„Es ist ein Schwachsinn, integrierte Lehrlinge abzuschieben“
Arbeitsmarkt. Helmut Peter vom Weissen Rössl übt scharfe Kritik an der Politik und fordert so wie die Industrie ein neues Bleiberecht-Modell
Rahmat Jafari ist ein Vorzeige-Lehrling. Seit sieben Monaten arbeitet er im Weissen Rössl am Wolfgangsee, spricht schon gut Deutsch und hat sich mit Unterstützung der Familie Peter und des Rotary Club Bad Ischl ein soziales Umfeld aufgebaut.
Am 31. Jänner dieses Jahres aber wurde sein Traum von der Integration in Österreich jäh zerstört. Sein Asylantrag wurde abgewiesen, ihm droht nun die Abschiebung nach Afghanistan. Helmut Peter, AltChef des „Weissen Rössl“und ehemaliger Nationalratsabgeordneter (Liberales Forum) will das nicht tatenlos hinnehmen. In einem Offenen Brief an die Bundesregierung fordert er nicht nur für Jafari ein Bleiberecht, sondern für alle gut integrierten Asylwerber, die in Österreich eine Lehre machen. Das sind immerhin 748 junge Menschen, 312 davon in Oberösterreich. Ein Koch-Lehrling aus Oberösterreich wurde bereits nach Pakistan abgeschoben, zwei weitere haben einen negativen Bescheid erhalten.
„Es ist ein Schwachsinn, integrierte Lehrlinge abzuschieben“, wirft Peter im Gespräch mit dem KURIER der Politik vor. Österreich brauche ein Einwanderungsgesetz. „Es gibt viel zu wenige junge Österreicher, die im Tourismus oder in der Pflege sieben Tage die Woche arbei- ten wollen“, sagt Peter. Es gehe ihm mit dem Offenen Brief darum, zu versuchen, der Vernunft zum Durchbruch zu verhelfen. Die Politik treibe Asylwerber in die Illegalität und schiebe jene ab „die sie am leichtesten erwischt, weil sie brav arbeiten“.
FPÖ-Ministerin prüft
Peter fordert ebenso wie Oberösterreichs Integrations-Landesrat Rudi Anschober die Politik auf, ein neues Modell für Asylwerber in der Lehre, wie es Deutschland bereits praktiziert wird, auch in Österreich einzuführen. Gemeinsam mit Manfred Lucher (Bündnis 90/Grüne), Sozialminister von Baden- Württemberg, hat Anschober am Freitag in Wien die „3 + 2Regelung“präsentiert.
Das bedeutet: Wenn Flüchtlinge, die bereits eine Lehre machen , einen negati- ven Asylbescheid bekommen, dürften sie die Lehre beenden und weitere zwei Jahre in Deutschland arbeiten. Dann wird ihr Fall nochmals überprüft. Anschober glaubt „an den gesunden Menschenverstand und an das Herz in der Politik“. Mit Sozialministerin Beate Hartinger-Klein habe er schon ein „konstruktives Gespräch“geführt. Sie habe versprochen, das Anliegen zu prüfen. Anschober gab sich überzeugt, dass das 3+2-Modell eine Chance habe, „wenn nicht ideologisch diskutiert wird“. Dutzende Unternehmer würden das Modell bereits unterstützen.
Sogar aus der Industriellenvereinigung kommen positive Signale. „Wir sind dabei, uns die 3+2-Regelung anzuschauen und sie zu evaluieren“, lässt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer ausrichten.