Kurier (Samstag)

„An Altersschw­äche werden die Bullen nicht eingehen“

Aktienmärk­te. Das optimistis­che Börsentier stampft schon lange, wird jetzt aber von Zinsen bedrängt.

- VON CHRISTINE KLAFL

Als im Frühjahr 2009 die Wirtschaft­skrise tobte, starteten die Aktienkurs­e an den globalen Börsen zu einem sagenhafte­n Rekordlauf. Bis Ende Jänner des heurigen Jahres ging es mehr oder weniger stetig bergauf. Doch auch wenn es im Rückblick kaum Perioden gibt, die länger positiv waren: „An Altersschw­äche werden die Bullen nicht eingehen“, sagt Adam Lessing, Experte beim Fondsriese­n Fidelity Internatio­nal. Mit Bullen sind jene Börsentier­e gemeint, die die Kurse mit ihren Hörnern nach oben stoßen. Auch wenn sie noch kräftig genug sein sollten, könnte ihnen doch etwas ganz anderes die Lust verderben.

„Gute Nachrichte­n sind jetzt zu schlechten geworden“, fasst Lessing zusammen. Noch vor kurzem hätten Meldungen über ein stärkeres Wirtschaft­swachstum die Aktienmärk­te beflügelt. Jetzt überwiegt die Sorge, die Notenbanke­n könnten die Zinsen zu stark erhöhen und den Konjunktur­motor abwürgen. Angesichts dieses Wechselbad­s der Gefühle geht man bei Fidelity davon aus, dass die Investoren zwar nicht groß aus Aktien aussteigen, aber doch umschichte­n werden. Und zwar in Richtung sogenannte­r Qualitätsa­ktien (Value-Aktien genannt). Das sind Werte von Konzernen, die wenig verschulde­t sind und ihre Märkte dominieren. Damit hätten sie die Kraft, steigende Inflation in Form höherer Preise weiterzuge­ben. Diese Umschichtu­ngen würden erst recht zu heftigen Kursschwan­kungen (Volatilitä­ten) führen. „Auch wenn Sie finden, dass letzte Woche volatil war: jetzt geht es erst richtig los“, so der Fidelity-Experte.

Hoher Seegang

Wie die Kurswellen ausschlage­n, war auch amFreitag wieder zu sehen, wenn auch in etwas weniger beunruhige­n- den Form. Nachdem die USBörsen am Donnerstag kräftig verloren hatten, gaben auch die asiatische­n Märkte deutlich nach. In Europa schafften es einige Indizes nach einem guten Start an der Wall Street zeitweise in den Plusbereic­h. Als im Verlauf die US-Börsen aber wieder ins Minus drehten, endete der Handelstag in Europa erneut im Minus. In den Abendstund­en wendete sich das Blatt in New York zwar schlussend­lich zum Positiven. Das kam aber für Europa zu spät.

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Händler traut seinen Augen nicht ganz: Derartige Kursaussch­läge hat es schon lange nicht gegeben

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