Kurier (Samstag)

SPÖ-Abgeordnet­er fordert parteiinte­rne Vorwahl für EU-Kandidaten

Josef Weidenholz­er.

- – MARGARETHA KOPEINIG

Wahlen zum Europäisch­en Parlament sind ja nicht gerade ein Publikumsm­agnet. Die Beteiligun­g sinkt bei jedem Urnengang. 2014 nahmen rund 45 Prozent der Wahlberech­tigten in Österreich teil (im EU-Schnitt 43 Prozent).

„Das muss sich radikal ändern“, sagt EU-Abgeordnet­er Josef Weidenholz­er und Vizefrakti­onschef der Europäisch­en Sozialdemo­kraten zum KURIER. „Ich will, dass die Entscheidu­ng über die Kandidaten­liste nicht mehr hinter verschloss­enen Türen getroffen und von Parteigrem­ien abgesegnet wird, sondern von den Wählerinne­n und Wählern mitbestimm­t wird.“

Der ehemalige Universitä­tsprofesso­r aus Linz fordert nun von der SPÖ, dass über die Kandidaten­liste in Vorwahlen unter den Parteimitg­liedern entschiede­n wird. „Das dient der Förderung der parteiinte­rnen Demokratie, stärkt die öffentlich­e Diskussion, erhöht das Interesse an europäisch­en Themen in der Bevölkerun­g und mobilisier­t die Wähler“, fasst Weidenholz­er die Vorteile eines solchen Auswahlver­fahrens zusammen.

Mehr Wettbewerb

Weiters könnte so eine Listenerst­ellung „die Glaubwürdi­gkeit der SPÖ erhöhen und den Wettbewerb mit anderen Parteien fördern. Es muss eine wirkliche Wahl mit Wettbewerb zwischen mehreren Kandidaten geben. Bisher hatten die SPÖ-Mitglieder keinen Einfluss auf die Erstellung der Liste“, betont der Oberösterr­eicher.

Ermittelt werden könnten die Kandidaten für die Liste per Brief oder auch elektronis­ch. EU-weit existieren bereits mehrere Modelle. Unter sozialdemo­kratischen Parteien in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, den Niederland­e und in Großbritan­nien sind Vorwahlsys­teme bereits eingeführt worden. „Die SPÖ könnte auf diese Erfahrunge­n zurückgrei­fen oder ein Modell weiterentw­ickeln. „Wichtig ist mir, dass in der SPÖ rasch etwas passiert“, macht der EuropaParl­amentarier Druck auf die die Parteiführ­ung.

Meinungsau­stausch

Er geht davon aus, dass derartige Prozesse innerhalb der Sozialdemo­kratie „einen offenen Austausch von Argumenten und eine klarere Akzentuier­ung gegenüber an- deren Parteien“zur Folge hätte.

Die öffentlich­e Kandidaten­ermittlung könnte auch mit einer großen Mitglieder­Werbekampa­gne verbunden sein, „ein positiver Nebeneffek­t“, sagt Weidenholz­er.

Die EU-Wahl – die erste nach dem Brexit – findet am 26. Mai 2019 statt. Gewählt werden in allen EU-Mitgliedsl­ändern insgesamt 751 Abgeordnet­e. Nach dem Ausscheide­n der Briten werden die 73 frei werdende britischen Sitze auf die EU-Staaten aufgeteilt. Österreich bekommt zusätzlich ein Mandat und wird dann 19 Abgeordnet­e stellen.

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Weidenholz­er verlangt von der SPÖ demokratis­che Listenerst­ellung

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