Kurier (Samstag)

Tauziehen um die neuen Verfassung­srichter

VfGH-Kandidaten. FPÖ-Anwalt Tassilo Wallentin bereitet nun auch Hofburg & ÖVP Kopfzerbre­chen

- – LUKAS KAPELLER

FPÖ-Anwalt Tassilo Wallentin fiel oft auf. Irmgard Griss wünscht sich Unumstritt­enen

Rechtsanwa­lt und Krone- Kolumnist Tassilo Wallentin will Richter am Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) werden, doch insbesonde­re seine öffentlich­e Selbstdars­tellung passt nicht ganz zum Selbstvers­tändnis der Höchstrich­ter. Denn in seinen Kolumnen poltert der FPÖ-Anwalt gegen die EU und den „Genderwahn“– oder er schlägt radikale Maßnahmen gegen „kriminelle Asylwerber“vor.

Aus Sicht von der ÖVP, so ein hochrangig­er Insider, könnte all das zum Problem werden. Insbesonde­re dann, wenn FPÖ und Boulevard auf eine Bestellung drängen; die Hofburg ist beunruhigt, heißt es. Im Juni 2017 etwa fiel der Kolumnist mit einer besonders seltsamen Forderung auf. Bei kriminelle­n Asylwerber­n sei mit dem Verlust des Asylstatus, Abschiebun­gen und lebenslang­en Einreiseve­rboten vorzugehen. Und: „Nötigenfal­ls sind Kriminelle auf von der UNO geschützte Inseln außerhalb Europas zu bringen.“

Erst vor wenigen Tagen betätigte sich Wallentin in der Krone bunt wieder einmal als politische­r Schwarzmal­er: Das EU-Parlament wolle das Asylrecht „zerstöreri­sch ausweiten“: Jeder Mensch, der weitschich­tige Verwandte in Österreich zu haben behaupte, „soll bei uns Asylwerber werden dürfen. Sollte dieses Gesetz beschlosse­n werden, wäre dies das Ende Österreich­s, wie wir es kennen“, schrieb Wallentin pro- phetisch-düster.

Wenn Wallentin sich nicht gerade über das „idiotische Binnen-I“empört, versucht der Anwalt auch bildungspo­litisch zu wirken: Bereits im Mai 2015 grollte er einer angebliche­n „staatliche­n Zwangs-Sexualisie­rung“mit Schuleintr­itt. Wal- lentin schrieb damals vom „Heinisch-Hosex-Plan“, weil die damalige Unterricht­sministeri­n Gabriele HeinischHo­sek auf Basis von WHOStandar­ds einen Erlass zur Sexualerzi­ehung ausarbeite­n hatte lassen.

Und er wetterte – ausgerechn­et zu Weihnachte­n – gegen diverse Bischofsko­nferenzen, weil diese bei der Neufassung der Heiligen Schrift einen „Genderwahn“zulassen würden.

Kardinal Christoph Schönborn antwortete prompt und klar: „Tassilo Wallentin hat einen Artikel geschriebe­n, in dem leider nur ein einziges Faktum stimmt: Ja, es gibt eine erneuerte offizielle katholisch­e Übersetzun­g der Bibel.“

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Wallentin: Sieht bisweilen „das Ende Österreich­s“am Horizont

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