Eltern hungern, geben letzte Reste Kindern
Eingekesselt.
In Ost-Ghouta wird die Lage immer aussichtsloser. Selten wurde im syrischen Bürgerkrieg so viel Blut vergossen, wie im Kampf umdie letzte Rebellenbastion nahe Damaskus. „Unser Nothilfezentrum muss aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben“, berichtet Alia Al-Dalli, Direktorin von SOS-Kinderdorf im Mittleren Osten, dem KURIER via eMail. Das Nothilfezentrum in Jaramana liegt in unmittelbarer Nähe der umkämpften Gebiete. „Wir haben die Kapazitäten, umfangreiche Hilfe zu leisten, erst aber müssen die Gefechte aufhören.“
In der Region östlich von Damaskus sind 400.000 Menschen von Regierungstruppen eingeschlossen. Es fehlt an Medikamenten und Grundnahrungsmitteln, die letzten zwei Bäckereien wurden im Bombenhagel zerstört.
Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) versorgte vorige Woche noch 7000 Menschen mit Essen. „Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Eltern verzichten auf ihre Mahlzeiten, um den Kindern etwas zu geben“, schildert Jakob Kern vom WFP die aussichtslose Lage.
Neuer Anlauf in UNO
Trotz des Handlungsbedarfs konnte sich der UN-Sicherheitsrat bisher nicht auf eine Waffenruhe für Syrien einigen. Ein am Donnerstag vor- gelegter Resolutionsentwurf, der einen 30-tägigen Waffenstillstand und Zugang für humanitäre Helfer vorsah, wurde von Russland blockiert. Noch am Freitag sollte über einen neuen Entwurf abgestimmt werden, das Votum wurde am Abend zunächst mehrmals verschoben.
Ost-Ghouta steht seit sechs Tagen unter Dauerbeschuss. Assads Truppen bereiten nach eigenen Angaben mit gezielten Luftangriffen auf militärische Einrichtungen eine Bodenoffensive gegen die Rebellen vor. Leidtragende sind die Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschen- rechte spricht von mindestens 426 Toten in nur sechs Tagen, darunter rund 100 Kinder.
Feuerpause notwendig
Es gibt Berichte über Fassbomben, die über Spitälern und Schulen abgeworfen werden. Helfer müssen immer wieder Menschen aus den Trümmern befreien, eine Versorgung der Verletzten ist kaum möglich. Zum Schutz vor Angriffen müssen sich die Menschen in ihren Kellern verschanzen. Die Gefechte machen es fast unmöglich, an dringend benötigte Mittel zu gelangen. „Die Hilfsgüter stehen bereit, aber wir brauchen eine Feuerpause“, sagt Kern.