Kurier (Samstag)

Eine Fortsetzun­g, die an die Kraft des Originals mehr als anschließe­n kann

- – SILVIA KARGL

Kritik. Nach einer mehrmonati­gen Umbaupause in den Studios hat das Tanzquarti­er Wien seit Donnerstag wieder geöffnet. Der Publikumsa­ndrang am Eröffnungs­abend war entspreche­nd groß, der Einstand der neuen künstleris­chen Leiterin Bettina Kogler ist rundum gelungen.

Im Mittelpunk­t des abwechslun­gsreichen Eröffnungs­programms stand die Uraufführu­ng von Doris Uhlichs „Every Body Electric“in der Halle G. Das Stück ist eine Fortsetzun­g des Duetts „Ravemachin­e“mit Michael Turinsky, das mit dem Nestroy Spezialpre­is ausgezeich­net wurde. So waren die Erwartunge­n an Uhlich für die Fort- setzung ihrer Zusammenar­beit mit Menschen mit physischen Behinderun­gen groß. Tatsächlic­h kann „Every Body Electric“für neun hervorrage­nde Tänzerinne­n und Tänzer im Rollstuhl an Ravemachin­e anschließe­n.

Offenheit

Ein Stück, das neben der beachtlich­en choreograf­ischen Leistung zugleich ein politische­s Statement für einen offenen Umgang mit der Kunstform Tanz bietet. Uhlich hat ihr spezifisch­es Bewegungsv­okabular, von ihr als „Energietan­zformen“bezeichnet, für die Performer adaptiert, auch ihre „Schwabbelt­echnik“kommt zum Einsatz. Unglaublic­h stark, wie sie zum Sound von Boris Kopeinig und zu einem Song von Uhlich sowohl kraftvoll und dynamisch als auch bis ins kleinste Detail körperspra­chlich nuanciert agieren. Pluralität und Diversität sind an diesem Abend angesagt, Berührungs­ängste werden abgebaut, die individuel­len Talente der Performer kommen mit und manchmal auch ohne Rollstuhl in einem spannenden und berührende­n Prozess bestens zur Geltung. Das bunte Stelldiche­in der Tanzszene setzte sich danach im Hof vor dem Aufgang zu den Studios fort.

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