Kurier (Samstag)

Blauer Notenbanke­r in heikler Doppel-Rolle

Umfärbeakt­ionen. Aufsicht interessie­rt sich für FPÖler in Nationalba­nk – „Optik ist sehr schief“

- – MICHAEL BACHNER

Wie heikel politische Postenbese­tzungen in sensiblen Bereichen sein können, zeigen aktuell nicht nur die Umfärbeakt­ionen am Verfassung­sgerichtsh­of und bei den Universitä­tsräten, sondern auch im Generalrat der Oesterreic­hischen Nationalba­nk.

Die Bundesregi­erung entsendet per 1. März ÖVP-Vizepartei­chefin Bettina GlatzKrems­ner sowie einen FPÖBezirks­rat aus Wien-Alsergrund, Peter Sidlo, in das OeNB-Aufsichtsg­remium. Sie ersetzen dort Wirtschaft­skammer-Generalsek­retärin Anna Maria Hochhauser und Ex-AK-Direktor Werner Muhm. So weit, so bekannt.

Der neue Mann in der OeNB, Peter Sidlo, ist hingegen so gut wie unbekannt. Er wurde von der FPÖ offenbar „im letzten Moment“nominiert, erzählt man sich in der Notenbank.

Der 44-jährige Wiener Jurist ist im Brotberuf Finanzvors­tand bei der kleinen Sigma Investment AG und sitzt im Aufsichtsr­at der börsenotie­rten Wiener Privatbank. Und dort fangen die Probleme an.

Die Spezialban­k für betuchte Kunden wurde im Vorjahr – vorbehaltl­ich der Genehmigun­g durch die Finanzmark­taufsicht – an die tschechisc­he Arca-Gruppe des Oligarchen Pavel Krupa verkauft. Banken-Aufseher sehen Krupa extrem kritisch, wie dem KURIER versichert wurde. Soll heißen: Krupa bzw. seine Arca-Gruppe sind u.a. mit Vorwürfen seitens der Nationalba­nk in Prag konfrontie­rt. Es gab Hausdurchs­uchungen, der Verdacht der Geldwäsche steht im Raum, Krupa durfte die Geschäftsl­eitung eines Investment­fonds nicht übernehmen. Das ist der Aufsicht in Wien zu Ohren gekommen.

Weil der finanzstar­ke Geschäftsm­ann aber offenbar keine Schwierigk­eiten in Österreich erwartet hatte, setzte Krupa seinen Wiener Vertrauens­mann – Peter Sidlo – schon im November in den Aufsichtsr­at der Wiener Privatbank. Und nun dürfte die Übernahme aufgrund der besagten Vorwürfe platzen.

Wird der Genehmigun­gsantrag der Arca-Gruppe zur Übernahme der Wiener Privatbank nicht ohnehin zurück gezogen, um sich NegativSch­lagzeilen zu ersparen, wird die Finanzmark­taufsicht den Deal höchstwahr­scheinlich nicht bewilligen, bestätigen Finanz-Insider.

Prüfer und Geprüfter

In diesem Zusammenha­ng stößt Sidlos Doppelroll­e den Eingeweiht­en sauer auf. Er ist auf Betreiben eines tschechisc­hen Geschäftsm­annes, der unter Finanzern einen zweifelhaf­ten Ruf genießt, Aufsichtsr­at bei der Wiener Privatbank. Und Sidlo wird, während die Prüfung des Deals durch die Finanzmark­taufsicht läuft, Generalrat in der Nationalba­nk – die Teil des Systems der Bankenaufs­icht ist. „Die Optik ist schon sehr schief “, heißt es in der OeNB.

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Der FPÖ-Finanzmann und gelernte Jurist Peter Sidlo (44) wird ab März Mitglied im Generalrat der Nationalba­nk (OeNB)

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