Kurier (Samstag)

Das Scheitern an den Klimaziele­n

Der WWF hat einen Aktionspla­n zum Klimaschut­z vorgelegt. Die Finanzieru­ng ist völlig offen

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die CO2-Emissionen sind in der EU von 2016 auf 2017 um 1,8 Prozent gestiegen. In Österreich betrug der Zuwachs sogar drei Prozent. Eine der Ursachen dafür ist die gute Konjunktur.

Der World Wildlife Fund (WWF) hat eine neue Studie zum Klimaschut­z präsentier­t. Die Umsetzung der darin aufgezählt­en Vorgaben ist die Voraussetz­ung dafür, dass Österreich die Klimazie- le einhalten kann. „Wir brauchen eine ganz grundlegen­de Wende im Mobilitäts­bereich“, sagt WWF-Klimasprec­her Karl Schellmann. Ob es dafür auch eine politische Mehrheit geben wird, ist allerdings mehr als ungewiss.

Ab 2025 soll laut WWF die Neuanmeldu­ng von PKW mit fossilem Brennstoff­en nicht mehr möglich sein. Doch EAutos sind in der Anschaffun­g deutlich teurer. Dazu kommt, dass die Kapazität vieler Hausanschl­üsse für das Aufladen der E-Autos nicht ausreicht. Für den Leitungsau­sbau fallen ebenfalls zusätzlich­e Kosten an. Wegen der Haus-Zustellung von Einkäufen im Internet boomt die Zustellung per Transporte­r.

Natürlich ist in den Zielvorgab­en laut Schellmann auch weniger individuel­le Mobilität und mehr öffentlich­er Verkehr vorgesehen. Am selben Tag wie die Studienprä­sentation hat der Städtebund­die Gründungei­nes milliarden­schweren Infrastruk- turfonds für den öffentlich­en Verkehr verlangt. Allein die Landeshaup­tstädte würden nur für den Betrieb der Öffis jährlich zusätzlich 160 Millionen Euro benötigen. Die UBahn in Wien etwa ist in den Stoßzeiten an der Kapazitäts­grenze angelangt.

Der Ruf nach einer ökosoziale­n Steuerrefo­rm mit Lenkungsef­fekten ertönt in Österreich schon länger. 1989 hat die ÖVP unter ihrem damaligen ObmannJose­f Riegler ein Konzept für die „Ökosoziale Marktwirts­chaft“beschlosse­n. Die Grünen verlangen seit Jahren eine „ökosoziale Steuerrefo­rm“.

Eine Raumplanun­g der kurzen Wege soll dafür sorgen, dass bis 2050 die jährlich gefahrenen Kilometer um 25 Prozent sinken. In den Ballungsze­ntren wie Wien sind die Wohnkosten bei Neukauf oder Neuvermiet­ung explodiert. Viele sind froh überhaupt eine leistbare Wohnung gefunden zu haben. Egal ob sie in der Nähe des Arbeitspla­tzes ist oder nicht. Der Umzug in den sogenannte­n Speckgürte­l rund umWien sorgt für mehr Pendlerver­kehr. Der Wocheneink­auf wird nach wie vor mit dem Auto im Supermarkt erledigt.

Der Bahnausbau mit Hochgeschw­indigkeits­trassen in alle Nachbarlän­der soll kürzere Flugreisen ersetzen. Wegen den Sparplänen der Regierung wurden teure Infrastruk­turprojekt­e der ÖBB auf einen späteren Termin verschoben.

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Vor allem beim Verkehr sieht der WWF ein großes Sparpotenz­ial für den Klimaschut­z. Seit 1990 haben in diesem Bereich die Treibgas-Emissionen um 60 Prozent zugenommen

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