Immerhin der Schlager ist frei von Katastrophen
Echo-Verleihung.
Es ist ja eigentlich beeindruckend, dass eine derart stromlinienförmige Gala wie die Echo-Verleihung so oft solche Wellen schlägt.
Einst lud man die den Blick stramm auf den eigenen Heimatboden richtende Band Frei.Wild aus und dann wieder, ohne viele Wellen, ein; und heuer hat man es besonders wenig leicht mit sich selbst: Die Preise für die kommerziell erfolgreichsten deutschen Acts waren zuerst geprägt von einer Rap-Text- zeile über die „definierten“(Bodybuilderbegriff!) Körper der Auschwitz-Insassen.
Und dann davon geprägt, dass ausgerechnet die Verfasser dieses Provokationsnonsens auch noch den „Echo“bekamen.
Buhrufe
So holten sich also Farid Bang und Kollegah ihren Preis unter Pfiffen und Buhrufen ab; und die Empörung folgte auf dem Fuße. Campino, Frontmann der Toten Hosen, kritisierte das Ganze vor Ort; es folgten u. a. Jan Böhmermann, der deutsche Außenminister und „das Internet“, aber das empört sich ja eh über alles.
Heuer also auch wieder: Die deutschsprachige Populärmusikszene kann offenbar nicht unfallfrei über eine Bühne gehen, ohne in eine dunkle Meinungsrandzone zu stolpern. Liebe Grüße an Xavier Naidoo. Wenn man dann noch mit hineinnimmt, dass beim Echo die erfolgreichsten Acts des Landes ausgezeichnet werden, und dass ganz viele andere Preisträger musikalisch in die selbst verschuldete Unmündigkeit zurückgeleiten – du liebst mich nicht, ich lieb dich nicht, die Natur ist schön –, dann stellen sich schon schwierige popkulturelle Fragen. Die Absicht hinter dem Auschwitz-Satz war übrigens, falls sich das wer fragt, „niemals negativ, sondern höchstens vielleicht ein bisschen fahrlässig“, sagte Farid Bang.
„Wir vom Schlager sind einfach überall – auch da, wo niemand mit uns rechnet“, sagte Helene Fischer. Undvielleicht zumersten Mal lernt man die Unverbindlichkeit der Schlagermusik zu schätzen: Da passiert wenigstens keine Katastrophe.