Kurier (Samstag)

„Design ist eine Evolution“

Marva Griffin Wilshire ist eine Institutio­n. Darin sind sich am Salone del Mobile in Mailand alle einig. Seit 21 Jahren organisier­t sie den SaloneSate­llite und gibt damit jungen Talenten eine Bühne für ihre Designs.

- VON JULIA BEIRER

KURIER: Sie haben den SaloneSate­llite vor mehralszwe­i Jahrzehnte­n ins Leben gerufen. Warumwares Ihnen wichtig, Jungdesign­ern eine eigene Plattform während des Salone del Mobile in Mailand zu bieten? Marva Griffin Wilshire:

Das war nicht ich. Der SaloneSate­llite war eine absolute Notwendigk­eit für die Jungdesign­er. Sie wollten Teil des Salone del Mobile in Mailand sein, um ihre Designs präsentier­en und ihre Karrieren starten zu können. Deshalb wurde ich gefragt den SaloneSate­llite zu gründen. Das war der einzige Beweggrund.

Dieses Jahr findet der SaloneSate­llite unter dem Motto Afrika und Lateinamer­ika statt. Warum?

Der SaloneSate­llite hat jedes Jahr ein spezielles Thema. Im vergangene­n Jahr haben wir 20-jähriges Jubiläum gefeiert und die DesignIkon­en hochleben lassen. Die Aufgabe der Designer bestand darin, Stücke zu kreieren, in denen sie einen Teil ihrer Persönlich­keit ausdrücken. Für dieses Jahr habe ich beschlosse­n, Afrika und Lateinamer­ika unter dem Gesichtspu­nkt des entstehend­en Designs zum Thema zu machen. Obwohl man dort eigentlich nicht von entstehend­em, oder sich entwickeln­dem Design sprechen kann. Afrika hat die älteste Designkult­ur der Welt und Lateinamer­ika hat die präkolumbi­sche Kultur mit den Mayas und den Azteken in Mexiko, den Inkas in Peru. Warum gerade diese beiden Kontinente? Über Afrika und Lateinamer­ika wird auf der ganzen Welt gesprochen. Vor zwei Jahren gab es eine wunderschö­ne Ausstellun­g bei Vitra unter dem Motto Afrika und vergangene­s Jahr hat die Louis Vuitton Foundation in Paris etwas zum Thema Afrika gemacht. Überall ist Afrika. Auch in Washington gibt es ein Museum über die afrikanisc­he Kultur. Ich selbst bin Südafrikan­erin und wollte mit dem SaloneSate­llite auch etwas beitragen.

Wie setzen Sie das um?

Innerhalb des SaloneSate­llite gibt es eine Ausstellun­g von 18 afrikanisc­hen und 18 lateinamer­ikanischen Designern. Ich habe die Cabana Brüder, Fernando und Humberto, eingeladen, um die Ausstellun­g gemeinsam zu kuratieren. Für die Afrikaner hat das Hicham Lahlou gemacht. Entstanden ist eine Ausstellun­g bestehend aus Videos, in denen die Jungdesign­er zeigen und erklären, wie die Verbindung zu ihren Designs entsteht und wie sie an den Projekten arbeiten. Es ist sehr interessan­t. Was entwerfen die jungen Designer unter 35 Jahren heute?

Das müssen Sie sie selbst fragen. Ich weiß es nicht. Gehen Sie zum SaloneSate­llite. Die Jungdesign­er kommen aus 40 Ländern, von Neuseeland über Afrika bis hin zu Nordfinnla­nd, Kanada und Südamerika. Ihnen zuzuhören ist sehr interessan­t, weil jeder einzelne Designer eine andere Geschichte zu erzählen hat.

Wie hat sich das Design in den vergangene­n zehn Jahren verändert ?

Es ist keine Veränderun­g. Es ist eine Evolution. Design ist die älteste Industrie der Welt und mit allem verbunden, mit dem die Menschen jemals in Berührung gekommen sind. Das beginnt bereits mit dem Bett, in dem sie geboren wurden. Für den SaloneSate­llite 2018 haben wir alle Teilnehmer eingeladen, eine Umfrage zu beantworte­n, um besser verstehen zu können, wie ihre Designproz­esse aussehen. Wir haben sie gefragt, was passiert, wenn sich Design und die digitale Welt treffen. Benutzen sie für ihre Entwürfe ihre Hände oder den Computer und glauben sie an Handwerksk­unst? Die Antworten waren sehr überrasche­nd.

Warum haben Sie gerade dieses Thema ausgesucht?

Alles ist digital wegen dem technologi­schen Fortschrit­t. Aber gerade die jungen Designer wollen den Computer nicht nutzen. Man würde das Gegenteil denken, aber nein, sie arbeiten lieber mit ihrem Kopf und ihren Händen.

Können Sie mir verraten, welche Designs dieses Jahr besonders außergewöh­nlich sind?

Nein. Man muss reingehen und selbst sehen und spüren, was am besten gefällt.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft des SaloneSate­llite?

( lacht) Ich lebe in der Gegenwart und achte darauf, was heute passiert. Die Leute fragen mich, was ich bei der Möbelmesse in Moskau und in China im Oktober 2018 geplant habe und ich sage allen dasselbe. Lassen Sie mich den SaloneSate­llite in Mailand erst einmal ordentlich beenden. Danach werde ich mich ausruhen und dann muss ich erstmal nach New York City. Diese Stadt ist sehr wichtig für die Entwicklun­g von Designtren­ds und ich will sehen, was sie dort machen.

Ist New York City mit Mailand zu vergleiche­n?

Nein, niemals. Es gibt 300 Designwoch­en in der ganzen Welt. Sie versuchen irgendwie alle, den Salone del Mobile in Mailand zu kopieren, aber es gelingt ihnen letztlich nicht. Der Präsident des Salone del Mobile Claudio Lutti hat ein Manifesto verfasst. Darin hat er die Prinzipien niedergesc­hrieben und erklärt, warum der Salone del Mobile so einzigarti­g auf der Welt ist. Seit 57 Jahren machen wir das jetzt schon und in der Designindu­strie ist nichts so wichtig wie der Salone del Mobile in Mailand.

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Marva GriffinWil­shire umgeben von ihren Schützling­en
 ??  ?? Marva Griffin Wilshire sieht den SaloneSate­llite als eine Brücke zur Zukunft, 2018 eröffnete sie den Jungdesign­ersalon zum 21. Mal
Marva Griffin Wilshire sieht den SaloneSate­llite als eine Brücke zur Zukunft, 2018 eröffnete sie den Jungdesign­ersalon zum 21. Mal
 ??  ?? „Flux“von Studio Tame, Awardgewin­ner in Schanghai 2017
„Flux“von Studio Tame, Awardgewin­ner in Schanghai 2017
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Das Siegerproj­ekt „Cucina Leggera“von Stefano Carta Vasconcell­os
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