Großer Trend Schneeschuhwandern
Immer mehr Gäste wollen breiteres Angebot. Tourismus reagiert mit Alternativen zum Skifahren
Sportbegeistert, gut trainiert, erfreut an Winterlandschaften, aber absolut kein Skifahrer oder Snowboarder? Noch ließe sich die Verbreitung dieser speziellen Urlaubsvorlieben nicht in absolute Zahlen fassen, überlegt Erich Neuhold, Geschäftsführer von Steiermark Tourismus. „Aber wir sehen es oft schon an Paaren oder Familien. Einer fährt Ski, andere aber schon nicht mehr. Die Herausforderung ist, wie bekomme ich dann auch diese Leute auf die Berge?“
Wintersportler abseits von Skifahrern, Tourengehern oder Snowboardern werden immer mehr zur eigenen Zielgruppe. Ihnen muss etwas geboten werden, Touristiker fassen das unter „Erlebniswinter“zusammen. Das lässt viele Möglichkeiten zu: Für Mountainbiker, die im Winter auf das Fatbike umsteigen (siehe Zusatzbericht) oder Wanderer, die statt der Berg- die Schneeschuhe auspacken. „Jemand, der im Sommer gerne wandert, wird das auch im Winter genießen“, ist Neuhold überzeugt.
Schneeschuhwandern gilt als sanfte Form des Win- tertourismus, aber Sanftheit ist in dem Fall herausfordernd: „Schneeschuhwandern ist ein ganz starker Trend. Diese Gruppe ist genau so wichtig wie die andere aus Skifahrern, Langläufern oder Tourengehern.“
Ein neues Festival
Nicht ohne Grund haben sich die Touristiker deshalb das erste „Schneeschuh-Festival“Österreichs einfallen lassen: Von 26. Jänner bis 4 . Februar (www.aufschneeschuhwandern.at) dreht sich im Murtal alles um jenes Fortbewegungsmittel in verschneiten Bergen, das viel älter ist als die Skier. „Damit wird eine neue Zielgruppe angesprochen oder der Aktivitätsradius für Langläufer oder Skifahrer selbst erhöht“, beschreibt Neuhold.
Weitere potenzielle Kunden für Angebote abseits der klassischen Piste sind Menschen, die gerade aus der Arbeitswelt in die Pension gewechselt haben. „Die Menschen werden immer rüstiger. Der 60-Jährige von heute ist der 50-Jährige von früher – eine Zielgruppe, die immer wichtiger wird.“Dass sich der derzeitige Trendsport Schneeschuhwandern totlaufen wird, glaubt Neuhold nicht. „Bei vielen solcher Sportarten ist absehbar, dass es ein Ablaufdatum gibt. Aber es gibt Dinge, die in unseren Genen eingewoben sind, wie zum Beispiel das Gehen.“Aus dem Grund vermutet der Touristiker, dass sich die Nachfrage rund um Winterwandern in den kommen- den Jahren noch verstärken wird.
Dreibein auf Skiern
Doch es gibt auch die andere Seite: Erwachsene, die Ski fahren kaum noch oder gar nicht mehr beherrschen, weil sie es als Kinder einfach nicht mehr gelernt haben. Auch sie will man auf die Piste locken. Mit Winchskiing (eine portable Seilwinde zieht den Benützer mit bis zu 70 km/h) oder Snowbiken am Präbichl etwa: Auf einer Art Dreirad mit kurzen Skiern statt Reifen geht es die Piste hinab. „Das ist die perfekte Verbindung von Schnee und Rad“, schmunzelt Claudia Flatscher vom Tourismusverband Hochsteiermark. „ Wenn man Rad fahren kann, dann kann man auch snowbiken.“Ein Punkt, der auch bei Schulskikursen zunehmend Thema wird: „Wenn Kinder nicht Ski fahren können, haben sie damit trotzdem die Möglichkeit, mit ihren Freunden mitzumachen.“