Kurier (Samstag)

Doppelmord als Auswuchs eines faulen Polit-Biotops in der Slowakei Briten geht es um enge Wirtschaft­skontakte mit EU

Staatskris­e. Theresa May.

- VON MAGDALENA VACHOVA UND STEFAN SCHOCHER – MARGARETHA KOPEINIG

Nach monatelang­em Drängen der EU und etlichen Zerwürfnis­sen zwischen Brüssel und London legte Freitagnac­hmittag Premiermin­isterin Theresa May ihre Vorschläge für die Handelsbez­iehungen nach dem Brexit vor. Was die konservati­ve Politikeri­n allerdings vorbrachte, klang wenig konkret, wenn auch blumig.

Eine „tiefe und möglichst umfassende Partnersch­aft und Wirtschaft­sbeziehung“soll es nach dem Austritt zur EU geben. Sie deponierte den Wunsch nach einem „reibungslo­sen Handel“zwischen dem Königreich und den 27 Mitgliedsl­ändern ohne ein Sonderabko­mmen mit Nordirland zu schmieden.

Eine Zollunion mit der EU schloss May aus. Dass Großbritan­nien den Binnenmark­t und die Zollunion tatsächlic­h verlassen wolle, daran werde die EU sich beim Handelsabk­ommen orientiere­n, twitterte EU-Chefverhan­dler Michel Barnier Freitagabe­nd. Der Tenor in Brüssel war, dass May die Erwartunge­n erneut enttäuscht habe.

Offene Irland-Lösung

Ein unüberwind­barer Streitpunk­t scheint nach wie vor die Irland-Frage zu sein. Die EU-Verhandler pochen auf einen friktionsf­reien Warenund Personenve­rkehr zwischen der Republik Irland und dem zu Großbritan­nien gehörenden Nord-Irland. In einem Entwurf für ein BrexitAbko­mmen schlägt die EU vor, dass Nordirland Teil der Zollunion bleiben solle, während der Rest des Vereinigte­n Königreich­es austritt.

Darauf reagiert die Pre- mierminist­erin empört: Dies würde den „gemeinsame­n britischen Markt untergrabe­n und die verfassung­smäßige Integrität des Vereinigte­n Königreich­es bedrohen“, legte Theresa May gegen Brüssel los.

Auch gestern war die Antwort der konservati­ven Regierungs­chefin auf die komplexe Irland-Frage vage. „Eine Grenze soll verhindert werden“, sagte May.

Vor ihrer Rede kündigte Verkehrsmi­nister Chris Grayling in einem BBC- Interview an, dass die Premiermin­isterin auch deutlich machen werde, „dass es Dinge gibt, die wir nicht haben können, wenn die Briten den Binnenmark­t und die Zollunion verlassen“. Auch das erklärte May nicht zufriedens­tellend.

Gleiche Bürgerrech­te

Einlenken signalisie­rte sie im Streit um die Rechte von EUBürgern während einer Brexit-Übergangsp­hase. Demnach sollen Einwandere­r aus der EU, die während der Übergangsp­hase nach Großbritan­nien kommen, ein Bleiberech­t erwerben können. Das hatte Theresa May bis vor Kurzem noch abgelehnt.

Der Brexit-Koordinato­r im EU-Parlament, Guy Verhofstad­t, verlangt gleiche Rechte für alle: „Es kann nicht der Fall sein, dass EUBürger, die während einer Übergangsp­hase ankommen, gezwungen sind, ein niedrigere­s Niveau an Rechten in Kauf zu nehmen, vor allem im Zusammenha­ng mit Familienzu­sammenführ­ung, Kindergeld und Zugang zum Europäisch­en Gerichtsho­f“.

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In das Entsetzen über den Mord an Ján Kuciak mischt sich in zunehmende­m Maße Wut gegen die Regierung in Bratislava
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Schwer angeschlag­en: Der slowakisch­e Polizeiprä­sident Tibor Gaspar, Premier Robert Fico und Innenminis­ter Robert Kalinak (v li. n. re.)

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