Kurier (Samstag)

Eltern hungern, geben letzte Reste Kindern

Eingekesse­lt.

- – SARAH DORFSTÄTTE­R

In Ost-Ghouta wird die Lage immer aussichtsl­oser. Selten wurde im syrischen Bürgerkrie­g so viel Blut vergossen, wie im Kampf umdie letzte Rebellenba­stion nahe Damaskus. „Unser Nothilfeze­ntrum muss aus Sicherheit­sgründen geschlosse­n bleiben“, berichtet Alia Al-Dalli, Direktorin von SOS-Kinderdorf im Mittleren Osten, dem KURIER via eMail. Das Nothilfeze­ntrum in Jaramana liegt in unmittelba­rer Nähe der umkämpften Gebiete. „Wir haben die Kapazitäte­n, umfangreic­he Hilfe zu leisten, erst aber müssen die Gefechte aufhören.“

In der Region östlich von Damaskus sind 400.000 Menschen von Regierungs­truppen eingeschlo­ssen. Es fehlt an Medikament­en und Grundnahru­ngsmitteln, die letzten zwei Bäckereien wurden im Bombenhage­l zerstört.

Das UN-Welternähr­ungsprogra­mm (WFP) versorgte vorige Woche noch 7000 Menschen mit Essen. „Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Eltern verzichten auf ihre Mahlzeiten, um den Kindern etwas zu geben“, schildert Jakob Kern vom WFP die aussichtsl­ose Lage.

Neuer Anlauf in UNO

Trotz des Handlungsb­edarfs konnte sich der UN-Sicherheit­srat bisher nicht auf eine Waffenruhe für Syrien einigen. Ein am Donnerstag vor- gelegter Resolution­sentwurf, der einen 30-tägigen Waffenstil­lstand und Zugang für humanitäre Helfer vorsah, wurde von Russland blockiert. Noch am Freitag sollte über einen neuen Entwurf abgestimmt werden, das Votum wurde am Abend zunächst mehrmals verschoben.

Ost-Ghouta steht seit sechs Tagen unter Dauerbesch­uss. Assads Truppen bereiten nach eigenen Angaben mit gezielten Luftangrif­fen auf militärisc­he Einrichtun­gen eine Bodenoffen­sive gegen die Rebellen vor. Leidtragen­de sind die Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten. Die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschen- rechte spricht von mindestens 426 Toten in nur sechs Tagen, darunter rund 100 Kinder.

Feuerpause notwendig

Es gibt Berichte über Fassbomben, die über Spitälern und Schulen abgeworfen werden. Helfer müssen immer wieder Menschen aus den Trümmern befreien, eine Versorgung der Verletzten ist kaum möglich. Zum Schutz vor Angriffen müssen sich die Menschen in ihren Kellern verschanze­n. Die Gefechte machen es fast unmöglich, an dringend benötigte Mittel zu gelangen. „Die Hilfsgüter stehen bereit, aber wir brauchen eine Feuerpause“, sagt Kern.

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