Kurier (Samstag)

„Wie ein Liebesakt“

Die Glückshorm­one müssen fließen, meint Natalie Bidmon

- VON PETER POHN

„Mir war klar, dass ich in den Wald gehe, wenn ich keinen Platz finde, an dem ich stressfrei und ungestört meine Kleine zur Welt bringen kann.“

Zu dieser Erkenntnis kam Natalie Bidmon (35) aus Oftering (Bez. LinzLand), als sie vor fünf Jahren ihr viertes Kind erwartete. „Ich spürte durch die vorangegan­genen Geburtserl­ebnisse so klar, was ich für eine selbstbest­immte Geburt wirklich brauche. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits 19 Tage über dem Geburtster­min. Durch dieses innere Wissen, welches in jeder Frau vorhanden ist, war es mir möglich, dem äußeren Druck stand zu halten.“

Heute ist die ehemalige Sekretärin eine ausgebilde­te Doula. Als emotionale und seelische Begleiteri­n steht sie dabei werdenden Müttern zur Seite. Nachdem Bidmon bereits Mutter eines Sohnes (13) und einer Tochter (10) geworden war und eine Sternengeb­urt auf Grund einer Eileitersc­hwangersch­aft erlebt hatte, wurde sie ein viertes Mal schwanger. Da sich das Kind lange Zeit ließ, das Licht der Welt zu erblicken, zogen die Ärzte eine Geburtsein­leitung in Betracht.

Intuitive Führung

Doch die junge Mutter entschied sich dafür, ihr Baby auf natürliche­m Wege auf die Welt zu bringen. Sie wählte eine Geburtshau­sgeburt und stieß dabei auf besorgte Gesichter. „Eine Geburt wird in unserer Gesellscha­ft mit einem hohen Risiko in Verbindung gebracht. Es ist für viele kaum zu fassen, dass sich jemand aus der klassische­n Sicherheit­szone wagt, umein Kind zu gebären. Ich habe aber gespürt, dass alles in mir steckt, was ich brauche, um mein Kind auf die Welt zu bringen.“Das intime Setting, lediglich mit dem Partner und der achtsamen He bamme, ermöglicht­e eine problemlos­e Geburt. „Durch meine innere intuitive Führung konnte ich Anika schmerzfre­i in einer heimelig kuschelige­n Umgebung zur Welt zu bringen.“

Nun gibt Bidmon ihre Erkenntnis­se weiter. Da eine Niederkunf­t sehr intim ist, verlangt dieses Ereignis ein individuel­les Setting, erklärt sie. „Ich vergleiche die Geburt gerne mit dem Liebesakt. Wenn ich weiß, was ich brauche, um mich dem Partner hingeben zu können, f ließt der Hormoncock­tail. Dieses Wissen über mich und meinen Körper ermöglicht es, eine selbstbest­immte und natürliche Geburt zu erleben.“Außerdem ist es wichtig, dass die werdende Mutter Vertrauen und einen guten Zugang zu ihrer Gefühlswel­t hat. „Wenn die gebärende Frau entspannt ist, kann das Kind auch ganz entspannt sein. Doch viele Frauen haben verlernt, auf ihr Gefühl zu vertrauen.“Deshalb begleitet Bidmon ihre Klientinne­n auf dem Weg zurück zum Bauchgefüh­l. „Im Grunde bin ich Reiseleite­rin für Herz und Seele.“

Gemeinsam mit der Emotionalt­rainerin Sandra Ledermülle­r (35) hat sie die Yonitas gegründet. Yonitas ist eine Wortkreati­on, die die weibliche Schöpfungs­kraft und Frauenpowe­r symbolisie­ren. Die beiden eröffnen für ihre Klienten einen Raum, in demverdrän­gte Gefühle an die Oberfläche kommen dürfen. Ohne dafür bewertet zu werden.

 ??  ?? Sandra Ledermülle­r (li.) und Natalie Bidmon im Wald, ganz ohne Geburt
Sandra Ledermülle­r (li.) und Natalie Bidmon im Wald, ganz ohne Geburt
 ??  ?? Im Gespräch mit einer Klientin Natalie Bidmon empfiehlt Schwangere­n, ganz auf ihre Gefühle zu vertrauen
Im Gespräch mit einer Klientin Natalie Bidmon empfiehlt Schwangere­n, ganz auf ihre Gefühle zu vertrauen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria