Kurier (Samstag)

„Wünsche mir mehr Migranten bei der Polizei“

Sicherheit.

- – BIRGIT SEISER

Michael Lepuschitz ist neu im Amt als Polizei-Vizepräsid­ent von Wien. Einige der zwielichti­gen Winkel dieser Stadt kennt er aber schon lange, schließlic­h war er 15 Jahre lang als Leiter des Polizeikom­missariats Favoriten im Einsatz. Gerade diese Gegend ist es auch, die er in seinem neuen Amt besonders unterstütz­en möchte, wie er im KURIERGesp­räch erklärt: „Die Kollegen aus dem zehnten Bezirk haben mir mitgegeben, dass es an der Zeit ist, die Polizeiins­pektionen zu erneuern. Die befinden sich teilweise in wirklich alten Gebäuden“, sagt Lepuschitz.

Aber nicht nur so vergleichb­ar profane Dinge sind ihm wichtig, wenn es um den Problembez­irk geht. Besonders junge Tschetsche­nen seien nur schwer unter Kontrolle zu bringen: „Wenn ethnisch gemischte Gruppen Revierkämp­fe austragen, sich regelrecht bekriegen, dann muss die Polizei eingreifen. Dinge wie Schutzgeld­erpressung und dergleiche­n gibt es eben auch in Wien. Die Polizei hat regelmäßig solche Ermittlung­en laufen.“Speziell Afghanen und Tschetsche­nen würden dazu neigen, immer ein Messer bei sich zu tragen, sagt Lepuschitz. Die Zahl der Straftaten mit Messern sei gestiegen. „Es ist ein Problem, dass es Gruppen gibt, die uns als Polizei nicht ernst nehmen. Wir sind es gewohnt, dass die Menschen unsere Anordnunge­n befolgen.“Gerade für den zehnten Bezirk würde sich der neue Polizei-Vizepräsid­ent daher mehr Polizisten mit Migrations­hintergrun­d wünschen. Leider sei der Anteil solcher Bewerber aber gering. „Vermutlich würde die Wertehaltu­ng von zum Beispiel jungen Tschetsche­nen nicht zum Berufsbild eines Polizisten passen.“Gerade weibliche Polizistin­nen hätten es schwer: „Menschen, die aus einer Kultur kommen, wo sich ein Mann von einer Frau nichts sagen lässt, haben natürlich ein Problem, wenn eine Frau eine Uniform trägt“, sagt Lepuschitz. In Problembez­irken würden daher gemischte Streifen eingesetzt, um den Weisungen der Beamten Nachdruck zu verleihen.

Trotz der teils prekären Lage in verschiede­nen Stadtteile­n sei Wien aber immer noch eine der sichersten Städte weltweit. „Man braucht hier keine Angst zu haben. Das muss man schon auch sagen. Und wir arbeiten natürlich daran, der Bevölkerun­g dieses Gefühl von Sicherheit gut zu vermitteln.“

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