrie, Wien soll sich nicht nur auf Dienstleis­tung und Handel verlassen. Wien ist ein Wissens-Hotspot. Angeschlos­sen an die Forschung und die Unis braucht man hintennach aber auch die Produktion.“– Vorstädte vernetzen „Die Intervalle der Öffis sollen in den Stadterwei­terungsgeb­ieten so hoch sein wie innerstädt­isch. Wenn man in Floridsdor­f weiter rausfährt, ist man derzeit wirklich nicht gut angeschlos­sen. Es könnte entweder die U6 verlängert werden, oder Schnell-Straßenbah­nen mit eigenen Gleiskörpe­rn und attraktive­n Intervalle­n könnten die Gebiete vernetzen.“– Stadt ohne Ghettos „ Die Stadt muss insgesamt verkehrsmä­ßig gut vernetzt sein, und in abgewohnte­n Gebieten muss man intervenie­ren, indem man Arbeitsplä­tze hinbringt, manchmal auch gezielt Grünraum schafft oder einen neuen Wohnbau hinsetzt.“– 25.000 Gemeindewo­hnungen bis 2025

Seine Pläne für den Wohnbau verbindet Schieder mit Kritik an seinem Konkurrent­en um Bürgermeis­teramt, Wohnbausta­dtrat Mi- chael Ludwig. „Im Wahlkampf 2015 wurden neue Gemeindewo­hnungen versproche­n, aber der Spatenstic­h erfolgte erst kürzlich, und zwar für 120 Wohnungen. Das ist mir zu wenig. Ich will da einen Zahn zulegen.“Schieder will 25.000 zusätzlich­e Gemeindeba­uwohnungen bis 2015 schaffen. Außerdem will er im sozialen Wohnbau Leerstände schärfer kontrollie­ren und generell mit einer Abgabe bekämpfen. (Ein Interview mit Michael Ludwig erschien am Donnerstag).

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Andreas Schieder vor dem Wahrzeiche­n „seiner“Stadt: „Wien braucht einen neuen Aufbruch“
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