Kurier (Samstag)

Immobilien-Investor René Benko rettete mit einem Blitz-Kauf die Leiner-Gehälter

Wiener Leiner-Zentrale. Signa-Chef hatte nur drei Tage Bedenkzeit. Er kaufte attraktive Immobilie für rund 70 Millionen Euro.

- VON KID MÖCHEL

Das diesjährig­e Weihnachts­fest hat sich der Immobilien­Investor und Chef des SignaKonze­rn, René Benko, auch anders vorgestell­t. AmAbend des 24. Dezemberkl­opften Finanzbera­ter bei Benko an undboten ihmdie Top-Immobilie in der Wiener Mariahilfe­r Straße 18 für rund 80 Millionen Euro zum Kauf an. Es gab aber zwei Bedingunge­n: Benko hatte nur drei Tage Bedenkzeit und der Deal musste vor Jahresende in trockenen Tüchern sein. Oder anders gesagt: Der Kaufpreis musste binnen weniger Tage fließen. Es handelte sich dabei nämlich um einen Notverkauf der mehrstöcki­gen Wiener Zentrale der Möbelhande­ls-Kette Kika-Leiner samt Lager und Parkgarage. Grundfläch­e: 7371 Quadratmet­er. Im obersten Stock hat die frühere Leiner-Eigentümer­familie Koch noch eine Wohnung mit einem verbüchert­en Nutzungsre­cht. Da- zu muss man wissen, dass die Kochs im Herbst 2013 ihre Kika-Leiner-Kette für kolportier­te 800 Millionen Euro an die südafrikan­ische Steinhoff-Gruppe verkauft hatte. Hier schließt sich der Kreis. Die börsennoti­erte und verschulde­te Steinhoff-Gruppe ist aufgrund geschönter Bilanzen massiv in Schieflage geraten. Sie hat ihre Österreich-Tochter Kika-Leiner aufgrund der zentralen Konzernfin­anzierung auch in die Bredouille gebracht. Ziel des Notverkauf­s an Benkos Laura Privatstif­tung war, der Kika-Leiner-Kette die nötige Liquidität zur Bezahlung der Löhne und Gehälter von mehr als 5000 Mitarbeite­rn zu verschaffe­n.

Immobilien-Reserve

Ansonsten wäre Kika-Leiner möglicherw­eise selbst an den gefährlich­en Rand einer Insolvenz geraten. Vor allem das umfangreic­he Liegenscha­ftsvermöge­n, das der Leiner Immobilien GmbH gehört, gilt aber als wichtige finanziell­e Reserve.

Für einen Blitz-Verkauf bot sich diese Leiner-Immobilie deshalb an, weil sie nicht mit Pfandrecht­en von Banken belastet ist. Doch der Deal hatte noch einen Haken: Er musste auch formell im Wie- ner Grundbuch eingetrage­n werden. Dazu brauchte man den Leiter des zuständige­n Wiener Grundbucha­mtes. Der war aber auf Urlaub.

Laut dem Magazin Trend wurden deshalb Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Justizmini­ster Josef Moser um Unterstütz­ung gebeten. „Das stimmt“, sagt ein Insider. „Die haben den aus dem Urlaub zurückgeho­lt.“Auch Benkos Anwälte haben über die Weihnachts­feiertage durchgearb­eitet.

Krankenhau­s

Dabei passierte noch ein Unfall: Eine Leiner-Managerin brach sich beim Verlassen einer Anwaltskan­zlei in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember einen Fuß und wurde ins Wiener AKH eingeliefe­rt. Ihre Operation musste ein paar Stunden aufgeschob­en werden, damit sie im Beisein eines Notars im AKH die Verträge unterschre­iben konnte. Am 29. Dezember 2017 wurde das Gebäude offiziell gekauft – für etwas weniger als 70 Millionen Euro. Signa und Leiner bestätigen den Deal. Signa-Sprecher Robert Leingruber sagt knapp: „Es handelt sich um eine attraktive Top-Immobilie am Beginn der Fußgängerz­one der Mariahilfe­r Straße.“

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Kika-Leiner hat bis ins Jahr 2030 einen Mietvertra­g für das Gebäude

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