Glawischnig bricht mit den Grünen
Ihr Wechsel in die lukrative Gamingindustrie bringt der früheren Grünen-Chefin massive Kritik ein Reputation verspielt
Nach ihrem Wechsel zu Novomatic gehen in der angeschlagenen Partei die Wogen hoch.
Die frühere Grünen-Chefin Eva Glawischnig will ein Jahr nach ihrem Abschied aus der Politik noch einmal ein ganz großes Rad drehen – in der Glücksspielindustrie. Die 49-jährige Juristin mit Kärntner Wurzeln hat beim niederösterreichischen Gaming-Konzern Novomatic (26.000 Mitarbeiter, 2,3 Milliarden Euro Umsatz) angeheuert. Sie leitet seit 1. März die Stabsstelle „Verantwortungsmanagement und Nachhaltigkeit“. Sie soll vor allem Kontakte zu Behörden und Politik im In- und Ausland pflegen und ist direkt dem Konzern-Chef Harald Neumann unterstellt.
Mit dem Engagement der ehemaligen Öko-Aktivistin hat Neumann einen Marketing-Coup gelandet, der eine Welle an heftigen Reaktionen hervorruft. „Ich finde, dass die Novomatic mit Eva Glawischnig eine gute Wahl getroffen hat“, sagt PR-Experte Wolfgang Rosam. „Die Grünen waren immer extreme Glücksspiel-Gegner. Es wird interessant werden, wie Eva Glawischnig das auf neue Schienen bringt.“
Indes ist nicht nur in den sozialen Medien ein Sturm der Entrüstung entbrannt. „Der Novomatic-Konzern steht für all das, wogegen die Grünen seit Jahrzehnten kämpfen“, sagt ein früherer Glawischnig-Weggefährte.
Doch auch außerhalb der grünen Hemisphäre stößt der Wechsel auf Kritik. „Frau Glawischnig hat in ihrer aktiven Zeit als Politikerin sehr eindeutige Wort gegen Novomatic gefunden, wie versuchter Gesetzeskauf und Ähnliches“, sagt Politikwissenschaftler Hubert Sickinger zum KURIER. „Ihr Engagement bei Novomatic ist ge- Eva Glawischnig hat einen neuen Job. Die ehemalige Grünen-Chefin heuert beim Glücksspiel-Konzern Novomatic an – also bei jenem Unternehmen, dem sie, überspitzt gesagt, Zeit ihrer politischen Karriere Tod und Teufel an den Hals gewünscht hat. Die Empörung ist naturgemäß groß, auf den Social-Media-Kanälen und in den Foren ist das moralische Urteil längst gefällt. Schuldig in allen Punkten. Sie habe sich verkauft und grüne Ideen verraten, sind dabei noch die harmloseren Vorwürfe. Dass das alles hochgradig peinlich ist, muss nicht extra erwähnt werden, dass für ehemalige Politiker bei ihrer Jobwahl vielleicht andere Maßstäbe gelten, auch nicht. Schlussendlich ist Glawischnig für ihr eigenes Glück aber immer noch selbst verantwortlich, Moral hin oder her. Wenngleich zu befürchten ist, dass sie ihre Reputation nun endgültig „verspielt“hat, aber das muss sie für sich selbst verantworten. . t informiert. Er war gerade im Zug nach Klagenfurt. Das Handynetz war schwach, die Nachricht dafür umso heftiger. Erst in den Mittagsstunden besiegelte Glawischnig mit Kogler ihren Parteiaustritt. „Die Grünen werden weiterhin die Glücksspielbranche und ihre Machenschaften bekämpfen, egal wie der Konzern heißt“, erklärte Kogler. Ex-Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek wirkte gegenüber dem KURIER geschockt. „Ich verstehe diese Entscheidung nicht und finde es sehr enttäuschend.“Und setzt nach: „ Warum geht Eva ausgerechnet zwei Tage vor der Kärntenwahl damit an die Öffentlichkeit?“Ratlosigkeit bleibt zurück.