Wahlkampffinale im Heiligen Land
Vier Parteien wollen mit der ÖVP regieren. Chancen der Blauen stehen im Finale schlecht
Tirol wählt am Sonntag: Vier Parteien wollen mit der Volkspartei regieren
Noch wird aufgebaut an diesem kalten Freitagmorgen. Ein paar Stunden später wird die Tiroler Volkspartei in der Innsbrucker Maria-Theresienstraße alles Notwendige errichtet haben, das ein kleines Volksfest ermöglicht: Hüpfburg und Schminkstand für die Kinder, ab Mittag spielt eine Band. An Essensständen gibt es Kasknödel und Kaskrapfen.
Es ist auch eine Demonstration der Finanz- und Wahlkampfstärke der ÖVP. Kurz nach 17 Uhr betritt Landeshauptmann Günther Platter die Bühne dieser Abschlusskundgebung. Und dabei lässt er, der sich im gesamten Wahlkampf sämtliche Türen zu möglichen Koalitionspartner offen gehalten hat, dann aufhorchen: „Eines ist klar: Ich will in Tirol keine Experimente haben“, sagt der 63Jährige, der vor seiner dritten Amtszeit als Tiroler Landeshauptmann steht.
Absage an „Spinner“
Platter stellt zwar klar: „Wir brauchen in der Regierung keine rechten und keine linken Spinner.“Es klingt trotzdem vor allem nach einer Absage an Schwarz-Blau, das in Tirol ein Novum und somit ein Experiment darstellen würde. Das würde im übrigen auch für eine Regierung mit den koalitionswilligen Neos, die am Sonntag den erstmaligen Sprung in den Landtag schaffen könnten, gelten.
In Tirol regierte Platter von 2008 bis 2013 mit den Sozialdemokraten und sattelte nach einem Zerwürfnis mit der SPÖ auf Grün um. Die Öko-Partei zittert dieser Tage vor einem möglichen Absturz. In einer vergangenen Sonntag von der ÖVP medial lancierten Umfrage kommt die Partei von Spitzenkandidatin und Kurzzeit-Bundessprecherin Ingrid Felipe zwar auf zwölf Prozent. Doch zuletzt war auch von Umfragen die Rede, die den Grünen den Absturz auf einstelliges Ergebnis prophezeien. Dementsprechend groß ist die Nervosität bei der Nochregierungspartei. „Jetzt oder nie mehrGrüninTirol“, gab Klubobmann Gebi Mair am Freitagnachmittag vor Anhängern, die sich am Inn versammelt hatten, als Devise aus.
Bei einem Ergebnis unter zehn Prozent hat Felipe bereits den Gangin die Opposition angekündigt. Warnungen vor Schwarz-Blau sollen mobilisieren. Auch die SPÖspielt diese Karte. Platters Koalitionsandeutung könnte somit beide Parteien schwächen.
Während die SPÖ am Anfang des Wahlkampfs noch nichts von einer Koalition mit der ÖVP wissen wollten, signalisiert sie inzwischen, parat zu stehen. SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik wäre unter bestimmten Bedingungen nun auch bereit ihr Amt als Bürgermeisterin der Bezirkshauptstadt Lienz gegen ein Regierungsamt einzutauschen. Laut Umfragen liefert sich ihre Partei ein Duell mit der FPÖ um Platz zwei. Die SPÖ werde „am Sonntag vor den Blauen auf Platz 2 ins Ziel gehen“, sagte Blanik gestern.
15-Prozent-Ziel
Die Freiheitlichen dürfen – auch aufgrund des schwachen Abschneidens 2013 – mit deutlichen Zugewinnen rechnen. Siegesgewiss scheint die FPÖ aber nicht mehr zu sein.
Wenn es „Richtung der 15 Prozent“ginge, wäre das ein „großartiger “, alles darüber ein „gigantischer Erfolg“, stapelte Parteichef Heinz-Christian Strache am Donnerstagabend vor 300 Anhängern und an der Seite von Spitzenkandidat Markus Abwerzger im Rathaussaal von Telfs tief. Im Jänner war noch die Verdoppelung und mehr das Ziel.
Eines eint alle Konkurrenten von Günther Platter. Sie warnen vor einer absoluten VP-Mandatsmehrheit. Die gilt zwar nicht als wahrscheinlich, aber möglich.