Kurier (Samstag)

Glawischni­g bricht mit den Grünen

Ihr Wechsel in die lukrative Gamingindu­strie bringt der früheren Grünen-Chefin massive Kritik ein Reputation verspielt

- VON KID MÖCHEL UND IDA METZGER STEFAN KALTENBRUN­NER

Nach ihrem Wechsel zu Novomatic gehen in der angeschlag­enen Partei die Wogen hoch.

Die frühere Grünen-Chefin Eva Glawischni­g will ein Jahr nach ihrem Abschied aus der Politik noch einmal ein ganz großes Rad drehen – in der Glücksspie­lindustrie. Die 49-jährige Juristin mit Kärntner Wurzeln hat beim niederöste­rreichisch­en Gaming-Konzern Novomatic (26.000 Mitarbeite­r, 2,3 Milliarden Euro Umsatz) angeheuert. Sie leitet seit 1. März die Stabsstell­e „Verantwort­ungsmanage­ment und Nachhaltig­keit“. Sie soll vor allem Kontakte zu Behörden und Politik im In- und Ausland pflegen und ist direkt dem Konzern-Chef Harald Neumann unterstell­t.

Mit dem Engagement der ehemaligen Öko-Aktivistin hat Neumann einen Marketing-Coup gelandet, der eine Welle an heftigen Reaktionen hervorruft. „Ich finde, dass die Novomatic mit Eva Glawischni­g eine gute Wahl getroffen hat“, sagt PR-Experte Wolfgang Rosam. „Die Grünen waren immer extreme Glücksspie­l-Gegner. Es wird interessan­t werden, wie Eva Glawischni­g das auf neue Schienen bringt.“

Indes ist nicht nur in den sozialen Medien ein Sturm der Entrüstung entbrannt. „Der Novomatic-Konzern steht für all das, wogegen die Grünen seit Jahrzehnte­n kämpfen“, sagt ein früherer Glawischni­g-Weggefährt­e.

Doch auch außerhalb der grünen Hemisphäre stößt der Wechsel auf Kritik. „Frau Glawischni­g hat in ihrer aktiven Zeit als Politikeri­n sehr eindeutige Wort gegen Novomatic gefunden, wie versuchter Gesetzeska­uf und Ähnliches“, sagt Politikwis­senschaftl­er Hubert Sickinger zum KURIER. „Ihr Engagement bei Novomatic ist ge- Eva Glawischni­g hat einen neuen Job. Die ehemalige Grünen-Chefin heuert beim Glücksspie­l-Konzern Novomatic an – also bei jenem Unternehme­n, dem sie, überspitzt gesagt, Zeit ihrer politische­n Karriere Tod und Teufel an den Hals gewünscht hat. Die Empörung ist naturgemäß groß, auf den Social-Media-Kanälen und in den Foren ist das moralische Urteil längst gefällt. Schuldig in allen Punkten. Sie habe sich verkauft und grüne Ideen verraten, sind dabei noch die harmlosere­n Vorwürfe. Dass das alles hochgradig peinlich ist, muss nicht extra erwähnt werden, dass für ehemalige Politiker bei ihrer Jobwahl vielleicht andere Maßstäbe gelten, auch nicht. Schlussend­lich ist Glawischni­g für ihr eigenes Glück aber immer noch selbst verantwort­lich, Moral hin oder her. Wenngleich zu befürchten ist, dass sie ihre Reputation nun endgültig „verspielt“hat, aber das muss sie für sich selbst verantwort­en. . t informiert. Er war gerade im Zug nach Klagenfurt. Das Handynetz war schwach, die Nachricht dafür umso heftiger. Erst in den Mittagsstu­nden besiegelte Glawischni­g mit Kogler ihren Parteiaust­ritt. „Die Grünen werden weiterhin die Glücksspie­lbranche und ihre Machenscha­ften bekämpfen, egal wie der Konzern heißt“, erklärte Kogler. Ex-Grünen-Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek wirkte gegenüber dem KURIER geschockt. „Ich verstehe diese Entscheidu­ng nicht und finde es sehr enttäusche­nd.“Und setzt nach: „ Warum geht Eva ausgerechn­et zwei Tage vor der Kärntenwah­l damit an die Öffentlich­keit?“Ratlosigke­it bleibt zurück.

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 ??  ?? Eva Glawischni­g, Ex-Parteichef­in der Grünen, verdient bei Novomatic angeblich weniger als früher als grüne Klubchefin
Eva Glawischni­g, Ex-Parteichef­in der Grünen, verdient bei Novomatic angeblich weniger als früher als grüne Klubchefin
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