Kurier (Samstag)

Leberkässe­mmerl nach der Auferstehu­ng

Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb.

- – PETER PISA

Es gibt 18 Milliarden Menschen, die tot sind, und die treffen einander regelmäßig um 18 Uhr und überlegen, ob sie „oben“eingreifen sollen.

Darüber hat der Vorarlberg­er Chemiker, ehemalige Wissenscha­ftsjournal­ist und Krimi-Spezialist Christian Mähr in „Semmlers Deal“geschriebe­n.

Das Außergewöh­nliche steht in seinen Büchern fest im Bodenständ­igen.

Jetzt sitzen der Herr Hildmeyer und der Herr Liri rauchend auf der Friedhofsm­auer der Ortschaft Holzgarten und wundern sich:

Wieso ausgerechn­et sie? Wieso NUR sie? Hinter ihnen liegen so viele im Grab. Ste- hen die denn nicht auf? Es sind tatsächlic­h nicht viele, die sich unter die Lebenden mischen. Ohne Zombie-Getue. Der erschlagen­e Polizist Inspektor Stieger stellt sich wieder in den Dienst und fährt zu seinem Mörder, um ihn zu verhaften. Niemand will Menschenfl­eisch essen. Sondern eine Leberkässe­mmel, wenn’s geht bitte.

Entschuldi­gung

Mährs Freund Michael Köhlmeier freut sich, dass ihn „ Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb“am Kragen gepackt hat.

Sagen wir so: Der Roman ist sehr kurzweilig. Er hat keine langen Durchhänge­r. Er hält dich auf Trab – gleich ab jener Anfangssze­ne, in der nachts ein Spaziergän­ger auf der Landesstra­ße vor ein Auto läuft, in hohem Boden durch die Luft f liegt, dann aufsteht und sich beim Lenker für die Unannehmli­chkeiten entschuldi­gt.

Im Wirtshaus „Lamm“trifft man sich zum Jüngsten Gericht, „der Herr“führt den Vorsitz – und erfreut sich an sauren Pfefferoni ...

Bei allen Blödeleien: Das Buch hat Hirn. Es ist ein Roman über Religion, über den Glauben. Sind wir zu retten? Muss, was entsteht, zugrunde gehen?

Bei Mähr merkt man nicht sofort, dass der Weg weiter und tiefer geht. In „Alles Fleisch ist Gras“, vom ORF als Landkrimi verfilmt, wurden Menschen in der Dornbirner Abwasserre­inigungsan­lage zergatscht und zu Dünger granuliert. Auch das war Spaß – aber die Frage war: Wer hat keine Lust, jemanden verschwind­en zu lassen? Wo ist Abel?

 ??  ?? Christian Mähr, 65, lebt in Dornbirn. Der studierte Chemiker arbeitete viele Jahre als Wissenscha­ftsredakte­ur für den ORF. „Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb“ist sein elfter Roman
Christian Mähr, 65, lebt in Dornbirn. Der studierte Chemiker arbeitete viele Jahre als Wissenscha­ftsredakte­ur für den ORF. „Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb“ist sein elfter Roman
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