Kurier (Samstag)

Familienbo­nus-Kürzung ist ein Nullsummen­spiel

Ausländer.

- – KKN

Gestern schickte Finanzmini­ster Hartwig Löger den Entwurf für den Steuerbonu­s, durch den Familien ab 2019 pro Jahr und Kind 1500 Euro von der Lohnsteuer absetzen können, in Begutachtu­ng. Und zwar inklusive sogenannte­r Indexierun­g für Steuerzahl­er, deren Kinder im Ausland leben. Will heißen: Wer etwa in Österreich Lohnsteuer zahlt, aber ein Kind in Ungarn hat, darf aufgrund der dort niedrigere­n Lebenskost­en nicht die vollen 1500 Euro absetzen. Im Gegenzug soll es für Länder wie Schweden einen höheren Familienbo­nus geben.

Geht nicht, sagte Europarech­tler Walter Obwexer jüngst dazu im KURIER – eine Kritik, die Löger so allerdings nicht stehen lassen möchte: „Wir haben ein Gutachten erstellen lassen, laut dem die Maßnahme europarech­tlich in Ordnung ist“, so der türkise Finanzmini­ster im KURIER-Talk „Warum eigentlich ...?“mit Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er. Man wolle demnach dieselbe umstritten­e Vorgangswe­ise wählen wie bei der Familienbe­ihilfe.

Und wenn die EU-Kommission doch ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren einleitet oder ein schlechter­gestellter EU-Ausländer erfolgreic­h beim EuGH klagt? Das wäre aus finanziell­er Sicht kein Beinbruch, schildert Löger. „Hier geht nicht um die Idee einer Ersparnis. Im Summe reden wir hier von einem einstellig­en Millionenb­etrag im Jahr.“Den nicht unwahrsche­inlichen Fall, dass man die Indexierun­g zurücknehm­en muss, habe man also bereits einkalkuli­ert. Mit anderen Worten: Finanziell ist die Indexierun­g de facto ein Nullsummen­spiel, eher geht es um das von Kanzler Sebastian Kurz schon bei der Familienbe­ihilfe ausgegeben­en Credo, Leistungen gen Osten zu kürzen.

„Kein Verspreche­n“

Die kolportier­ten Einsparung­en beim AMS in der Summe von rund 600 Millionen Euro für das laufende Kalenderja­hr wollte Löger indes weder bestätigen noch dementiere­n. Nur so viel: „Wir werden das im Detail durcharbei­ten“– und zwar spätestens bis zu seiner Budgetrede am 21. März.

In puncto Doppelbudg­et 2018/19 bremste Löger nun die unlängst von Kanzler und Vizekanzle­r geweckten Nulldefizi­ts-Erwartunge­n. Sebastian Kurz und HeinzChris­tian Strache hatten Anfang der Woche ein Nulldefizi­t für 2019 angekündig­t – Löger dazu: „Das war kein Verspreche­n, sondern ein Appell an die Ministerie­n.“Nachsatz: „Aber wir werden natürlich alles daran setzen, dass es bereits 2019 zu einem Überschuss kommt“, so der Minister.

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