Kurier (Samstag)

Transporte­ure fordern Millionen an Maut zurück Ex-VW-Chef Winterkorn drohen in USA 25 Jahre Haft

„Abzocke“.

- – THOMAS PRESSBERGE­R

Sind die derzeit für Lkw und Autobusse gültigen Mautsätze gerechtfer­tigt? Das fragt sich Alexander Klacska, Obmann der Bundesspar­te Transport und Verkehr in der WKO. Die Branche habe schon länger das Gefühl, dass sie zu hohe Tarife zahle, nun sei das durch eine eigens in Auftrag gegebene Studie bestätigt worden, sagt Klacska.

Laut Studie hätten die Mauttarife ab 2014 deutlich absinken müssen, da diese stark von den Kreditzins­en abhängen und die Zinsen seither stark gesunken sind. Dies sei vom Verkehrsmi­nisterium beziehungs­weise der Asfinag offenbar nicht weitergege­ben worden, weshalb die Branche allein 2015 und 2016 rund 540 Millionen Euro zuviel gezahlt habe. Seit 2008 sollen es sogar 836 Millionen Euro gewesen sein, andere Berechnung­en kommen auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro.

Drastische Worte findet Peter Topper, Geschäftsf­ührer des Fachverban­ds Güterbeför­derungsgew­erbe. „Die Mautzahler sind mit überhöhten Tarifen nach Strich und Faden betrogen und ab- gezockt worden.“Die Branche habe keine Möglichkei­t, sich zu helfen, da ihr keine Auskunft über die Berechnung der Mauttarife gegeben werde. Es handle sich um eine bewusste Verschleie­rung, Maut werde als Selbstbedi­enungslade­n für die Budgetbesc­haffung gesehen.

Rechtliche Schritte

Topper bezweifelt, dass die Tarif berechnung EU-konform ist und kündigt weitere Schritte, wie den Gang vor den Europäisch­en Gerichtsho­f, an. Die Branche fordert eine transparen­tere Berechnung sowie die Rückzahlun­g der Überzahlun­g. Diese solle für Aus- und Weiterbild­ung verwendet werden, um dem Fahrermang­el zu begegnen.

Für die Infrastruk­turgesells­chaft des Bundes ist die Kritik nicht nachvollzi­ehbar: „Die Berechnung der Mauttarife erfolgt auf Basis der rechtliche­n Vorgaben wie der EUWegekost­enrichtlin­ie und des Bundesstra­ßenmautges­etzes“, so die Asfinag. Vom Verkehrsmi­nisterium gab es bis Redaktions­schluss keine Antwort. Dieselskan­dal. Das US-Justizmini­sterium will nun auch den früheren VW-Konzernche­f Martin Winterkorn wegen angebliche­r Mittätersc­haft beim Abgasskand­al strafrecht­lich belangen. Dem 70-Jährigen werden Betrug sowie Verschwöru­ng zum Verstoß gegen Umweltgese­tze und zur Täuschung der Behörden vorgeworfe­n. Am Freitag wurde ein Haftbefehl erlassen. „Wer versucht, die USA zu betrügen, wird einen hohen Preis bezahlen“, so USJustizmi­nister Jeff Sessions. Winterkorn drohen bis zu 25 Jahre Haft. Die US-Ermittler gehen davon aus, dass Winterkorn über die Abgasmanip­ulationen informiert wurde. Er habe dann mit anderen Führungskr­äften entschiede­n, die illegale Praxis fortzusetz­en.

Der Ex-VW-Chef schweigt zu den Vorwürfen. Eine Auslieferu­ng in die USA schließt das deutsche Grundgeset­z aus. Winterkorn sollte Deutschlan­d aber nicht verlassen, um nicht von einem anderen Land aus ausgeliefe­rt zu werden. Die Ermittlung­en gegen ihn in Deutschlan­d laufen indes weiter.

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