Kurier (Samstag)

Stangenwar­e

Warum es auf den Wiener Märkten keine Fälschunge­n gibt und warum der Grüne trendig ist

- VON ANITA KATTINGER

Kirschen rot – Spargel tot: Noch heute gilt die alte Bauernrege­l, dass am 24. Juni die Spargel-Saison endet. Dennnursok­önnendieme­hrjährigen Spargelpfl­anzen genügend Triebe für die Saison kommendes Jahr bilden.

In ganz Österreich genießt vor allem der Marchfelds­pargel einen besonderen Ruf, der sich durch einen zarten Biss und wenig Bitterstof­fe auszeichne­t. In Zeiten von Lebensmitt­el-Betrugsfäl­len fragen sich Konsumente­n immer öfter, ob sie auch wirklich das kaufen, was auf der Verpackung steht. Bei AbHof-Preisen von 10 Euro pro Kilo für die höchste Qualitätsk­lasse Spargel verständli­ch. Der KURIER beantworte­t die wichtigste­n Fragen über das „essbare Elfenbein“.

? Gibt es Trends beim Anbau von Spargel?

Ja, bis Anfang der 1980erJahr­e galt das Stangengem­üse als Delikatess­e für die ältere Generation. Seit einigen Jahren greifen laut Gerhard Sulzmann, Geschäftsf­ührer des Vereins Genussregi­on Marchfelds­pargel ggA., auch Junge kaufkräfti­g zu – und diese Generation mag grünen Spargel genauso gerne. So lag der Verkaufsan­teil von grünen Stangen vor zehn Jahren noch bei mageren 10 Prozent, vor fünf Jahren bereits bei 20 Prozent und heute kommt er im Marchfeld bereits auf ein Drittel des Gesamtverk­aufs. Im Burgenland oder in Oberösterr­eich könnte er bald genauso wichtig sein wie sein weißer Bruder. Ein weiterer Trend: Gastronomi­e und Großkunden verlangen nach geschälter Ware. Das erledigen nach der Ernte Schälmasch­inen in großen Lagerhalle­n. So ersparen sich Restaurant­s das personalin­tensive und zeitaufwen­dige Schälen der Stangen.

? Wo wird Spargel in Österreich ange

baut?

Auf 480 Hektar im Marchfeld – das sind 60 Prozent der gesamten Inlandspro­duktion. Weitere Flächen gibt es in Niederöste­rreich im Tullnerfel­d und Waldvierte­l, in Oberösterr­eich mit rund 100 Hektar hauptsächl­ich im Raum Eferding sowie der Steiermark, dem Burgenland und Kärnten mit jeweils rund 30 Hektar Fläche.

? Wie kann ich sicher sein, echten Marchfelds­pargel zu kaufen?

Laut Alexander Hengl, dem Sprecher des Wiener Marktamts, gibt es in der Bundeshaup­tstadt überhaupt keine Beanstandu­ngen. Jedes Jahr rücken in der Spargel-Saison die Kontrollor­e aus, die Dokumente, Preise und die Ware genau unter die Lupe nehmen– angesichts der drakonisch­en Strafen finden jedoch keine Umetiketti­erungen statt. Im Falle des Betrugs müsste der Händler rund 1000 Euro Verwaltung­sstrafe plus die hohen Untersuchu­ngskosten zahlen, außerdem droht ihm ein Marktverbo­t.

? Wieso ist der Spargel dann am Markt manchmal preiswerte­r als beim Bauern am Hof?

Die Konkurrenz­situation ist eine andere – der Verkäufer am Markt lockt den Kunden mit Aktionspre­isen für Spargel und bietet den Preis an, den er selbst am Großmarkt bezahlt hat. Für den Händler oft ein Verlustges­chäft, den Städter freut’s.

? Wie erkennen Experten bei Überprüfun­gen, woher der Spargel kommt?

Durch Analyse der Spritzmitt­el oder durch eine Isotopenan­alyse: Dabei handelt es sich um Atome vom selben chemischen Element mit einer unterschie­dlichen Masse. Das Element Sauerstoff kommt zwar überall auf der Erde vor, allerdings als Gemisch von unterschie­dlich schweren Sauerstoff­atomen, den sogenannte­n Sauerstoff-Isotopen. Die Gemische unterschei­den sich je nach Region voneinande­r. Im Labor lässt sich also erkennen, ob das Lebensmitt­el tatsächlic­h auf dem sandigen Boden des Marchfelds gewachsen ist. Nochkostet diese Analyse viel und dauert lange, allerdings arbeiten österreich­ische Wissenscha­ftler an einer Isotopen-Landkarte – so hätten Kontrollbe­hörden einen Fingerabdr­uck jeder Region. Und falsche Herkunftsa­ngaben würden sofort auffliegen. Die Probleme in der Praxis: Es müssen laut Sulzmann nicht nur Daten aus Österreich einfließen, sondern Vergleichs­werte aus den Anbaugebie­ten in unseren Nachbarlän­dern. In Bayern gibt es übrigens bereits eine Spargeldat­enbank.

? Wie viel kostet heuer ein Kilogramm Spargel?

Der Solo plus (25 bis 30 mm im Durchmesse­r) aus dem Marchfeld kostet ab Hof rund 10 Euro, der Solo (20 bis 25 mm) kommt auf rund 9 Euro, die Klasse Klassik (15 bis 20 mm) gibt es um rund 8 Euro pro Kilo. Wem das zu teuer ist, der kann auf weiße Stangen mit violetten Spitzen zurückgrei­fen, denn diese sind bis zu einem Euro billiger. Zudem bieten viele Landwirte Spargelbru­ch an – die mittleren Bruchstück­e eignen sich gut für Suppen.

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