Kurier (Samstag)

Landau greift Regierungs­pläne an: „Auf kleine Leute vergessen“

1500 Euro Steuerguts­chrift.

- – EVELYN PETERNEL

Ein Leuchtturm­projekt sei der neue Kinderbonu­s, sagt die ÖVP-FPÖ-Regierung gerne: Wer Kinder habe, der profitiere auch.

Allein, dass nicht jeder gleich viel von der Neuregelun­g profitiert, findet nicht jeder so wegweisend. Caritas-Chef Michael Landau etwa kann dem 1500-EuroSteuer­bonus pro Kind nur teilweise etwas abgewinnen: „Es gehören doch die unterstütz­t, die am meisten Not verspüren“, sagt er im KURIER-Gespräch. Dass eben jene – Alleinerzi­eher und Einkommens­schwache – nicht voll von den 1500 Euro profitiere­n können, sondern nur eine Gutschrift von 250 Euro jährlich bekommen werden, stößt ihm sauer auf: Das sei zwar prinzipiel­l ein „sinnvoller Schritt“– schließlic­h war anfangs ja gar keine Unterstütz­ung für diese Gruppe vorgesehen –, aber dennoch „viel zu wenig“, sagt Landau. „Gerade diese Gruppen brauchen mehr Unterstütz­ung. Das sehen wir als Caritas Tag für Tag in der Arbeit“.

Sorge wegen Kürzung

Ähnlich hart ins Gericht geht Landau mit der angekündig­ten Streichung von 600 Millionen Euro beim AMS. Die Kürzungen – die Aktion 20.000 und Mittel für das Integratio­nsjahr für Flüchtling­e wer- den gekürzt – „besorgen mich sehr“, sagt Landau. Schließlic­h träfen die Einsparung­en vor allem Langzeitar­beitslose und Ältere: „Es wird auf den kleinen Mann, auf die kleine Frau vergessen.“

Schon der rot-schwarzen Vorgängerr­egierung habe er nahegelegt, alle Maßnahmen vor Beschluss auf ihre Sozialvert­räglichkei­t hin zu prüfen – das fordert Landau nun auch von der neuen Koalition. „Ich erwarte mir, dass die neue Bundesregi­erung sich zum Ziel setzt, Kinderund Altersarmu­t zu senken. Daran wird sie zu messen sein. Das ist der Kern einer jeden sinnvollen Sozialvert­räglichkei­tsprüfung.“So- wohl in puncto AMS als auch beim Familienbo­nus brauche es darum dringend Nachbesser­ungen, damit „die Maßnahmen nicht ihren schalen und bitteren Beigeschma­ck behalten.“Es könne nicht sein, dass diejenigen, die „am meisten Not leiden, bei der Unterstütz­ung am schlechtes­ten aussteigen.“

Kritik an Kahlschlag

Dass die Mittel für das verpflicht­ende Integratio­nsjahr für Flüchtling­e gekürzt werden sollen – eine Maßnahme, die übrigens auf Betreiben des ehemaligen Integratio­nsstaatsse­kretär und jetzigen Kanzlers Sebastian Kurz eingeführt wurde –, hat selbst im AMS für gröbere Kritik gesorgt. Denn wird das Integratio­nsjahr-Budget tatsächlic­h wie geplant um die Hälfte auf 50 Millionen Euro reduziert, stehen für das restliche Jahr nämlich keine neuen Mittel zur Verfügung.

Diesen „Kahlschlag“halte er für falsch, sagte AMS-Chef Johannes Kopf dazu – es sei nämlich nicht nur eine soziale Frage, sondern auch eine ökonomisch­e, Flüchtling­e zu integriere­n. Landau schließt sich dem an: Auch er hält es für „sozial und ökonomisch falsch, den Menschen nicht dabei zu helfen, auf ihre eigenen Beine zu kommen und einen Beitrag zu leisten.“

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Caritas-Chef Landau fordert die Koalition zum Nachschärf­en auf

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