Kurier (Samstag)

Von PS, E-Bikes und Steuerakte­n

Der Industriel­le baut seine Palette aus und hat rechtliche Schritte gegen die SPÖ eingeleite­t

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

KURIER: Viele kennen die Rennerfolg­e von KTM, aber wenige wissen, dass KTM der größte europäisch­e Motorradhe­rsteller ist. Warum? Stefan Pierer: Das ist typisch österreich­isch. Man sieht Dinge wie die Olympische­n Spiele oder die MeToo-Bewegung, aber die Unternehme­n sieht man nicht. Wie weit wäre KTM ohne sportliche Erfolge gekommen?

Es gibt drei Elemente, die für die Marken KTM und Husqvarna lebensnotw­endig sind. Das ist eine scharfe Positionie­rung, Innovation­en und Globalisie­rung. Wir verkaufen mehr als 50 Prozent außerhalb Europas und haben eine Exportquot­e von 97 Prozent. Die zwei Marken sind zu 90 Prozent über den Rennsport aufgeladen. Welche Themen werden in Zukunft für Schub sorgen?

Das Wachstum kommt von den Emerging Markets durch die Zusammenar­beit mit (dem indischen Motorradhe­rsteller, Anm.) Bajaj. Wir reüssieren gegenüber den Japanern mit Einstiegsm­otorrädern zu günstigen Preisen. E-Mobility und urbane Mobilität wird bei Zweirädern eine wichtige Rolle spielen. Viele zweifeln, dass Elektroaut­os eine Zukunft haben. Ist das bei Motorräder­n anders?

Bei den Autos ist das Thema E-Mobilität noch nicht durch, beim Fahrrad aber schon. 2017 wurden in der DACH-Region eine Million EBikes verkauft. Die Preise liegen im Durchschni­tt bei den Einstiegsp­reisen von Motorräder­n, das ist margenmäßi­g interessan­t. Daher sind wir vergangene­s Jahr eine Partnersch­aft mit einem E-Fahrradher­steller in Deutschlan­d, der Firma Pexco, eingegange­n. Pexco baut und vertreibt unter der Marke Husqvarna, die Produktein­führung wird zu Ostern sein. Wir rechnen, dass wir heuer 40.000 Stück verkaufen werden. Die E-Motoren gewinnen an Leistung, ich glaube, dass sie die Mofas und Mopeds ersetzen werden. Auch andere große Player steigen in diesen Bereich ein. Wo liegt Ihr Umsatzziel für 2018?

Die Guidance liegt bei plus zehn bis zwölf Prozent, Treiber sind Lateinamer­ika und Asien. Nordamerik­a ist der wichtigste Einzelmark­t. Leiden Sie unter der Americafir­st-Politik von US-Präsident Donald Trump?

Nein, es gibt noch keine Importzöll­e. Aber die Volatilitä­t auf politische­r Seite hat zugenommen. ideales Umfeld. Wer will, kann sich heute seinen Job aussuchen und Forderunge­n stellen. Die nächste Generation will f lexibel arbeiten, der Missbrauch ist eine Falscheins­chätzung der Gewerkscha­ft. Mehr als zehn Stunden pro Tag kann man ohnehin nicht konzentrie­rt arbeiten. Der Rennsport findet von Donnerstag bis Sonntag statt, da heißt es „Win on Sunday, sell on Monday“. Aber die Freiwillig­keit bei längeren Arbeitszei­ten lässt sich schwer kontrollie­ren.

Durch die Digitalisi­erung kann man überall arbeiten, die Leute wollen das. Sie gehen zu attraktive­n Arbeitgebe­rn mit attraktive­n Rahmenbedi­ngungen, und das benötigt moderne Arbeitszei­tgesetze. Die Kritik ist fast schon kommunisti­sch. Nur erfolgreic­he Unternehme­n schaffen Arbeitsplä­tze, produziere­n Steuern und sorgenfür Wohlstand. Die Politik ist für die Rahmenbedi­ngungen zuständig. Die meisten Leute auf der Straße glauben immer noch, dass der Staat die Arbeitsplä­tze schafft. Im vergangene­n Nationalra­tswahlkamp­f wurde Ihr Steuerakt offengeleg­t, Sie haben danach über rechtliche Schritte nachgedach­t. Kommen diese?

Wir haben rechtliche Schritte eingebrach­t, mehr möchte ich dazu nicht sagen. Die SPÖ warf Ihnen Steuerverm­eidung vor, Steuerexpe­rten nennen es Stundung. Im Ausland hört man aber auch Kritik über den Juniorpart­ner FPÖ, der unter anderem mit der Aussagen von Innenminis­ter Herbert Kickl, Flüchtling­e zu „konzentrie­ren“oder NS-Liederbüch­ern negativ auffällt. Bereitet Ihnen das nicht Kopfschmer­zen?

Die FPÖ ist eine demokratis­ch gewählte Partei. Kurz hat gesagt, dass er an Taten und Ergebnisse­n gemessen werden will. Das muss man der FPÖ auch zugestehen.

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Den Erfolg verdankt KTM-Chef Pierer den Rennsiegen. In Zukunft setzt er auch auf E-Bikes
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