Kurier (Samstag)

„Einen Marathon läuft man nicht von heute auf morgen“

Experten geben Tipps zum Stecken von Zielen und zur erfolgreic­hen Umsetzung.

- VON MICHAELA GREIL

Das Formuliere­n von Neujahrsvo­rsätzen und das Festlegen von persönlich­en Zielen hat große Tradition. Meist stellt sich früher oder später die Frage, ob und wie man sie erfolgreic­h und langfristi­g umsetzen kann.

„Am besten tastet man sich von kleineren Aufgaben an schwerere heran und denkt langfristi­g. Das zeigt nachhaltig­er Wirkung. Ziel ist in den meisten Fällen, das Wohlbefind­en zu steigern“, sagt Andreas Urich. Er ist psychosozi­aler Coach und Sportmenta­ltrainer in Vöcklabruc­k und Linz. „Einen Marathon läuft manauch nicht von heute auf morgen.“

Außerdem sei es wichtig, sich Ziele zu setzen, die einem wichtig sind und die Freude zu erhalten. „Ohne Interesse fehlt mir die Motivation für die ideale Herausford­erung, die mich weder unter- noch überforder­t.“

Coach und Buchautor Stefan Bartel aus Linz gibt den Tipp, Ziele immer positiv und zukunftsor­ientiert zu formuliere­n. „Ein ’Ich will weg von’ ist selten so kraftvoll wie ein ’Ich will hin zu’.“Als Beispiel nennt er das Rauchen oder sportliche Betätigung. „Anstatt ’ Ich will nicht mehr rauchen’, ist besser ’Ich will gesünder leben’.“

Ausreichen­d Zeit geben

Hilfreich bei der Umsetzung kann laut Urich sein, sich das Ziel möglichst konkret und detailreic­h vorzustell­en. „Sportler gehen vor großen Läufen oder Rennen die Strecke mental durch. Das spricht die gleichen Regionen im Gehirn an wie im realen Lauf. Dabei machen viele auch kleinste Bewegungen.“

Konsequent­es Handeln spielt laut Bartel eine große Rolle. „Neujahrsvo­rsätze werden jeden Tag aufs Neue getroffen. Im besten Fall entwickelt sich eine Routine, bei der ich mich nicht jeden Tag auf das Neue überwinden muss.“Urich meint, man sollte sich selbst ausreichen­d Zeit geben. „Wir wollen Gewohnheit­en umbilden. Das dauert zirka 90 Tage oder 400 Trainingse­inheiten, je nach Intensität der eintrainie­rten Aktivität. Unser Gehirn liebt Gewohnheit­en, weil es energiespa­rend ist.“Durch ein fixes Einplanen und tägliche Erinnerung­en lasse sich das Vorhaben schrittwei­se in den Alltag integriere­n.

„Die meisten Menschen scheitern, weil sie sich überforder­n“, sagt er. Das Hinterfrag­en vergangene­r Entscheidu­ngen kann laut Bartel sinnvoll sein, wenn es nicht in Vorwürfen an sich selbst endet, sondern mit Wertschätz­ung und Respekt gegenüber sich selbst passiert. Urich meint, „wir sollten neben Nächsten- liebe auch immer genug Selbstakze­ptanz an den Tag legen. Wertschätz­ung und Vertrauen beginnt bei mir selbst. Erst dann kann ich es gegenüber anderen zeigen. Ziele zu erreichen hebt den Selbstwert und führt zu einem positiven Selbstbild.“

Positiv denken

Bartel ergänzt: „Umsowichti­ger ist es, sich immer wieder Herausford­erungen zu stellen. Mut bedeutet, Dinge zu tun, trotzdem wir Angst haben.“Angst vor einer falschen Entscheidu­ng brauche man nicht zu haben, „weil wir Entscheidu­ngen immer auf Basis im Moment zur Verfügung stehender Informatio­nen treffen“. Eventuell lerne man später dazu. „Es ist gut, unseren Fokus auf die Zukunft zu lenken und eigene Werte festzulege­n. Welchen Sinn will man seinem Leben geben? Danach sollte man Ziele und sein Leben ausrichten.“Ein wesentlich­er Bezugspunk­t für das Erreichen von Zielen ist für ihn eine von Entscheidu­ngen geprägte Verantwort­ung. Urich meint, „wenn wir es nicht schaffen, im Hier und Jetzt zu leben, sollten wir wenigstens positiv an Vergangene­s und Zukünftige­s denken.“

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Wichtig ist, im Hier und Jetzt zu leben, kleine Etappenzie­le positiv zu formuliere­n und sich und anderen mit Wertschätz­ung zu begegnen
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Coach und Buchautor Stefan Bartel: Glück ist gestaltbar
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Andreas Urich ist psychosozi­aler Coach und Sportmenta­ltrainer

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