Erholsame Ruhe, feines Essen undspritziger Wein
Wer gerne gut isst und dabei auch noch eine wunderbare Landschaft genießen will, ist hier genau richtig. Im Westen des Landes findet man von Touristen weitgehend unentdeckte Orte und herzliche Menschen.
Was für ein Ausblick! Sattes Grün, sanfte Hügel und Weinberge erfreuen das Auge, wenn man von der Terrasse der Domačija Čebron im Wippachtal blickt. Dass man sich sofort wohl fühlt, hat nicht nur mit der Landschaft, sondern auch mit den Wirtsleuten zu tun, die sich um ihre Gäste bemühen, als ob sie zur Familie gehörten.
Chef Dean serviert zum Empfang feinen Prosciutto und Wein aus Eigenproduktion, seine Küche ist bodenständig und fein zugleich: Zum Hauptgang gibt es Wildgulasch mit Wildknoblauch-Gnocchi in einer knusprigen Schale. Die Atmosphäre hier erinnert ein wenig an Filme aus den 50er, 60er Jahren – man würde sich nicht wundern, wenn hier plötzlich Vico Torriani einen Schlager zum Besten gäbe.
Im Wippachtal – slowenisch Vipava dolina – gibt es noch einige Geheimtipps für Reisende und Gourmets: Engagierte Wirte und Köche, die etwas Neues probieren wollen und doch mit ihrer Heimat verbunden sind, findet man hier einige. So zum Beispiel in der Vina Saksida, wo ein Mix aus Kunst, Vinothek und Campingplatz geboten wird. Künstlerisch gestaltet sind hier nicht nur Teller und Restaurant – auch das, was auf den Teller kommt, ist Genuss für Augen und Gaumen. Die herrlich aromatische Erbsensuppe gießt der Chef in ein knackiges Schiffchen, serviert mit einem frischen Rosé. Einfach perfekt! ( Foto oben)
Ziemlich bekannt ist das Restaurant Žeja, was man an den Autos sieht, die davor parken – darunter Nobelmarken aus Deutschland oder Italien. Wer das Glück hat, dass selbst gemachte Ravioli mit Trüffel auf der Speisekarte stehen, sollte zugreifen. Unbedingt reservieren!
Türkisblaue Schönheit
Zwischen all den hervorragenden Menüs tut Bewegung gut. Gelegenheit hierfür bietet das Sočatal (Isonzotal) zur Genüge: Raften in der türkisblauen Soča, Wandern zum malerischen Wasserfall Kozjak oder Paragleiten – für jeden ist etwas dabei.
Bei den vielen Wanderungen stößt man auch heute noch auf Relikte des 1. Weltkriegs – Gewehre, Patronen oder Uniformen. Die Menschen rund um Kobarid sammeln bis heute Tonnen dieser Zeugen der Isonzoschlachten. Aus dem, was sie zusammengetragen haben, ist ein Museum entstanden, das nicht nur für historisch Interessierte ein Besuch wert ist. Deutlich wird, unter welch grausamen Bedingungen damals Soldaten aus der ganzen Monarchie kämpfen mussten.
Kulinarisch hat das Sočatal natürlich viel zu bieten, kocht in Kobarid doch Ana Roš, die beste Köchin der Welt – allerdings sind die Preise entsprechend. Zum Glück kommen auch Menschen mit einem weniger dicken Portemonnaie hier auf ihre Kosten, wie z. B. in der Oštarija Žogica, ganz nahe der Solkanbrücke mit den größten Steinbögen der Welt. Kleine Kostprobe gefällig? Zart geschmorte Rinderwangerl mit aromatischen Steinpilzen, Cremespinat und perfekt har- monierenden jungen Karotten – Kompliment an Küchenchef Matej Vodan.
Ortswechsel: Štanjel im Karstgebiet liegt nur eine halbe Autostunde von Triest entfernt und ist ein von Touristen noch wenig entdeckter, malerischer Ort. Abgeschieden, ursprünglich und dennoch elegant präsentiert sich hier die Villa Fabiani in Štanjel. Max Fabiani war Architekt, Otto-Wagner-Schüler und ist Wienern als Planer der Urania bekannt. In den 30er Jahren kehrte er in seine Heimat zurück, wo er als Bürgermeister auch ein stadtplanerisches Erbe hinterließ – zum Beispiel den Ferrarigarten beim Schloss.
Die Villa Fabiani selbst wurde von der Architektin Blanka Malgaj und ihrem Mann Andrej liebevoll restauriert – jedes Winkerl ist durchdacht und zeugt von erlesenem Geschmack. Hier urlaubt das Auge mit, an jedem Platzerl fühlt man sich wohl.
Slowenischer Collio
Geschmackvolle Unterkünfte finden Reisende, die den Trubel scheuen, auch in Goriška Brda, gleich an der Grenze zum Collio in Italien ( siehe rechts). Von fast überall im „slowenischen Weinland“ist Šmartno zu sehen – ein pittoreskes Städtchen, in dem viele mittelalterlichen Häuser erhalten und renoviert sind, sodass der Gesamteindruck des Ortes erhalten bleibt. Das Kulturhaus ist ein Versammlungsort für Einheimische und Gäste gleichermaßen. Angeboten wird hier z. B. die Spezialität von Šmartno: Schoko-Walnuss-Kuchen mit Olivenöl und Orangen. Wer will, kann an einer Olivenölverkostung teilnehmen. Serviert in einem Schnapsglas muss das Öl zuerst eine Minute mit der Hand erwärmt werden – ein Duft nach Apfel und Paprika steigt in die Nase. „Ziehen Sie das Öl durch die Zähne und schmecken Sie die feine bittere Note“, fordert die Expertin auf.
Doch der eigentliche kulinarische Grund, Goriška Brda zu besuchen, ist der Wein. Die größte Kellerei Sloweniens ist Klet brda, die rund 400 Winzer vereint. Dort hat man sich ein besonderes Ziel gesetzt – man will die autochthone Sorte Rebula über die Grenzen hinaus bekannt machen – ein nach Zitrone, Apfel und Zeder schmeckender mineralischer Wein. Gegen Voranmeldung können Besucher Rebula auch Sorten wie Merlot, Chardonnay verkosten.
Wein spielt auch in der Vila Vipolže – die schönste Renaissance-Villa Sloweniens – eine zentrale Rolle. Nicht nur das Gebäude ist fantastisch restauriert, auf der Terrasse genießt man die Ruhe und – wie so oft – den Blick
in den Collio. Der Kellner empfängt die Gäste mit hauseigenem Sekt, Salami, Schinken und Speck kombiniert mit herrlichem Brot, das nichts mit der Aufbackware zu tun hat, das heimische Bäcker oft anbieten. Höhepunkt ist die Pizza, deren Teig dick und flaumig ist. Eine Variante ist mit Wurstbrät, grünem Spargel und Sauerrahm belegt – so schmeckt Slowenien. Das Konzept in der Vila Vipolže stammt von Tomaž Kavčič, der jüngst zum innovativsten Spitzenkoch Europas gewählt wurde.
Wer schon einmal in der Nähe ist, dem sei noch ein Spitzenrestaurant empfohlen: Das Dam in Nova Gorica, das von Gault&Millau mit zwei Hauben ausgezeichnet wurde. Wunderbar ist z.B. das weich gekochte panierte Ei. Auch der Thunfisch in Sesammantel war äußerst raffiniert. Guten Appetit!