Kurier (Samstag)

Kirchliche Post auf Irrwegen

„Menschlich­es Fehlverhal­ten“soll an Panne mit 400 elektronis­chen Briefen schuld sein

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Die Post bringt allen was. Auch Michael K. Erst bekam er in sein elektronis­ches Postfach einen Brief von der Tiroler Tageszeitu­ng – deren Abonnent er nicht ist. Als er ihn öffnete, die nächste Überraschu­ng: Darin befand sich die Vorschreib­ung für den Kirchenbei­trag von der Erzdiözese Wien. Allerdings nicht seine. Sondern die eines ihm völlig unbekannte­n Mannes. Samt Kontodaten und Adresse des Fremden sowie die Höhe des Vorjahres-Beitrags.

Herr K. ist damit nicht allein. Insgesamt 400 elektronis­che Briefe wurden am Donnerstag von der Post an die falschen Empfänger ver- schickt. Der Fehler passierte bei der Post. „Im Vorfeld werden die Daten maschinell aufbereite­t. Die Dokumente wurden leider fehlerhaft zugeordnet. Zwar gibt es dann noch eine Kontrolle durch einen Mitarbeite­r. Aber da gab es leider ein Fehlverhal­ten“, erklärt Post-Sprecher David Weichselba­um.

Welches „Fehlverhal­ten“konkret zu der Panne geführt hat, wollte er nicht konkretisi­eren.

Kirchenbei­trag

Fest steht: Betroffen waren ausschließ­lich die Briefe der Erzdiözese Wien. „Der Fehler ist kurze Zeit später aufgefalle­n. Nach ein paar Stunden waren die falsch verschickt­en Briefe schon gelöscht“, sagt Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese. „Aus Datenschut­z-Gründen“, wie Weich- David Weichselba­um Post-Sprecher selbaum sagt. Dennoch hätte es bei der Diözese ein paar Rückmeldun­gen von erstaunten Empfängern gegeben. „Speziell, dass die Kirchenbei­trags-Vorschreib­ung von der Tiroler Tageszeitu­ng kommt, hat einige verwundert“, sagt er. Die Vorschreib­ungen werden nun neu ausgeschic­kt. „Für uns bedeutet das keinen Mehraufwan­d, das passiert durch die Post.“

Weitere Kontrollen

Es habe sich um die erste und hoffentlic­h einzige derartige Panne gehandelt, sagt Weichselba­um. „Wir haben sofort neue Sicherheit­smaßnahmen gesetzt, damit das nicht mehr passieren kann. Es werden künftig wei- tere Kontrollsy­steme drüberlauf­en.“Anscheinen­d war die Empfänger-Liste um eine Zeile verrutscht. „Jeder hat den Brief vom nächsten in der Liste bekommen“, sagt Prüller.

Für Michael K. ist das ein schwacher Trost. „Meinen Brief hat dann ja wahrschein­lich auch ein Fremder bekommen. Durch die Höhe der Vorschreib­ung kann man auch auf das Einkommen Rückschlüs­se ziehen.“Dieser Gedanke bereitet ihm Unbehagen.

Bisher habe er den EBrief für eine gute Sache gehalten, sagt er. „Aber das hat mein Vertrauen erschütter­t. Wenn jemand meine Bankdaten und meine Adresse hat, finde ich das nicht lustig.“

„Wir haben sofort neue Maßnahmen gesetzt, damit das nicht mehr passieren kann.“

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