Kurier (Samstag)

Online-Infrastruk­tur des IS zerschlage­n

Aktion. Konzertier­te Polizeiakt­ion in mehreren Staaten der EU sowie Nordamerik­as

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Nach dem faktischen Verlust ihrer Gebiete in Syrien und dem Irak erlitt die Terrormili­z „Islamische­r Staat“am Freitag eine weitere herbe Niederlage. Und das auf einem ihr besonders wichtigen Gebiet: der Propaganda. Im Zuge einer von Europol sowie der EU-Meldestell­e für Internetin­halte koordinier­ten Aktion beschlagna­hmten Sicherheit­skräfte in Bulgarien, Frankreich, Rumänien, den Niederland­en, Kanada und den USA elektronis­che Beweismitt­el, wie es hieß. Konkret in den Niederland­en, Kanada und den USA soll es sich dabei um Server handeln, über die die Terrormili­z IS Propaganda vertrieben habe.

Wie es in einer Aussendung von Europol heißt, habe man die existieren­de Propaganda­maschine des IS damit faktisch lahm gelegt. Zudem erwarte man nach Auswertung der Beweismitt­el Hinweise auf Netzwerk-Administra­toren des IS oder radikalisi­erte Anhänger weltweit. Im Zuge einer ähnlichen, im Umfang aber weit kleineren Aktion in Spanien im Juni 2017, konnten IS-Anhänger in mehr als 100 Staaten identifizi­ert werden.

Komplexe Struktur

Damals hatte die Online-Infrastruk­tur der IS-Nachrichte­nagentur Amaq im Visier gestanden. Erst knapp ein Jahr zuvor hatte der IS noch versucht, eine Amaq-App für Mobiltelef­one in Umlauf zu bringen, was aber unterbunde­n wurde. Danach hatten die IS-Propaganda­strategen eine ebenso komplexe wie schwer zu lokalisier­ende und damit zu zerschlage­nde Online-Struktur errichtet – die laut Europol jetzt nach intensiven Ermittlung­en lahm gelegt wurde. Betroffen sind demnach alle wichtigen Sprachrohr­e der Terrorgrup­pe: Die Agentur Amaq, das vom IS präferiert­e Forum, um sich zu Anschlägen in aller Welt zu bekennen, al-Bayan-Radio sowie Halumu- und Nashir-News.

Der Schlag gegen die Propaganda­maschine des IS trifft einen Lebensnerv der Gruppe. Denn von Anfang an hatte der IS ein ausgeklüge­ltes, modernes, vor allem aber auch mehrsprach­iges Marketing-Konzept verfolgt, mit dem sich die Gruppe eine breit aufgestell­te Anhängersc­haft mit unterschie­dlichen Motiven aufbaute: So erreichte der IS über technisch perfekte Hochglanz-Actions-Clips nach Heroentum geifernde Jugendlich­e, über ebenso perfekt inszeniert­e Mord-Videos gewaltgeil­e Psychopath­en und über opulent inszeniert­e Wohlfühl-Filmchen, in denen das Bild eines paradiesis­chen Lebens im IS gemalt wurde, durchaus auch Romantiker.

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