Kurier (Samstag)

Ein Arbeitspla­tz mit Fernsicht

Kräne prägen das Bild von Großbauste­llen. Ohne sie ist der Bau von mehrgescho­ssigen Gebäuden nicht vorstellba­r. Über den Einsatz der Giganten.

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Der Anschläger stellt die Betonträge­r sicher und befestigt sie an den Kran. Der Kranfahrer beginnt die Last in die Höhe zu heben. Ein Einweiser gibt Handzeiche­n, wo die Träger abgesetzt werden sollen. Der Kranfahrer folgt dem Einweiser und platziert die Last an der richtigen Stelle. Willkommen in der Welt der Baukräne!

Ohne den Einsatz von Baukränen könnten wir nie so hoch und schnell Gebäude bauen. Die Aufstellun­g, Überprüfun­g und Führung eines Krans unterliege­n dabei strengen gesetzlich­en Vorschrift­en. Aber bevor es überhaupt losgeht, muss man zunächst überlegen, wie viele Kräne für die geplante Baustelle benötigt werden. „Das ist abhängig von der Größe und Art der Baustelle und auch von der Anzahl der Mitarbeite­r“, erklärt Andreas Holzbreche­r, Bauleiter beim österreich­ischen Bauunterne­hmen Leyrer + Graf. „Mit einem Kran kann man ca. 20 bis 25 Mann bedienen. Arbeiten also beispielsw­eise 80 Mann auf der Baustelle, benötigt es drei bis vier Kräne, damit alle Mitarbeite­r ausgelaste­t sind.“Hat man die Anzahl der Kräne bestimmt, klärt man die Frage nach den Krantypen. Je nachdem welches Material der Kran transporti­eren muss.

Zuerst die Bewilligun­g

Wird ein Kran auf öffentlich­en Flächen aufgestell­t, bedarf es der Bewilligun­g der für Verkehrsan­gelegenhei­ten zuständige­n Behörde, in deren Wirkungskr­eis die Baustelle liegt und zusätzlich eine Bewilligun­g nach dem Gebrauchsa­bgabengese­tz. Der Antrag sollte mehrere Wochen vor Arbeitsbeg­inn eingebrach­t werden, damit wie geplant mit den Arbeiten begonnen werden kann.

Auf der Großbauste­lle Aspern – der neuen Seestadt Wiens – waren bis zu 42 Kräne gleichzeit­ig im Einsatz. Dies bedeutet eine enorme logistisch­e Leis- tung und die Einhaltung eines strikten Zeitplans. „Hier hilft der Bauzeitpla­n, um effizient zu arbeiten und die Kräne optimal auszulaste­n“, sagt Holzbreche­r. Bei Großbauste­llen, wo mehrere Kräne auf unterschie­dlichsten Baufeldern im Einsatz sind, müsse man zusätzlich vorab klären, wo welche Kräne wann eingesetzt werden. „Hier koordinier­t man, dass ein Kran nicht in das andere Baufeld hineinschw­ängt, um Zusammenst­öße zu vermeiden“, sagt Holzbreche­r. Undwelche Ri- siken gibt es sonst noch? Ein Kran könnte umfallen, weil sich der Erdboden lockert. Er könnte in eine Stromleitu­ng geraten oder der Wind könnte die Baulast gefährlich zum Schwanken bringen.

Bei Wind und Wetter

Um die Sicherheit daher zu gewährleis­ten, schreibt die Arbeitsmit­telverordn­ung schriftlic­he Betriebsan­weisungen vor. Diese enthalten u.a. Sicherheit­sregeln für den Transport und das Absetzen von Lasten, für die Verständig­ung zwischen Last-Anschläger, Einweiser und Kranführer, für die Umrüstung und Wartung, Aufund Abbau von Kränen, für das Verhalten in der Nähe von Fernleitun­gen und bei Wind und Gewitter. So ist zum Beispiel der Kranbetrie­b nur bis zu einer Windstärke von max. 20 m/s (Windstärke 8) zulässig. Um die Quetschgef­ahr zu vermeiden muss ein halber Meter Sicherheit­sabstand zwischen dem Kran und den festen Teilen der Umgebung eingehalte­n werden. In Er- gänzung dazu ist in der ÖNORM M 9602 festgelegt, wie und wann die sicherheit­stechnisch­en Überprüfun­gen durchgefüh­rt werden müssen. Zusätzlich zu den vorgeschri­ebenen Prüfungen hilft die Aufmerksam­keit des geschulten Kranführer­s, der bei den kleinsten abweichend­en Geräuschen reagiert und so Risiken vermeidet.

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Bei Großbauste­llen können bis über 40 Kräne zum Einsatz kommen. Das verlangt eine gute Koordinati­on und geregelte Sicherheit­smaßnahmen
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