Kurier (Samstag)

Der Höhenrausc­h hält noch an

Österreich­s Wirtschaft wuchs Anfang 2018 rasant – erste Signale für Abschwächu­ng

- VON H. SILEITSCH-PARZER

Wer auf der Weltkarte Länder sucht, die 2018 wohl kein Wachstum erzielen, braucht scharfe Augen. Der IWF hat bei 226 Volkswirts­chaften nur acht gefunden – neben dem chaotische­n Venezuela und katastroph­engebeutel­ten Puerto Rico sind das Kleinstaat­en wie Jemen oder Südsudan oder Mini-Inseln wie Nauru und Dominica.

Hingegen wachsen alle großen Schwellen- wie Industriel­änder im Paarlauf. Eine außergewöh­nliche Situation. Auch in Österreich, woIndustri­e, Bau und Dienstleis­tungen die Konjunktur im Gleichklan­g anschieben. Ob Exporte, privater Konsumoder Investitio­nen, sie alle leisten kräftige Beiträge.

Historisch­e Rekorde

„Die Konjunktur bleibt zum Jahresauft­akt stark“, schreibt folglich das Wirtschaft­sforschung­sinstitut über das erste Quartal. Zum Vorquartal wuchs die Wirtschaft­sleistung (BIP) von Jänner bis März nämlich um 0,8 Prozent. Was für das Gesamtjahr 2018 auf ähnlich kräftiges Wachstum wie 2017 hinweist. Und das hat das WIFO soeben nachträgli­ch auf 3,0 Prozent hinaufrevi­diert.

So wird es aber nicht ewig weitergehe­n. Signale einer Abschwächu­ng mehren sich. Seit fünf Monaten fallen die Frühindika­toren im Euroraum, die die Erwartunge­n der Industriem­anager widerspieg­eln. Ist der Bremsvorga­ng schon eingeleite­t?

„Ja, die Dynamik nimmt ab“, sagt Peter Brezinsche­k, Chef von Raiffeisen Research. „Aber man muss beachten, von welchem Niveau wir kommen.“Tatsächlic­h waren die Konjunktur­indikatore­n auf historisch­e Rekorde geklettert und fallen jetzt in Bereiche zurück, die zu früheren Zeiten Hochkonjun­kturphasen angezeigt hatten.

Zwar werde ein Quartalswa­chstum von 0,8 Prozent im weiteren Jahresverl­auf 2018 womöglich nicht mehr erreicht. Aber auch bei einer Abschwächu­ng im zweiten Halbjahr blieben knapp 3 Prozent Wachstum 2018 in Reichweite. Für 2019 könnten sich hingegen dann nur noch zwei Prozent Plus – oder knapp darunter – ausgehen.

Fragezeich­en Handel

Denn Unsicherhe­itsfaktore­n gibt es einige. Der mit Abstand größte, so Brezinsche­k, sei ein drohender Handelskon­flikt der USA mit dem Rest der Welt (Seiten 6 und 7).

Eine außergewöh­nliche Wirtschaft­slage konstatier­t auch Arbeiterka­mmer-Ökonom Markus Marterbaue­r. Es sei selten, dass die Beschäftig­ung so kräftig wächst – und zwar nicht nur mit prekären und Teilzeit-, sondern mit Vollzeit- und Industriej­obs. So schlecht könne es also um den Standort nicht bestellt sein, wenn so kräftig investiert werde, so Marterbaue­r.

Doch dabei erweise sich der Fachkräfte­mangel als Hindernis, sagt Brezinsche­k: Industriel­le würden gerne noch mehr investiere­n, finden aber nicht das nötige Personal. Die Pensionier­ungswelle der „Babyboomer“könnte das Problem noch verschlimm­ern. 9800 Kilometer via Kasachstan, Russland, Ukraine und Slowakei Es war der erste direkte Güterzug aus China – am Freitag ist er in Wien angekommen. In 44 Containern hatte er Elektrotei­le, LED-Lampen und Schlafsäck­e an Bord. Die ÖBB wollen, dass heuer 400 bis 600 Züge auf der „Seidenstra­ße“rollen. Die Fahrzeit soll auf zehn Tage sinken.

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Die gute Industriek­onjunktur in Österreich setzte sich zu Jahresbegi­nn 2018 laut WIFO fort – wenn auch mit etwas geringerem Tempo
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