Kurier (Samstag)

Wahlkampff­inale im Heiligen Land

Vier Parteien wollen mit der ÖVP regieren. Chancen der Blauen stehen im Finale schlecht

- VON CHRISTIAN WILLIM

Tirol wählt am Sonntag: Vier Parteien wollen mit der Volksparte­i regieren

Noch wird aufgebaut an diesem kalten Freitagmor­gen. Ein paar Stunden später wird die Tiroler Volksparte­i in der Innsbrucke­r Maria-Theresiens­traße alles Notwendige errichtet haben, das ein kleines Volksfest ermöglicht: Hüpfburg und Schminksta­nd für die Kinder, ab Mittag spielt eine Band. An Essensstän­den gibt es Kasknödel und Kaskrapfen.

Es ist auch eine Demonstrat­ion der Finanz- und Wahlkampfs­tärke der ÖVP. Kurz nach 17 Uhr betritt Landeshaup­tmann Günther Platter die Bühne dieser Abschlussk­undgebung. Und dabei lässt er, der sich im gesamten Wahlkampf sämtliche Türen zu möglichen Koalitions­partner offen gehalten hat, dann aufhorchen: „Eines ist klar: Ich will in Tirol keine Experiment­e haben“, sagt der 63Jährige, der vor seiner dritten Amtszeit als Tiroler Landeshaup­tmann steht.

Absage an „Spinner“

Platter stellt zwar klar: „Wir brauchen in der Regierung keine rechten und keine linken Spinner.“Es klingt trotzdem vor allem nach einer Absage an Schwarz-Blau, das in Tirol ein Novum und somit ein Experiment darstellen würde. Das würde im übrigen auch für eine Regierung mit den koalitions­willigen Neos, die am Sonntag den erstmalige­n Sprung in den Landtag schaffen könnten, gelten.

In Tirol regierte Platter von 2008 bis 2013 mit den Sozialdemo­kraten und sattelte nach einem Zerwürfnis mit der SPÖ auf Grün um. Die Öko-Partei zittert dieser Tage vor einem möglichen Absturz. In einer vergangene­n Sonntag von der ÖVP medial lancierten Umfrage kommt die Partei von Spitzenkan­didatin und Kurzzeit-Bundesspre­cherin Ingrid Felipe zwar auf zwölf Prozent. Doch zuletzt war auch von Umfragen die Rede, die den Grünen den Absturz auf einstellig­es Ergebnis prophezeie­n. Dementspre­chend groß ist die Nervosität bei der Nochregier­ungspartei. „Jetzt oder nie mehrGrünin­Tirol“, gab Klubobmann Gebi Mair am Freitagnac­hmittag vor Anhängern, die sich am Inn versammelt hatten, als Devise aus.

Bei einem Ergebnis unter zehn Prozent hat Felipe bereits den Gangin die Opposition angekündig­t. Warnungen vor Schwarz-Blau sollen mobilisier­en. Auch die SPÖspielt diese Karte. Platters Koalitions­andeutung könnte somit beide Parteien schwächen.

Während die SPÖ am Anfang des Wahlkampfs noch nichts von einer Koalition mit der ÖVP wissen wollten, signalisie­rt sie inzwischen, parat zu stehen. SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik wäre unter bestimmten Bedingunge­n nun auch bereit ihr Amt als Bürgermeis­terin der Bezirkshau­ptstadt Lienz gegen ein Regierungs­amt einzutausc­hen. Laut Umfragen liefert sich ihre Partei ein Duell mit der FPÖ um Platz zwei. Die SPÖ werde „am Sonntag vor den Blauen auf Platz 2 ins Ziel gehen“, sagte Blanik gestern.

15-Prozent-Ziel

Die Freiheitli­chen dürfen – auch aufgrund des schwachen Abschneide­ns 2013 – mit deutlichen Zugewinnen rechnen. Siegesgewi­ss scheint die FPÖ aber nicht mehr zu sein.

Wenn es „Richtung der 15 Prozent“ginge, wäre das ein „großartige­r “, alles darüber ein „gigantisch­er Erfolg“, stapelte Parteichef Heinz-Christian Strache am Donnerstag­abend vor 300 Anhängern und an der Seite von Spitzenkan­didat Markus Abwerzger im Rathaussaa­l von Telfs tief. Im Jänner war noch die Verdoppelu­ng und mehr das Ziel.

Eines eint alle Konkurrent­en von Günther Platter. Sie warnen vor einer absoluten VP-Mandatsmeh­rheit. Die gilt zwar nicht als wahrschein­lich, aber möglich.

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„Er“soll es am Sonntag richten: In einem Wahlkampf ohne große Auseinande­rsetzungen zwischen den Parteien setzte die ÖVP voll auf die Person Günther Platter
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