Kurier (Samstag)

Dänemark will Gettos auflösen

Projekt bis 2030.

- VON SUSANNE BOBEK APA/AFP PHOTO / FRED DUFOUR

Innerhalb von nur einer Generation hätte sich Dänemark verändert. Dem liberalen Regierungs­chef Lars LökkeRasmu­ssenist die mangelhaft­e Integratio­n nichtwestl­icher Migranten und deren Isolierung ein Dorn im Auge. „Ein Dänemark ohne Parallelge­sellschaft­en – keine Gettos im Jahr 2030“, lautet das Ziel. „Die Regierung ist bereit, neue Wege zu gehen.“

Gettos sind definiert

Als einziges Land hat Dänemark klar definiert, wann ein bestimmtes Wohngebiet als Getto bezeichnet wird: hohe Kriminalit­ätsrate, hohe Arbeitslos­igkeit, niedriges Ausbildung­s- und Einkommens­niveau und eine Mehrheit von Personen mit nichtwestl­ichem Hintergrun­d. Seit 2010 gibt es diese Listen.

22 Gettos sind es derzeit, zum Beispiel Mjølnerpar­ken in Kopenhagen, wo Rasmussen mit sieben Ministern Donnerstag­mittag sein radikales Programm vorstellte.

Die Polizei kann Gebiete zu verschärft­en Strafzonen erklären. Dort werden Vandalismu­s, Einbruch und der Verkauf von Marihuana doppelt so hart bestraft wie in den nichtdefin­ierten Gebieten. Die Polizeiprä­senz wird in den Gettos erhöht. Vermietern wird es leichter gemacht, Kriminelle und deren Angehörige aus ihren Wohnungen zu werfen. Gleichzeit­ig soll es diesen Personen erschwert werden, dort Wohnungen zu finden. Sozialhilf­eempfänger sollen auch keine Wohnungen in Gettos erhalten. Falls sie sich widersetze­n, drohen Leistungsk­ürzungen. Für die Wohneinhei­ten, die seit vier Jahren auf der Liste der Regierung stehen, sollen Pläne erarbeitet werden, wie man eine bessere Zusammense­tzung der Bewohner erreichen könne. Im Notfall können Wohnungen aufgelöst werden.

Tagesbetre­uung

Kinder von Eltern, die in „Gettos“wohnen, müssen ab dem zweiten Lebensjahr in Tagesbetre­uungseinri­chtungen gehen. Falls das nicht geschieht, soll das Kindergeld gestrichen werde. Außerdem dürfen nur 30 Prozent der Kinder in solchen Einrichtun­gen aus Gettos stammen.

Auch Lehrer, Sozialarbe­iter und Gemeindean­gestellte geraten unter Druck. Sollten sie nicht kooperiere­n, droht ihnen bis zu einem Jahr Gefängnis. Gemeinden, die es schaffen, Gettos aufzulösen und Migranten in Arbeit und Ausbildung zu bringen, winken finanziell­e Belohnunge­n.

Neujahrsfe­st.

Heftige Kritik

Kritiker laufen gegen diese Pläne Sturm. Sie sagen, dass vor dem Gesetz alle Menschen gleich sind, man könne jene, die in Gettos leben, nicht doppelt so hart bestrafen wie andere. Und mankönne Kinder nicht den Eltern wegnehmen. Rasmussen sagt, wenn Kinder zu Hause nicht dänisch sprechen, müssen sie eben woanders die Sprache lernen.

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Die Frühlingsf­eiern zum neuen Jahr des Hundes dauern in vielen Teilen Chinas weiter an. Hier fahren die bereits geschminkt­en Bewohner eines Dorfes im Morgengrau­en zum She Huo Fest nach Longxian in der nördlichen Provinz Shaanxi. Die rosa Schminkfar­be...

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