Neustart im Sitzungssaal
Der Name der Architekten ist Programm: AllesWirdGut haben die Tagungsräume des Österreichischen Bankenverbands renoviert und in eine offene und kommunikative Besprechungswelt verwandelt.
Man würde sich vielleicht ein gesetzteres Interieur erwarten, wenn man das mächtige Gebäude am Wiener Schottenring betritt. Vom Gegenteil wird man jedoch überrascht: Die neuen Räume des Österreichischen Bankenverbandes, gelegen im zweiten Stock der alten Börse, präsentieren sich als offene, lichtdurchflutete Tagungsräume mit aktueller Kunst, modularem Mobiliar und skandinavischen Designklassikern.
Der Neorenaissance-Bau, erbaut von Theophil von Hansen zwischen 1847 und 1877, wurde nach einem Brand in den 1960er-Jahren wieder aufgebaut. In Zuge dessen wurden auch die Sitzungssäle dem Geist der Sechziger entsprechend gestaltet: Tief abgehängte Decken, eine dunkle Holzvertäfelung und lederbezogene Teakholz-Stühle von Hans J. Wegner schufen ein klassisches Ambiente. Eine Renovierung war dringend nötig: Ausstattung, Beleuchtung und Funktionalität entsprachen nicht mehr den Anforderungen, die ein moderner Sitzungssaal heute erfüllen muss. Für die Neugestaltung konnten AllesWirdGutArchitekten engagiert werden, die nach Projekten wie dem magdas
Hotel ein weiteres Mal ihr Geschick für Raumgestaltung unter Beweise stellten. In einem ersten Schritt haben sie die Räume nach oben geöffnet und die umlaufende Vertäfelung in sanftem Hellgrau gestrichen. Dazu passend wurden Vorhänge in erdigen Tönen ausgewählt. Ein breiter Spiegel gegenüber der Fenster reflektiert das einfallende Tageslicht und macht die Räume hell und freundlich. Für geistige Entspannung sorgt ein Kunstwerk von Johannes Deutsch: Es bildet ein schillerndes Farbband oberhalb der Wandverkleidung um zieht alle Blicke auf sich.
Als große Hürde erwies sich der fast zehn Meter lange Besprechungstisch, an dem die Bankdirektoren, Vorstände und Minister bisher tagten. Er nahm den ganzen Raum ein, war schwer und unbeweglich. Diesem Möbel-Dinosaurier kamen die Architekten mit weißen, modularen Tischen in unterschiedlichen Größen und Formen bei. Die Einheiten können ein großes Ganzes bilden oder ohne viel Kraftaufwand auseinandergeschoben und zu kleineren Gruppen zusammengestellt werden. Bei Bedarf können so kleine Gesprächsinseln erstellt werden, um ohne große Distanzen miteinander zu kommunizieren. Während der alte Tisch weichen musste, wurden die Sessel behalten. Aus zweierlei Gründen: Die Designstühle von Hans J. Wegner waren an Komfort nicht zu überbieten und verleihen dem Raum mit den funktionalen Tischen eine gediegene Atmosphäre.