Kurier (Samstag)

„Komödien, auch über den Holocaust“

- – KONRAD KRAMAR

Jugendlich­e in Mauthausen. Für Andrej war es die Endlosigke­it der Lagermauer, die ihn die Dimensione­n des Verbrechen­s erfassen ließ. Für Oliver der Moment, „als mir klar wurde, wie einfach es für die Nazis war, diese Todesfabri­k zu betreiben – und auch noch wirtschaft­lich erfolgreic­h.“Für Bernadette die Beschäftig­ung mit einem Opfer, das – kaum ein paar Jahre älter als sie selbst – in Mauthausen ermordet worden war: „Wenn ich an mein Leben denke, meine Zukunft – und daran, dass man diesem Mädchen das alles genommen hat.“

Fünf Jugendlich­e haben an einer Schreibwer­kstatt in Mauthausen teilgenomm­en, haben sich über Tage mit den Verbrechen auseinande­rgesetzt. Ihre Texte trugen sie am Freitag im Parlament vor.

Der Aufenthalt in Mauthausen habe ihre Wahrnehmun­g der Nazi-Verbrechen grundsätzl­ich verändert, erzählt Hannah: Dass man alles sehen, es förmlich anfassen kann“. Noch deutlicher wird die Intensität dieser Auseinande­rsetzung, wenn Oliver die Augenblick­e beschreibt, als er vor den Vitrinen stand, in denen Schuhe oder Stofftiere­n der Opfer aufgetürmt waren: „Da wird klar, wie erbärmlich Debatten über die Opferzahle­n des Holocaust sind. Jedes dieser Stofftiere erzählt ein Schicksal.“

Dass Gleichaltr­ige diese Erfahrunge­n oft nicht teilen konnten, haben die vier auch bei Schulkolle­gen erleben müssen. Wie man die Auseinande­rsetzung mit dem Holocaust für spätere Generation­en gestalten könnte? Da gestehen auch die vier ihre Ratlosigke­it ein. Eines aber macht etwa Andrej deutlich: „Man darf Mauthausen nicht zum Tabuthema machen, zur Ikone des Schreckens. Wenn die Menschen beim Gespräch darüber ständig Angst haben, dass sie es etwas Falsches sagen, verhindert man echte Auseinande­rsetzung.“Auch über den Holocaust, meint Oliver, dürfe man Komödien drehen: „Es sollte nichts geben, worüber man nicht lachen darf.“

 ??  ?? Im prunkvolle­n Rahmen, im Zeremonien­saal der Hofburg, fand am Freitag die Veranstalt­ung im Gedenken an die NS-Opfer statt
Im prunkvolle­n Rahmen, im Zeremonien­saal der Hofburg, fand am Freitag die Veranstalt­ung im Gedenken an die NS-Opfer statt
 ??  ?? Auf der Lagerstraß­e ins Mauthausen Memorial: Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka führte Schulklass­e
Auf der Lagerstraß­e ins Mauthausen Memorial: Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka führte Schulklass­e
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Schriftste­ller Michael Köhlmeier schenkte der FPÖ ordentlich ein

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