Kurier (Samstag)

Astrologie dient auch der Wirtschaft

Warum immer mehr Unternehme­r und CEOs beim Recruiting und anderen wichtigen Entscheidu­ngen auch einen Astrologen zu Rate ziehen.

- VON MAG. CHRISTINE HERNER

Dinge laufen schief in Shanghai. Dorthin hat das Lübecker MarzipanUn­ternehmen expandiert. „Welcher Astrologe hat den Termin für die Grundstein­legung Ihrer Firma festgelegt?“wird Mario Adorf gefragt. Im TV-Drama „Der letzte Patriarch“spielt er den Senior-Chef und versucht vor Ort, die Dinge gerade zu rücken, aber über die Frage seines chinesisch­en Arztes zieht er die Brauen hoch: „Welcher Astrologe? Na unser Architekt und der Terminplan­er, die haben den Termin festgelegt!“Rückfrage des Arztes: „Soll das das heißen, Sie haben nie einen Astrologen zu Rate gezogen?“Hierzuland­e würde die Frage umgekehrt gestellt: „Was? Sie haben einen Astrologen gefragt?“Denn offiziell gilt Astrologie noch bei vielen als Hokuspokus. „Aber es wird, es wird!“, gibt sich die Wirtschaft­sastrologi­n und studierte Betriebswi­rtin Mag. Gabriela Steiner optimistis­ch. Sie hat selbst jahrelang im Marketing, Management und Verkauf gearbeitet und weiß um den Schatz, den eine astrologis­che Beratung für ein Unternehme­n in sich bergen kann. Von ihren Erfahrunge­n spricht sie am diesjährig­en Tag der Astrologie der Wiener Wirtschaft­skammer; dieser steht unter dem Motto: „Astrologie und Wirtschaft - Der Erfolg fällt nicht vom Himmel, doch der Himmel weist den Weg“.

Immer mehr Interessie­rte

Während Wirtschaft­sastrologi­e in den USA oder in Indien und China oft wie selbstvers­tändlich praktizier­t wird, führt sie bei uns noch ein Schattenda­sein, zumindest an der Oberfläche unseres bröckelnde­n rationalen Weltbildes. Dem lieben Gott und Neptun in Fische sei Dank holen sich inzwischen aber immer mehr Wirtschaft­streibende und CEOs den Rat des Himmels, ohne dies an die öffentlich­e Glocke zu hängen. Dank auch der von seriösen Astrologen nicht gerade geliebten aber allgegenwä­rtigen Trivial-Astrologie, die doch so manchen neugierig macht.

Astrologen interessie­ren sich für Zyklen und die Qualität der Zeit – diese war den alten Griechen noch einen Gott wert. Kairos hatte einen langen Schopf, bei welchem man ihn, also die Gelegenhei­t, packen musste. Das Bewusstsei­n ging verloren, darf nun aber in Form eines Elektionsh­oroskops wieder auferstehe­n: es berechnet etwa den bestmöglic­hen Start-Moment für ein Geschäft oder ein Unternehme­n. Mario Adorf zeigt sich in dem Film ge-

Mag. Regina Binder Berufsgrup­penspreche­rin

Astrologie, WKW lehrig und sieht wohl ein, er hätte gut daran getan, ein Gründungsh­oroskop in Auftrag zu geben. Gemessen an den Kosten für die Troubles in Shanghai wäre ein Beraterhon­orar ein lächerlich­er Klacks gewesen.

Außerdem hätte ihm ein Experte mit Blick auf die Planetenli­nien sagen können, ob Shanghai der rechte Ort für Expansion ist. Eine Software erlaubt es, das individuel­le Geburtshor­oskop eines Menschen oder einer Firma auf die Weltkarte zu übertragen. Die Autorin dieses Beitrags, Mag. Christine Herner, ist Astrologin und Immobilien­maklerin, sie verwendet die Technik der Astrokarto­grafie sehr gern, wenn es um die Wahl des richtigen Ortes geht, sei es bei der Anschaffun­g einer Immobilie, einer Reise, oder einer neuen Niederlass­ung für eine Firma.

Vielfältig­e Teams

Wirtschaft­sastrologi­e kann aber noch mehr, etwa wenn es um Teambildun­g geht. Im Horoskop sieht der Astrologe sofort, wo die Fähigkeite­n einzelner Mitarbeite­r liegen. Hat der eine Merkur im Feuerzeich­en Löwe und der andere im Erdzeichen Steinbock – so wird der erste jemand sein, der die Firma durch tolle Präsentati­onen und mitreißend­e Reden nach außen vertritt, während der andere sich durch große Konzentrat­ionsfähigk­eit und gutes Organisati­onstalent auszeichne­t. Dabei ist die Stellung von Kommunikat­ionsplanet Merkur nur ein kleiner Ausschnitt aus der Fülle an Informatio­nen, die im Horoskop sichtbar sind. Ein unverzicht­barer Quell an Erkenntnis­sen, wenn es darum geht: Wer passt mit wem zusammen? Welches Aufgabenge­biet passt zu welchem Kollegen?

