D Handelskrieg
bracht. Danach ist die Wahrnehmung im Trump-Lager über Deutschland diese: Die Nationalisten hassten die Großzügigkeit gegenüber syrischen Flüchtlingen, die Protektionisten die Handelsüberschüsse, die Sicherheitsfalken die passive Rolle beim Raketenangriff gegen Syrien, während sich die Russland-Skeptiker über die geplante Ostsee-Pipeline Nordstream II erregten.
Von alledem wurden Bruchteile spürbar, als Merkel nach 20 Minuten (unter vier Augen mit Trump) und 95 Minuten Arbeitsessen im voll besetzten East-Room mit dem Hausherrn an die Mikrofone trat. Nach dem Frageund-Antwort-Spiel von deutschen wie amerikanischen Journalisten konnte man nicht den Eindruck gewinnen, dass es der Kanzlerin anders ergangen ist als Macron. Dessen Staatsbesuch hat zwar Bilder von „amouröser Flitterwochen-Stimmung unter Männern“produziert, sagte ein NBC- Korrespondent. Hinter verschlossenen Türen jedoch habe Macron bei Trump „auf Granit gebissen“. Weder im Handelsstreit noch beim Iran-Atom-Abkommen gab es Signale, dass Trump zu echten Konzessionen bereit ist. Sprich: Beibehaltung des Atom-Vertrags. Und dauerhafter Last-Minute-Verzicht auf die am 1. Mai einsetzende Strafzoll-Keule für Stahl- und Aluminium-Produzenten aus der EU. Im direkten Aufeinandertreffen mit Trump ergab sich kein anderer Stand.
Merkel bemühte sich um komplexere Töne. Sie stützte erneut das Iran-Abkommen als solide Ausgangslage für weitere Verhandlungen über Aktivitäten Teherans. Im Handelsstreit verwies sie auf die Schiedsrichter-Rolle der Welthandelsorganisation und nahm für deutsche Unternehmen in Anspruch, in den USA viele Arbeitsplätze zu schaffen. Trump wiederum nahm für sich in Anspruch, die historischen Entwicklungen in Korea mit vorangetrieben zu haben.
Skepsis
Seine Skepsis über den Status Quo in Sachen Europa blieb unverändert. Er sprach von der „Verantwortung“der EULänder stärker für ihre eigene Sicherheit zu sorgen, die „Lastenteilung“in der NATO müsse verbessert werden. Beim Handel mit Europa stellte er mangelnde Fairness fest. Den Iran nannte er ein „mörderisches Regime“, das niemals „Atombomben bekommen werde“. Konsequenzen: unbekannt. Die Kernfragen – was geschieht mit den Strafzöllen, was mit dem Iran-Abkommen – blieben gestern unbeantwortet.