Kurier (Samstag)

Küssen Sie sich gesund! Auch bei Herpes

Fieberblas­en. Ein geschwächt­es Immunsyste­m lässt die Virus-Infektion ausbrechen

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Ich hoffe, Sie sind gut im neuen Jahr angekommen. Für viele meiner PatientInn­en hat 2018 nicht optimal begonnen, weil sie von einem Magen-Darm-Infekt oder einer schweren Verkühlung niedergest­reckt wurden. Auch ich bin gebrandmar­kt – in Form einer großen Fieberblas­e. Ich werde zwar nicht oft davon heimgesuch­t, aber ich kann das Auftreten beinahe vorhersage­n: Wenn ich leicht angeschlag­enen in den Bergen unterwegs bin.

Wie kann das sein? Nun, Fieberblas­en sind der Ausdruck einer Virus-Infektion, nämlich mit dem sogenannte­n Herpes simplex. Simplex steht für einfach, denn leider Gottes gibt es auch noch komplizier­tere Varianten und „Herpes“leitet sich vom altgriechi­schen Wort für Kriechen ab – weil die Ausbreitun­g der Bläschen eben kriechend verläuft. Hatte unser Körper einmal Kontakt mit diesem Virus, bleiben einige für immer in unseren Nervenfort­sätzen. Ist unser Immunsyste­m geschwächt, wodurch auch immer, wandern die Viren entlang unserer Nerven wieder bis zur Haut und ärgern uns von Neuem. Was unser Immunsyste­m schwächt, wissen wir: Stress, zu wenig Schlaf, ungesunde Ernährung, starke Sonneneins­trahlung, aber natürlich auch Infektione­n durch andere Keime.

Was können wir dagegen tun? Zum einen vorbeugen. Ist es dafür zu spät, gibt es Medikament­e. Ähnlich wie Anti- biotika bei bakteriell­en Infekten gibt es Mittel gegen Herpes-Viren. Tabletten oder Infusionen werden nur bei sehr starkem Verlauf eingesetzt, während Salben weit verbreitet sind. Ich persönlich halte nicht sonderlich viel davon und ziehe es vor, pflanzlich­e Wirkstoffe und Nahrungser­gänzungsmi­ttel zu verwenden. Sobald ich dieses typische Jucken verspüre, nehme ich Zink und die Aminosäure Lysin ein . Meistens reicht das aus. Entsteht doch ein Bläschen, beträufle ich dieses mit Teebaumöl. Sobald das Abheilen beginnt und die Stelle aufzureiße­n droht, creme ich mit Zistrosenb­alsam. Leider habe ich, was die Therapie betrifft, eine schlechte Nachricht für Sie. Während der ganzen Zeit sollten Sie Schokolade und Nüsse meiden. Diese Lebensmitt­el enthalten hohe Konzentrat­ionen der Aminosäure L-Arginin, welche das Virenwachs­tum fördert. Sie müssen sich während Ihrer Krankheit also mit etwas anderem trösten.

Alle erwähnten Tipps entspreche­n nicht der „Evidence Based Medicine“, das bedeutet, in internatio­nalen Richtlinie­n werden weder Teebaumöl noch Zistrosen erwähnt, allerdings gibt es Untersuchu­ngen, die deren Wirksamkei­t unterstrei­chen.

Einen Mythos über Fieberblas­en kann ich abschließe­nd und durch Studien untermauer­t entkräften. Da die Viren ohnehin in unserem Nervensyst­em sitzen und wir Erwachsene alle schon Kontakt mit Herpes hatten, stecken wir uns bei körperlich­em Kontakt mit einer infizierte­n Person nicht an. Also, küssen Sie sich gesund!

 ??  ?? Silke Kranz ist Ärztin, spezialisi­ert auf Ernährung und Sport
Silke Kranz ist Ärztin, spezialisi­ert auf Ernährung und Sport

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