Noch ist sie zu jung, um übersehen zu werden
Zuversicht.
Bei „Zuversicht“der israelischen Schriftstellerin Mira Magén fliegen die Gedanken nach Linz zu Anna Mitgutsch.
Wie folgt man einem Geliebten in den Tod, ohne das Leben zu verlieren? Das hat Mitgutsch vor fast zehn Jahren in ihrem Roman „Wenn du wiederkommst“zu beantworten versucht. Sie zähmte die Trauer. Ein Höhepunkt in ihrem Werk, in dem garantiert nichts für die SpaßgesellFrau Nava ist 39 … und zieht schaft zu finden ist. sich in ein Seniorenheim zu
Genauso ist dasrück.beiMira Magén. Nava hat bei einem Auto
Ihre Übersetzerin, die unfall Sohn und Ehemann nicht minder bekannte Miriverloren, deshalb soll es für jam Pressler, meint, „Zuversie nur noch Vergangenheit sicht“sei ihr der liebste Ro- geben. Das Heim kommt dem man dieser Autorin (die vorher Psychologiestudentin war, Lehrerin, Sekretärin und Krankenschwester).
„Zuversicht“ist ein Meisterwerk des Empfindens, sprachlich vom Leisesten und Feinsten ist es auch.
Wie ein Pendel, das hin und her schwingt, und jemand vorsagt: Sie werden lesen, lesen, lesen …
Nur Vergangenheit
Nirgendwosein am nächsten, findet sie.
Eine Bewohnerin protestiert: Sie zahle viel Geld, um hier nicht daran erinnert zu werden, wie es einst war, jünger zu sein. Außerdem möge Nava sich nicht so aufführen – „Es gibt hier Menschen, die in Lagern waren!“
Nava war Innenarchitektin. Sie hat viel Geld und braucht nicht zu arbeiten.
Aber sie nimmt einen Job als Kassierin im nächsten Supermarkt an. Sie will unsichtbar werden – so, wie Anna Mitgutsch einst geschrieben hat:
„Wir werden unsichtbar, lange bevor wir uns nutzlos fühlen, auch unseren Nächs- ten geraten wir aus dem Blick wie Gegenstände, die schon zu lange am gleichen Platz verharren.“
Aber Nava darf das nicht gelingen. Sie wird (noch) gesehen, von einem Kind, von Männern, und sie wird die schützende Mauer verlassen. Höchstwertung.