Neue Rocker aktiv: Handel mit stärkeren Drogen
Satudarah/United Tribuns.
Nach Verboten von Rockergruppierungen in Deutschland und angedachten Verboten in den Niederlanden weichen die entsprechenden Organisationen nun immer häufiger nach Österreich aus. Das erklärt Andreas Holzer vom Bundeskriminalamt. Dabei gelang der Polizei nun ein großer Schlag vor allem gegen die bosnisch geprägten United Tribuns, die gemeinsam mit dem Satudarah MotorcycleClub einen Handel mit besonders hochwertigem Kokain und Cannabis aufgezogen haben sollen.
Die Satudarah, die bisher in Österreich nicht offiziell vertreten waren, sind eine Gruppierung vor allem aus indonesischen Einwanderern, Roma und nun offenbar auch Afghanen. Fünf der zehn meistgesuchten Niederländer waren zeitweise Satudarah-Mitglieder. Kürzlich wurde in Tirol einer von ihnen verhaftet. Auch im aktuellen Drogenfall war ein Satudarah der Ausgangspunkt. Der Mann, den sie „Shorti“nannten, soll 80 Prozent reines Kokain in Salzburg verkauft haben.
Rund um seine Verhaftung hatte das Landeskriminalamt eine Schwemme von Drogen und verbotenen Waffen im Bezirk Zell am See bemerkt. Insgesamt wurden 30 Hintermänner ausgeforscht, darunter zwei hochrangige Mitglieder der rockerähnlichen Gruppierung United Tribuns als mutmaßliche Organisatoren.
Diese sollen auch in Wien eine Cannabis-Plantage mit hochwertigem Marihuana betrieben haben. „Statt früher vier bis fünf Prozent lag der THC-Gehalt bei bis 15 Prozent“, sagt KarlHeinz Pracher, Leiter des Landeskriminalamts Salzburg. Gehandelt wurden Drogen aller Art, die teils gesundheitliche Schäden bei den 400 ausgeforschten Konsumenten hinterlassen haben. „Manche sehen noch immer schiefe Häuser“, sagt Pracher.
Die United Tribuns wurden von zwei bosnischen Brüdern gegründet, gegen die ein Haftbefehl wegen Menschenhandels besteht. Im Jahr 2015 traten sie erstmals in Österreich auf und verkündeten via KURIER: „Wir sind eine Armee.“In Villach, Graz, Wien, Bregenz, Wels, Salzburg und Innsbruck gibt es Chapter (Zweigstellen, Anm.), die mehr oder weniger aktiv sind.
Kein Verbot geplant
In Österreich ist ein Verbot einzelner Gruppierungen wie in Deutschland kein Thema. Holzer betont, dass Amtshandlungen wie diese zeigen, dass die Polizei von Anfang an entschieden eingreift. Verbote hätten wenig Nutzen, da diese Organisationen unter anderem Namen weiter machen würden. Holzer verwies darauf, dass es zuletzt gelungen sei, die türkisch geprägten Osmanen Germania zu zerschlagen. Peter Goldgruber, Generalsekretär im Innenministerium, wollte sich dazu nicht festlegen. Man müsse die aktuellen Vorkommnisse erst „analysieren“, sagte er zum KURIER.