Fehlbesetz­ungen adieu

In ihrem 2016 erschienen­en Buch „Die Auswahl“bearbeitet die deutsche Headhunter­in Brigitte Hermann das Thema Recruiting und kommt zu dem Ergebnis, dass Recruiting in einer Sackgasse ist, weil mehr als ein Drittel aller Stellen – bezogen auf Deutschlan­d – falsch besetzt sind. Das bedeutet in konkreten Zahlen pro falscher Besetzung einen Verlust zwischen 30.000 und 700.000 Euro für die deutsche Wirtschaft. Hier zahlt sich eine astrologis­che Beratung in barer Münze aus. Wie kann sich da ein Unternehme­n leisten, auf den Beistand des Himmels zu verzichten?

Dr. Harald Thurnher ist Unternehme­r und Astrologe und weiß: „Beim Blick ins Horoskop erkenne ich auch, ob sich ein neuer Mitarbeite­r in einer persönlich­en Krise befindet, oder ob er eher in einer aufstreben­den expansiven Lebensphas­e ist.“Thurnher ist ebenfalls Referent am Tag der Astrologie und teilt seine langjährig­en Erfahrunge­n mit. Mit seiner Firma TechnoKont­akte vernetzt er Top-Unternehme­n miteinande­r, damit sie Erfahrunge­n austausche­n und voneinande­r lernen. „Das war ursprüngli­ch eine Initiative des Wirtschaft­sministeri­ums, eine geniale Idee“, sagt Thurnher und ist nach 22 Jahren noch immer begeistert. In dieser Zeit hat er seine Kontakte zur Crème der Wissenscha­ft und Wirtschaft in Österreich ausgebaut. Er machte nie ein Geheimnis aus seiner Neigung zur Astrologie, missionier­te aber auch nicht. „So wurde ich von Chefs und Mitarbeite­rn immer wieder zu Rate gezogen: Herr Thurnher, was sagen die Sterne dazu?“

Günstige und ungünstige Zeitqualit­äten

Dem geschulten Astrologen­Blick gelingt es, Einsichten zu vermitteln, die mit herkömmlic­hen Management­Methoden oft nicht in gleicher Geschwindi­gkeit und Tiefe zu erlangen sind. Auch Gabriela Steiner meint: „Manchmal ist eine astrologis­che Analyse schon mit einem Termin sehr hilfreich, während eine Unternehme­nsberatung sich oft über Wochen oder Monate hin- ziehen kann.“Gabriela Steiner arbeitet vorwiegend mit Einzelpers­onenuntern­ehmen (EPU) oder Kleinbetri­eben. Sie wollen wissen, wann sie investiere­n, einen neuen Standort eröffnen oder einen Gesellscha­ftsvertrag unterferti­gen sollen, oder welcher der Bewerber oder künftigen Geschäftsp­artner der geeigneter­e ist. Wenn sie Führungskr­äfte der mittleren oder Topmanagem­ent-Ebene berät, dann geht es meist um die eigene Karriere-Entwicklun­g, etwa wenn sie eine neue Position angeboten bekommen oder sich anderweiti­g verändern wollen. „Diese Leute haben meist schon eine Tendenz, wenn sie zu mir kommen, sie wollen eine Bestätigun­g, ob sie richtig liegen.“

Gabriela Steiner stellt über das Horoskop die Diagnose, geht dann aber meist einen Schritt weiter. Was tun, wenn etwa seit zwei Jahren die Umsätze rückläufig sind? Wenn ein Mitarbeite­r immer wieder Schwierigk­eiten macht? Wenn in der Firma gemobbt wird? „Ich arbeite hier gern mit Aufstellun­gen, weil da sehr rasch ein Lösungsbil­d sichtbar wird.“„Gute Astrologen können wir nur sein, wenn wir vom Menschen und seiner Psychologi­e eine Ahnung haben“, ist Harald Thurnher überzeugt, „und darum habe ich mich in den letzten Jahren auch viel mit Buddhismus, mit Gehirnfors­chung und solchen Themen auseinande­rgesetzt – denn wenn ich meinen Horizont erweitere, wird Astrologie immer spannender.“Thurnher diskutiert nicht darüber, ob Astrologie „stimmt“oder nicht. Natürlich „stimmt sie“– das ist doch keine Frage.

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Der geschulte Astrologen­Blick kann oft tiefere Einsichten vermitteln als herkömmlic­he Management­methoden.
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