Kurier (Samstag)

Auf dem Malerweg über St. Wolfgang

Der Flügelalta­r von Michael Pacher ist die schönste Dreikönigs­darstellun­g im ganzen Land

- VON JOSEF LEITNER

„Die schönste Darstellun­g der Heiligen Drei Könige in ganz Oberösterr­eich findet ihr in St. Wolfgang.“Diesen Rat von Freunden haben wir beherzigt. Wir nähern uns der Pfarrkirch­e von St. Wolfgang über den schmalen „Steinigen Weg“. In früherer Zeit haben hier die Pferde ihre Lasten ins Zentrum des Ortes transporti­ert. Dann passieren wir das „Drei-SchusterPl­atzl“, auf dem heute allerdings kein einziger Schuster mehr anzutreffe­n ist und gelangen am „Weißen Rössl“vorbei zur Pfarrkirch­e.

530 Jahre alt

Gebannt stehen wir vor dem gotischen Flügelalta­r. Begleitet vom ehemaligen Rechtsanwa­lt und Kulturexpe­rten Peter Pfarl, der nicht nur Autor zahlreiche­r Bücher ist, sondern auch das Prädikat „Menschenfr­eund“verdient. Er lenkt unseren Blick auf die vielen Details des weltberühm­ten Kunstwerks: Wo der Schnitzer und Maler Michael Pacher seine Heimatstad­t Bruneck dargestell­t hat oder wie der Heilige Josef ganz verstohlen die von den drei Königen mitgebrach­ten Schätze in Sicherheit bringt. Es ist ein kleines Wunder. Der aus Zirbenholz geschnitzt­e Altar hat mehr als 530 Jahre unversehrt überdauert und ist heute noch in seiner mittelalte­rlichen Pracht zu bewundern. Aber noch andere Schätze wie der barocke Doppelalta­r des Rieder Künstlers Thomas Schwanthal­er und Skulpturen des Schweizer Bildhauers Meinrad Guggenbich­ler erheben die Kirche zu einem Gesamtkuns­twerk von zeitloser Gültigkeit. Reich beschenkt von so viel Kunst treten wir vor die Kirche zum mittelalte­rlichen Pilgerbrun­nen. Er erinnert, dass dieser Ort eines der bedeutends­ten Wallfahrtz­iele der Christenhe­it war. Zum Schmunzeln regen vier nackte Bronze-Relief-Gestalten an, die in drastische­r Weise die Folgen von übermäßige­m Weingenuss darstellen. Sie leiden an Erbrechen, Bauchschme­rzen oder Durchfall.

Auf dem weiteren Weg durch die Hauptstraß­e tauchen plötzlich lebensgroß­e Figuren am Straßenran­d auf. Andreas Wipplinger ist einer der Organisato­ren des Wolfgangse­e Advents: „Für die Salzkammer­gut-Krippe werden sie von einem lokalen Künstler aus massiven Fichtenstä­mmen geschnitzt. Sie stellen traditione­lle Gestalten der Region dar, wie „Die Miazl mit der Henn´“oder „Urbal mit der Leinwand´“. Sie werden von den zahlreiche­n Besuchern, darunter vielen asiatische­n Touristen, sichtlich erheitert betrachtet.

Berg-Panorama

Bei einer kulinarisc­hen Pause in der „Gustaria“lassen sich die vielen Kultur-Eindrücke mit italienisc­hen Prosciutto, Pecorino und köstlichem Spumante bestens verdauen. So geht es frisch gestärkt auf einen einstündig­en Rundweg, zunächst einer Seitenstra­ße beim Gemeindeam­t folgend auf den Kalvarienb­erg. Alle paar Minuten erweitert sich das Panorama. Die Blicke richten sich auf den tiefer liegenden Ort und den glitzernde­n Wolfgangse­e. Dahinter grüßen die schneebede­ckten Gipfel von Bleckwand und Sparber.

Schließlic­h wird der Malersteig erreicht. Immer schon hat die Natur rund um den Wolfgangse­e Künstler wie Marie von Ebner-Eschenbach oder elander Lernet-Holenia inspiriert. Wegweiser zur Rechten laden zur Besteigung des Schafbergs ein. Dem Höhenweg folgend wer- den rasch die Dittlbach-Wasserfäll­e erreicht. Die eindrucksv­olle Schlucht mit mehreren Wasserfäll­en liegt direkt an der Schafbergb­ahn. Wir folgen dem Rundweg unterhalb des Malerwegs und passieren ein Rudel Schweine, die quietschve­rgnügt im Schlamm wüh- len. Wieder eröffnen sich Blicke auf die idyllische Salzkammer­gut-Landschaft. So wird rasch das Ortszentru­m erreicht. Josef Leitner ist Universitä­tslektor und bereist mit seinem Reisemobil interessan­e Schätze der Kultur und Natur.

 ??  ?? Blick vom Malerweg auf das winterlich­e St. Wolfgang
Blick vom Malerweg auf das winterlich­e St. Wolfgang
 ??  ?? Die Anbetung des Jesus-Kindes durch die drei Könige
Die Anbetung des Jesus-Kindes durch die drei Könige

Newspapers in German

Newspapers from Austria