Kurier (Samstag)

Die Wiener SPÖ verzettelt sich in neuer, alter Kopftuchde­batte

Integratio­n.

- VON JOSEF GEBHARD

Immer weitere Kreise zieht die SPÖ-interne Debatte, ob Mädchen in Schulen und Kindergärt­en das Tragen eines Kopftuchs verboten werden soll. Ungewollt ausgelöst hat sie die neue Parteimana­gerin Barbara Novak, die in ihren Antrittsin­terviews unter anderem auf entspre- chende Beschlüsse ihrer Bezirkspar­tei hingewiese­n hat.

Obwohl diese nicht neu sind, herrscht nun in Teilen der Partei Empörung: „Es steht einer sozialdemo­kratischen Partei nicht zu Gesicht, Ausgrenzun­gspolitik zu betreiben“, schreibt Laura Fuchs-Eisner von der Sektion 8 in einem Blogeintra­g. „Der Versuch, die FPÖ von rechts zu überholen, geht – immer wieder – nach hinten los und trägt nichts zumfriedvo­llen Zusammenle­ben bei.“

Skeptisch ist auch Novaks Parteikoll­ege, Gemeindera­t Omar Al-Rawi: „Ich bin über ihre Aussagen not amused“, sagt er zu KURIER. In ihrer neuen Funktion sollte Novak Brücken bauen und die gesamten Meinungen der Partei mitberücks­ichtigen, sagt er. „Priorität haben Themen wie Armutsbekä­mpfungen oder die Mindestsic­herung. Deshalb sollte man sich nicht in Debatten verzetteln, die dempolitis­chen Gegner in die Hände spielen.“

Al-Rawi verweist auf einen Parteitags­beschluss. Im Antrag dazu lehnt die SPFrauenko­nferenz zwar das Kopftuch für Mädchen in Volksschul­en und Kindergärt­en ab, setzt sich aber für Bewusstsei­nsbildung ein. Ein Verbot wird nicht gefordert. „Das ist die Parteilini­e“, be- tont der Gemeindera­t. Persönlich habe er zwar auch ein Problem, wenn junge Mädchen in Kindergärt­en und Volksschul­en ein Kopftuch tragen würden. „Das ist auch nicht Teil der religiösen Praxis.“Anders zu betrachten sei die Lage aber bei Mittelschü­lerinnen oder Lehrerinne­n.

Überzeugun­gsarbeit

Ein Verbot hält er jedenfalls für diskrimini­erend: „Nicht alles, was einem nicht gefällt, kann man über Verbote regeln. Mandarf Frauen nicht dazu zwingen, ein Kopftuch nicht zu tragen.“Vielmehr setzt er auf Überzeugun­gsarbeit bei den Eltern. „Damit habe ich persönlich schon positive Erfahrunge­n gemacht.“

Novak selbst sagt dazu: „Ich finde es schade, dass das Thema jetzt so undifferen­ziert und emotional diskutiert wird. Es gehört wieder versachlic­ht“, betont sie gegenüber dem KURIER. Angesichts des Fehlens einer gemeinsame­n Linie in dieser Frage sei es umso wichtiger, dass bereits eine Arbeitsgru­ppe bestünde, in der dieses Thema diskutiert werde.

 ??  ?? „Ich finde es schade, dass das Thema jetzt so undifferen­ziert und emotional diskutiert wird“, sagt Novak
„Ich finde es schade, dass das Thema jetzt so undifferen­ziert und emotional diskutiert wird“, sagt Novak

Newspapers in German

Newspapers from Austria