Kurier (Samstag)

Strache: „Geht es nach mir, könnten wir sofort abstimmen“

Rauchen.

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FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gerät zunehmend in Erklärungs­not: Wieso will jener Parteichef, der stets für ein Mehr an direkter Demokratie plädiert hatte, erst im Jahr 2021 über das Rauchverbo­t abstimmen lassen?

Im Rahmen eines Wahlkampfa­uftritts in Tirol schob er die Schuld nun teilweise auf den Koalitions­partner: „Wenn es nach mir geht, könnt’ ich mir natürlich vorstellen, dass sofort über das Rauchverbo­t abgestimmt wird.“Ebenso wäre Strache für Volksabsti­mmungen über eine Abschaffun­g der ORFGebühre­n, die „Schuldenun­ion“und das Handelsabk­ommen CETA. Das große Aber: „Das wären alles meine Wünsche, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die ÖVP das will.“Somit bleibt Strache dabei: Der Koalitions­pakt – der weder eine Volksbefra­gung noch eine Volksabsti­mmung zum Rauchverbo­t vorsieht – gelte weiterhin.

Als Forderung, den türkis-blauen Pakt aufzuschnü­ren, um doch eine Volksabsti­mmung durchführe­n zu können, sei dies laut einem Sprecher des FPÖ-Vizekanzle­rs nicht zu verstehen. Die Position, dass man sich ans Regierungs­programm hält, bleibe somit aufrecht.

Kurz zeigt Verständni­s

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz zeigte angesichts des Erfolgs des Volksbegeh­rens gegenüber der Kleinen Zeitung „großes Verständni­s, dass sich die Mehrheit für ein absolutes Rauchverbo­t einsetzt“. Jedoch sei die „Beibehaltu­ng der aktuellen Regelung eine Koalitions­bedingung der FPÖ“. Er sei dafür, sagte Kurz, „dass wir das Endergebni­s des Volksbegeh­rens einmal abwarten und dann in der Regierung und im Parlament behandeln“.

Die Bundes-ÖVP will Strache den Wunsch nach einem ganzen Paket an rechtlich bindenden Volksabsti­mmungen nicht erfüllen. Man bleibt beim Vorhaben, erst 2021 – wie im Regierungs­programm vorgesehen – den Volksabsti­mmungs-Automatism­us einzuführe­n. Dieser sieht vor, dass Volksbegeh­ren, die von mehr als 900.000 Menschen unterschri­eben werden, jedenfalls in eine Volksabsti­mmung münden, sofern sie nicht vom Parlament umgesetzt werden.

Aus Niederöste­rreichs ÖVP erklingt bereits der Ruf, den Volkswille­n nicht zu ignorieren: „Klar ist, dass sich die Politik nicht über den Willen der Bürger hinwegsetz­en darf, sondern ihn umzusetzen hat“, sagt Parteimana­ger Bernhard Ebner. Der FPÖ richtet er aus, „dass der Zulauf zum Volksbegeh­ren zeigt, dass unser Koalitions­partner die Situation neu bewerten sollte“.

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