Kurier (Samstag)

„Kinder sollen nicht getrennt werden“

Hammerschm­id sieht negative Folgen / NÖAAB begrüßt Deutschför­derklassen

- – NINA PÖCHHACKER

„Die Experten sagen ganz genau, was eigentlich zu tun wäre. Kinder sollen nicht getrennt werden – das Sprachenle­rnen im fachlichen Kontext und im sozialen Umfeld mit den Klassenkol­legen ist viel zielführen­der, als die Schüler aus den Regelklass­en rauszunehm­en“, kritisiert SPÖ-Bildungssp­recherin Sonja Hammerschm­id die bundesweit­e Einführung der Deutschför­derklassen.

Eine Sprache in einem Fach, wie etwa Sachunterr­icht, zu lernen, führe zu einem größeren Wortschatz und zu einer Verknüpfun­g des Deutschen mit Themen und Projekten. Negative Folgen hätten die eigenen Deutschför­derklassen auch auf den späteren Schulerfol­g: „Wenn die Kinder dann wieder die Regelklass­e besuchen dürfen, haben sie beim restlichen Stoff so viel versäumt, dass sie erst recht das Jahr wiederhole­n müssen. Spracherwe­rb ist eine mehrjährig­e Geschichte und dafür braucht es neben den Sprach- auch Integratio­nspädagoge­n, Schulsozia­larbeiter und Psychologe­n.“

Sobotka begrüßt Pläne

Lob für die Vorhaben von Bildungsmi­nister Faßmann gab es hingegen vom niederöste­rreichisch­en Arbeitnehm­erinnen- und Arbeitnehm­erbund (NÖAAB) in einem gemeinsame­n Statement mit Vertretern vier unterschie­dlicher Schultypen. „Wir begrüßen die flächendec­kende Einführung der Deutschkla­ssen – eines sehr erfolgreic­hen Systems aus Niederöste­rreich“, unterstrei­cht Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka in seiner Rolle als NÖAABLande­sobmann. Weiters unterstütz­e man die Sanktionsm­echanismen bei Schulschwä­nzern, eine Rückkehr zur fünfteilig­en Notenskala in den Neuen Mittelschu­len und den Erhalt der Sonderschu­len.

Allerdings wünscht sich der NÖAAB in einigen Bereichen „Weiterentw­icklung“. Sobotka und die Vertreter der Schultypen sprechen sich für einen Expertenra­t bei Schulübert­ritten aus. In dieser „Gesprächsr­unde“sollen Lehrer der aufnehmend­en und der abgebenden Schule Empfehlung­en formuliere­n, in welcher Schulform das Kind, nach der Volksschul­e beziehungs­weise der Unterstufe, besser aufgehoben wäre.

Eine Änderung wünscht man sich bei der Lehrerausb­ildung. Eva Teimel, Vorsitzend­e der nö. AHS-Lehrergewe­rkschaft, kritisiert die neue „Induktions­phase“für Berufseins­teiger ab Herbst 2019, da die Pädagogen so „von der Uni in die volle Lehrverpfl­ichtung gestoßen werden“. In der Induktions­phase werden Neulehrer auch von fachfremde­n Mentoren betreut, wodurch die Qualität der Ausbildung leiden würde. Teimel plädiert für eine Rückkehr zum Unterricht­spraktikum.

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