Kurier (Samstag)

Österreich will Bitcoin strenger regulieren

Löger-Plan. Soll wie Gold behandelt werden

- VON H. SILEITSCH-PARZER

Finanzmini­ster Hartwig Löger sieht Handlungsb­edarf bei der Kryptowähr­ung Bitcoin. Nicht nur, dass deren Kurs im letzten Jahr unglaublic­h schwankte: Es verloren etliche Anleger bei betrügeris­chen Firmen Geld. Nun soll Bitcoin (nach anderen Ländern) auch in Österreich reguliert werden. Das Wie wirft aber Fragen auf: Dem Finanzmini­ster schwebt vor, dass die Kryptowähr­ung wie Gold oder Derivate behandelt wird. Damit wäre sie aber – anders als vorgesehen – nicht der Aufsicht der Finanzmark­taufsicht unterstell­t. Internatio­nal herrscht bei der Bitcoin-Behandlung ebenfalls ein rechtliche­s Durcheinan­der. Deutschlan­d ist besonders streng, Österreich galt bisher als liberal. Damit könnte nun bald Schluss sein.

„Wie im Wilden Westen“, hatte Klaus Kumpfmülle­r, Vorstand der Finanzmark­taufsicht, im November über Kryptowähr­ungen geurteilt. Jetzt darf er sie zum Duell rufen: Bitcoin und Co. sollen beaufsicht­igt und strenger reguliert werden. Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) will sie „ähnlich wie den Handel mit Gold und Derivaten“bewerten. Das sorgt in der seriösen Bitcoin-Szene für Beifall. Und für Erstaunen.

„Positiv ist, dass damit Klarheit und Rechtssich­erheit geschaffen werden“, sagt Johannes Grill vom Lobby-Verein Bitcoin Austria. Und, was die Branche freut: „Für den Goldhandel braucht es keine Banklizenz. Damit werden die Innovation­smöglichke­iten nicht beschnitte­n.“Pioniere wie die Handelspla­ttform BitPanda, die mit der Post kooperiert, oder der Grazer Dienstleis­ter Coinfinity, der Automaten betreibt, könnten aktiv bleiben.

Digitaler Prospekt

Aus Sicht der Aufseher könnte Lögers Vergleich mit Gold freilich zum Eigentor werden. Denn für den Handel mit dem Edelmetall ist die Finanzmark­taufsicht (FMA) gerade nicht zuständig. Ob das wirklich so geplant war?

Offenbar nicht. Denn an anderer Stelle heißt es, die FMA möge Handelspla­ttformen beaufsicht­igen und Vertriebsm­odelle überwachen. Für Gold gelten aber nur AntiGeldwä­scheregeln. Künftig sollen sich Bitcoin-Kunden ausweisen, wenn sie Beträge über 10.000 Euro handeln.

Seit dem Vorjahr ist die Ausgabe von eigenen Coins und Tokens (digitalen Gutscheine­n) eine beliebte Methode zur Unternehme­nsfinanzie­rung geworden. Bei dieser Geldbescha­ffung – „Initial Coin Offering“(ICO) – soll künftig ein digitaler Prospekt über die Geschäftsp­läne und Risiken aufklären. Diesen müsste ebenfalls die FMA abnicken. Ab März soll obendrein ein mit Experten besetzter „Fintech-Regulierun­gsrat“über neue Regulierun­gsansätze nachdenken.

Die Aufsichtsb­ehörde FMA, die bisher für Kryptowähr­ungen laut Gesetz nicht zuständig war, begrüßt einen strengeren Kurs, weist aber hin, dass ohne grenzübers­chreitende Kooperatio­n die Anbieter einfach in Staaten mit schwächere­r Regulierun­g ausweichen würden.

Der auf Kryptowähr­ungen spezialisi­erte Anlagebera-

ter Ernst Tertilt (Crypto Management GmbH) kann den Ideen ebenfalls einiges abgewinnen. Sie seien überfällig: Bisher hätten widersprüc­hliche Aussagen „Unsicherhe­it unter den Anlegern und die Abwanderun­g von Innovation­enins Ausland“bewirkt. Dass der Finanzmini­ster Insiderhan­del und Marktmanip­ulation im Kryptobere­ich bestrafen will, sei ein wünschensw­erter Ansatz, so Tertilt. Die FMAund Nationalba­nk hätten aber nur begrenztes Knowhow über die Funktionsw­eise der Blockchain-Technologi­e“.

AmFreitag warenKrypt­os auch ein Thema bei Eurogruppe­n-Chef Mario Centeno. Anfang März soll ein Aktionspla­n aus Brüssel folgen.

„Übliche Verdächtig­e“

Bisher wurde das Business sehr unterschie­dlich gehandhabt. Die deutsche Aufsicht Bafin war besonders streng: „Es gibt keinen einzigen ICO, der in Deutschlan­d geneh- migt wurde“, sagt Rechtsanwa­lt Steffen Hartmann von der Kanzlei CLLB in Berlin: „Offiziell ist der deutsche Markt eigentlich tot.“

Die deutsche Aufsicht haue „seit Wochen mit der großen Keule zu, sobald sie jemanden findet“. Auch seriöse Firmen mussten ausweichen. Erste Wahl war früher die Schweiz, die ICO allerdings gestoppt hat. Danach zählten „Estland, Liechtenst­ein, teilweise Österreich zu den ’üblichen Verdächtig­en’“.

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„Wie im Wilden Westen“(FMA-Chef Kumpfmülle­r): Das soll ein Ende haben
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