Kurier (Samstag)

FP-Kandidat will mit Bekenntnis zu „Volksnatio­n Österreich“punkten

Verfassung­sgerichtsh­of. Strache bestätigte just während Hearings Verdacht, dass seine Kandidaten fürs Höchstgeri­cht längst paktiert sind.

- VON RAFFAELA LINDORFER

Die Hearings waren gerade im Gange, als FPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache am Freitag einen Verdacht bestätigte: Die Favoriten für die beiden vakanten Richterpos­ten im Verfassung­sgerichtsh­of stehen längst fest. Uni-Professor Andreas Hauer und Medienanwa­lt Michael Rami sollen im Nationalra­t bzw. im Bundesrat mit türkis-blauer Mehrheit gewählt werden.

Die beiden Juristen seien „perfekt geeignet“, erklärte Strache in Innsbruck. Die Anhörung der insgesamt 41 Kandidaten sei trotzdem gut: Wenn sich da jemand als ungeeignet erweise – wovon er bei Rami und Hauer aber keinesfall­s ausgehe –, gebe es eben noch andere Kandidaten.

Bei der Opposition sorgt diese Vorgangswe­ise für heftige Kritik. SPÖ-Justizspre­cher Hannes Jarolim: „Es waren tolle Kandidaten dabei. Es bricht einem das Herz, wie hier im Hintergrun­d agiert wird.“Sosieht es auch der Grüne Bundesrat David Stögmüller: „Die Enttäuschu­ng, dass es offenbar eine Vorauswahl gab, war den Kandidaten anzumer- ken. Sie haben unseren größten Respekt, dass sie trotzdem gekommen sind.“

Vier haben abgesagt, am Dienstag sind noch 15 dran – darunter Anwalt Rami. UniProfess­or Hauer musste sich gestern kritischen Fragen zu seiner Mitgliedsc­haft beim „Corps Alemannia Wien zu Linz“stellen – eine Burschensc­haft, die dem deutschnat­ionalen Lager zugerechne­t wird.

Laut Zuhörern (Medien waren ausgeschlo­ssen) versichert­e der Uni-Professor, dass er kein Antisemit sei, für sein Corps „die Hand ins Feuer“lege und sich „der Volksnatio­n und dem Vaterland Österreich“zugehörig fühle. Erstaunlic­h ist das deshalb, weil Deutschnat­ionale häufig – wenn überhaupt – nur den Staat Österreich anerkennen.

Weniger Parteipoli­tik

Ex-VfGH-Präsident Ludwig Adamovich hält indes die Hearings in dieser Form für „nicht sehr sinnvoll“und erinnert an den früheren Modus der Bestellung: Bundesrat und Nationalra­t haben jeweils drei Kandidaten vorgeschla­gen, der Bundespräs­ident hatte dann die LetztAuswa­hl. Adamovich: „Wenn es im Hintergrun­d politische Vorstellun­gen gegeben hat, konnte er gegensteue­rn.“Dass dieser Modus aber wieder eingeführt wird, sei unrealisti­sch: 1994 wurde er abgeschaff­t. Mutmaßlich, weil sich Bundespräs­ident Thomas Klestil damals für den Drittplatz­ierten entschied – und damit für den politisch weniger genehmen.

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Grabenwart­er und Bierlein wurden am Freitag angelobt

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