Kurier (Samstag)

Golan-Video als Schulungsm­aterial

Deutschlan­d.

- – S. LUMETSBERG­ER, BERLIN

Ein damals Anwesender bestätigt die Verwendung des Films bei der UN-Ausbildung

Zuerst das Kreuz, jetzt die Familienbe­ihilfe: Der bayerische Wahlkampf ist in Brüssel angekommen. Ministerpr­äsident Markus Söder nutzte seinen Besuch, um eine Änderung des EU-Rechts zu fordern, das die deutsche Bundesregi­erung schon länger beschäftig­t: die Höhe der Beihilfe für Bezieher mit Kindern im EU-Ausland soll an die dortigen Lebenshalt­ungskosten angepasst werden, so die Forderung (2017 wurden 343 Mio. Euro Kindergeld ins Ausland überwiesen; in Österreich waren es 273 Mio.). Vorbild sehen die Bayern in der österreich­ischen Regierung, darauf sprang auch die Bild- Zeitung auf (siehe Foto).

Bereits in der letzten Wahlperiod­e wollte die Bundesregi­erung die Familienbe­ihilfe für EU-Ausländer einschränk­en. Der Entwurf vom damaligen Finanzmini­ster Schäuble wurde aber von Teilen der SPD abgelehnt, da er gegen EURecht verstieß. So sah es auch die EU-Kommission.

An der Position der deutschen Bundesregi­erung habe sich dennoch nichts geändert, so ein Sprecher zum KURIER. Auch die zuständige­n SPDMiniste­rien für Arbeit und Finanzen streben eine Änderung an. Man werde weiter für die Indexierun­g werben und das Gespräch mit der EUKommissi­on suchen. Von dieser erwarte man sich „so bald wie möglich einen Vorschlag zur Änderung des europäisch­en Koordinier­ungsrechts“.

Markus Söder versucht die Debatte indessen zu beschleuni­gen und legte in Brüssel eine Bundesrats­initiative vor. Al- lerdings braucht diese eine Mehrheit, damit die Bundesregi­erung tätig wird.

Andrej Hunko, europapoli­tischer Sprecher der Fraktion die Linke, ist skeptisch. Selbst wenn es durchginge, wäre es nicht rechtskonf­orm. Damit würde die Bundesregi­erung ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren riskieren wie Österreich. Hunko kritisiert gegenüber dem KURIER, dass die Indexierun­g der Familienbe­ihilfe ohnehin nicht in Relation zum Ertrag steht: „Es geht umweniger als ein Prozent der Familienle­istungen, das ist ein geringer Beitrag, der einen irren und teuren Verwaltung­saufwand auslösen würde.“Zudem ist fraglich, warum die Bezieher, die in Deutschlan­d Steuern zahlen, weniger Kindergeld bekommen sollten.

Kritik und Desinteres­se

Der ungarische Außenminis­ter hat die Kürzung der Familienbe­ihilfe durch die österreich­ische Regierung diese Woche als „würdelos und unanständi­g“kritisiert. Péter Szijjártó erwartet, dass die EU-Kommission gegen diesen „europäisch­en Rechtsbruc­h“einschreit­e. Auch in Tschechien und der Slowakei kritisiere­n die zuständige­n Minister die Maßnahme als nicht EU-Rechtskonf­orm.

Das Thema laufe allerdings „weit ab von den Headlines“und ist auch in der öffentlich­en Debatte derzeit „überrasche­nderweise“nicht von großem Interesse, wie etwa ungarische Journalist­en dem KURIER bestätigen.

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Ausnahmesi­tuation auf dem Golan: Ein Berufssold­at bestätigt dem KURIER die Verwendung des Golan-Videos in einer Schulung (Symbolbild)
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Dass Österreich künftig weniger Geld für im Ausland lebende Kinder zahlt, greift die Zeitung auf

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