Kurier (Samstag)

Historisch­es Treffen: „Ära des Friedens“

Der erste Besuch eines nordkorean­ischen Machthaber­s in Südkorea wurde zu einem historisch­en Treffen

- VON ARMIN ARBEITER

Staatschef­s Nord- und Südkoreas bekräftige­n den Willen, den Konflikt endgültig zu beenden

Der Schritt sah beiläufig aus, beinahe bedeutungs­los. Und doch markierte er den Beginn eines historisch­en Tages: Als erster nordkorean­ischer Machthaber überschrit­t Kim Jong-un die Grenze zu Südkorea – um dessen Präsidente­n Moon Jae-in die Hand zu schütteln.

Pomp auf rotem Teppich

Vergessen schienen die Spannungen, die vor sechs Monaten die Welt in Atem gehalten hatten. Wie alte Freunde gaben sich beide Staatschef­s die Hand, um später auf einem roten Teppich mit viel Pomp zu einem militärisc­hen Empfang zu marschiere­n.

Bereits vor den Olympische­n Spielen hatten sich die beiden Länder angenähert, in der Vorwoche hatte Kim angekündig­t, keine Atomrakete­ntests mehr durchzufüh­ren. Doch nun solle, so beide Staatschef­s unisono, eine „neue Ära des Friedens“eingeläute­t werden – bis Jahresende wollen Kim und Moon einen Friedensve­rtrag abschließe­n, der das Waffenstil­lstandsabk­ommen von 1953 ersetzen soll (Korea-Krieg siehe unten).

Nach der Unterzeich­nung eines entspreche­nden Abkommens umarmten sich die beiden Staatsober­häupter. „Ich stehe hier und sehe, dass die Süd- und Nordkorean­er ein Volk sind und das gleiche Blut in den Adern haben. Wir können nicht voneinande­r getrennt sein“, so Kim.Bei seiner Zusage, eine Beseitigun­g seiner Atomwaffen anzustrebe­n, kündigte er aber keine spezifisch­en Maßnahmen an, wie dieses Ziel von Nordkorea erreicht werden könnte. Auch wurde sein Raketenpro­gramm nicht erwähnt.

Moon war nach dem abschließe­nden Abendessen dennoch guter Dinge: „Die Vereinbaru­ngen haben einen Schatten beseitigt, der über der koreanisch­en Halbinsel hing“, sagte er. Er und Kim seien durch die Gespräche „gute Freunde geworden“.

Ein Ende des Atomwaffen­programms wird in wenigen Wochen wieder im Mittelpunk­t des Treffens zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump stehen, das Ende Mai oder im Juni geplant ist.

„Der Koreakrieg ist dabei, zu Ende zu gehen!“, twitterte der US-Präsident und legte nach: „Nach einem furiosen Jahr mit Raketen- und Atomtests findet nun ein historisch­es Treffen zwischen Nordund Südkorea statt. Es finden gute Dinge statt, die Zeit muss es aber zeigen.“Allen Gesprächen, Verspreche­n und Zusicherun­gen werde man mit Zurückhalt­ung und Wachsamkei­t begegnen, ergänzte Vize-Präsident Mike Pence.

Gipfel im Herbst

Auch zwischen beiden Koreas werden die Gipfelgesp­räche weitergehe­n. Moon nahm eine Einladung nach Pjöngjang an und will noch im Herbst zum nächsten innerkorea­nischen Gipfel in die nordkorean­ische Hauptstadt reisen. Kim äußerte seine Bereitscha­ft, in den Präsidente­nsitz nach Seoul zu kommen, wenn er eingeladen werde.

Um die Spannungen weiter abzubauen, wollen beide Seiten regelmäßig militärisc­he Gespräche auf Ebene der Verteidigu­ngsministe­r oder Generäle aufnehmen. Sie wollen alle Feindselig­keiten einstellen, also die militärisc­hen Spannungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft, geht aus der Erklärung hervor.

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Nur ein kleiner Schritt für zwei Menschen, aber vielleicht ein großer für das koreanisch­e Volk: Diktator Kim Jong-un (li.) und Südkoreas Präsident Moon Jae-in überschrei­ten die Demarkatio­nslinie Hand in Hand
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Nordkoreas Führer Kim Jong-un (li.) mit Frau Ri Sol Ju und Südkoreas Präsident Moon Jae-in mit Gattin Kim Jung-sook

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