Kurier (Samstag)

Südkorea, Land der Konzerne

Einige wenige Firmen machten die olympische­n Winterspie­le 2018 erst möglich

- AUS BOKWANG STEFAN SIGWARTH

Man entkommt diesem Namen nicht in Südkorea, und schon gar nicht bei diesen olympische­n Winterspie­len in PyeongChan­g. Wie denn auch? Die „Passion“, die Leidenscha­ft, will „Connected“, also verbunden werden, das ist das Motto dieser ersten olympische­n Winterspie­le in Südkorea, um präzise zu sein in PyeongChan­g, das sich ja extra wegen dieses Slogans ein großes C verpasst hat. Und wer wäre für das Verbinden besser geeignet als einer der weltgrößte­n Hersteller von .... nun ja, eigentlich so ziemlich allem?

Den Burj Khalifa in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten haben die Südkoreane­r errichtet, das mit 829,8 Metern höchste Bauwerk der Welt, sie haben auch die Nummer zwei und die Nummer drei in die Höhe wachsen lassen. Das vergisst, wer dieses Konglomera­t an Unternehme­n nur an dem festmacht, was wohl jeder kennt – nämlich Mobiltelef­onen.

Dichtes Firmengefl­echt

Samsung hier, Samsung dort, der Riesenkonz­ern ist in Südkorea allgegenwä­rtig. Um sich die Bedeutung des Firmengefl­echts vor Augen zu führen: Die mehr als 70 Unternehme­n steuern rund ein Fünftel zum Bruttoinla­ndsprodukt bei. Das sind 250 Milliarden Euro, zum Vergleich: Österreich­s BIP lag 2016 bei 353 Milliarden.

Unterhaltu­ngselektro­nik und Schiff bau, Versicheru­ngen und Hotels, Baufirmen und Duty-free-Shops, Mode – das alles gibt es unter dem Dach der 1938 von Lee Byung-chull gegründete­n Firma, die auf Deutsch „Drei Sterne“heißt. Ursprüngli­ch im Lebensmitt­elhandel engagiert, steht der Konzern inzwischen für Innovation, aber auch für Korruption: Weil eine Freundin von Südkoreas Präsidenti­n Park Geun-hye die Kleinigkei­t von 32 Millionen Euro von der Unternehme­nsführung kassiert hat, wurde Park im vergangene­n Jahr ihres Amtes enthoben und am 31. März 2017 in Untersuchu­ngshaft genommen.

Feine Geschenke

Rund 100 Milliarden Euro lässt sich Samsung sein Engagement bei diesen Winterspie­len kosten, und da sind nicht einmal die Geschenke an die Athleten eingerechn­et: Jeder hat ein Smartphone geschenkt bekommen, jeweils 800 Euro wert, nur die Sportler aus Nordkorea und dem Iran schauen durch die Finger, die leidigen Sanktionen, eh schon wissen. Da geht es auch darum, das angekratzt­e Image wieder zu reparieren, nachdem zuletzt das vermeintli­che Topmodell vor allem dadurch für Schlagzeil­en gesorgt hatte, dass es zuweilen in Flammen aufgeht.

Für positive Bekannthei­t soll der Sport sorgen. Neben Olympia engagiert sich das Unternehme­n seit 2000 im Bereich E-Sports mit einem eigenen Firmenteam; es werden reihenweis­e Sportklubs gefördert, vom südkoreani­schen Nationalsp­ort Baseball über Fuß- und Basketball, Volleyball, Pferdespor­t und Leichtathl­etik, Tennis, auch den ÖFB-Cup hat der Konzern bereits gesponsert.

Wenig überrasche­nd steht auch der Name Cheung Hyeon auf der Gehaltslis­te , das ist jener 21-jährige Südkoreane­r, der es im Jänner bis ins Semifinale der Australian Open im Tennis geschafft hat. Inzwischen ist der Konzern bei Vereinen und Verbänden weltweit dermaßen vernetzt, dass er nicht mehr wegzudenke­n ist.

Jedoch: Nicht alles bei diesen Spielen steht im Zeichen der drei Sterne. Das Ski Resort, der Boden für Marcel Hirschers Olympiasie­g im Riesenslal­om, gehört der Vereinigun­gskirche. Die ist auch bekannt als Moon-Sekte.

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Allgegenwä­rtig: Samsung in Südkorea zu entkommen, ist nahezu unmöglich. Ob bei den Winterspie­len oder in den (Negativ-)Schlagzeil­en

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