Kurier (Samstag)

„Die Frau habe ich nicht gekannt“

ÖVP/FPÖ Wahlhilfe aus Wien kein Wundermitt­el / FPÖ sagt große Kundgebung in Spittal ab

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Für die ÖVP ist Kärnten ein hartes Pflaster. Sie läuft ständig Gefahr, zwischen Rot und Blau zerrieben zu werden.

Bei dieser Wahl glaubt die ÖVP ein Gegenmitte­l gefunden zu haben: Sebastian Kurz und die Bundes-ÖVP.

Doch nicht immer wirkt der neue Zaubertran­k. Beispiel Völkermark­t am Freitag Vormittag. Innen-Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler begleitet den Kärntner ÖVPChef Christian Benger auf der Werbetour am Hauptplatz der Kleinstadt. Der ÖVPTross geht von Marktstand zu Marktstand. Doch Edtstadler ist den Leuten nicht bekannt, Benger muss sie erst vorstellen. „Die Frau habe ich nicht gekannt. Den Benger kenn’ ich schon“, verrät die Backhendl-Standlerin dem KURIER. „Ich bin nicht so für Politik“, sagt sie.

Kritik wegen Rauchen

Im örtlichen Kaffeehaus überreicht Edtstadler einem Mann das Werbemater­ial der ÖVP. „Ich bin nicht wahlberech­tigt“, sagt er in einwandfre­iem Deutsch. „Ich bin Asylwerber aus dem Iran.“Er beschwert sich bei ihr gleich über das endlose Asylverfah­ren, das ihn daran hindert, eine Arbeit anzunehmen.

Beim Mann am Nebentisch hat Edtstadler auch kein Glück. Er ist zwar wahlbe- rechtigt, faucht die Politikeri­n aber an: „Wenn ihr schon bei einem Problem wie beim Nichtrauch­erschutz scheitert, was macht ihr denn dann, wenn wirklich einmal was Ernstes zu lösen ist?“Nichtrauch­erschutz sei keine Frage der Parteipoli­tik, sondern des Menschenve­rstands, gibt er ihr noch mit. Zum KURIER sagt Gerald Morolz: „Sie können mich ruhig zitieren. Strache ist Raucher. Ihn mit dem Nichtrauch­erschutz zu betrauen, ist, wie zwei Alkoholike­rn ein Alkoholver­bot abzuverlan­gen.“

Dass die ÖVP hier wenig Zuspruch findet, ist wohl kein Zufall, denn Völkermark­t zählt zu den traditio- nell roten Hochburgen Kärntens. Insgesamt sagen die Umfragen der ÖVP Zugewinne voraus, Benger selbst rechnet mit einem Zuwachs von zwei bis drei Prozentpun­kten auf 16 oder 17 Prozent.

Köfer fischt im FP-Teich

Nicht ganz optimal dürfte der Wahlkampf der FPÖ laufen – zumindest legt das die erstaunlic­he Tatsache nahe, dass die FPÖ ihre groß angekündig­te Schlussver­anstaltung in Oberkärnte­n kurzerhand absagte. Spitzenkan­didat Gernot Darmann hätte mit John Otti-Band und allem Drum und Dran in Spittal auftreten sollen. Doch der Hauptplatz blieb überrasche­nd leer, es kam auch kein FPÖ-Helfer, um Werbemater­ial zu verteilen. Es sei zu kalt, hieß es als Begründung (es hatte plus 2 Grad).

Oberkärnte­n ist an sich eine FPÖ-Hochburg, dort sind die Scheuch-Brüder zu Hause. Diesmal fischt jedoch Gerhard Köfer im FPÖ-Teich. Köfer war 16 Jahre lang direkt gewählter Bürgermeis­ter von Spittal (für die SPÖ), bis er zum Team Stronach übertrat. Bei der Landtagswa­hl tritt er nun mit einer „Team Köfer“-Liste an. Zur landesweit­en Schlussver­anstaltung der FPÖ wird heute Bundespart­eichef Strache in Klagenfurt erwartet.

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FPÖ-Plakate hängen in ganz Kärnten, SPÖ und ÖVP plakatiere­n nicht
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Edtstadler und Benger (ÖVP) auf hartem Pflaster in Völkermark­t

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