Taxi vs. Uber: Das Match wird brutaler
Taxi- und Mietwagenfahrer bedrohen einander. Ein Taxilenker landete im Krankenhaus
Lenker setzen den im Gerichtssaal begonnenen Streit mit handfesten Argumenten fort
Kurz nach Mitternacht in der Nacht auf den 1. Mai. Taxifahrer Alfonso B. (Name geändert) glaubt, in der Lerchenfelder Straße einen Uber-Fahrer zu sehen, der die Rückkehrpflicht verletzt. (Laut Gesetz müssen Mietwagenfahrer nach Vollendung einer Fahrt zurück in die Betriebsstätte, bevor sie einen neuen Auftrag annehmen, Anm.)
Alfonso B. fährt demMietwagen also nach. Er will kontrollieren, ob sich dieser Fahrer straffällig verhält. Der 41-jährige Taxiunternehmer habe in den vergangenen Jahren 40 Prozent seines Umsatzes verloren. Seiner Meinung nach ist Uber daran schuld. Mietwagenfahrer, die mit der App unterwegs sind, sollten sich endlich an die Regeln halten, findet er.
Ecke Laudongasse, Hernalser Gürtel kommt es zum Streit. Als der Uber-Fahrer davonfahren möchte, stellt sich Alfonso B. in den Weg. Doch der Uber-Fahrer habe Gas gegeben. Alfonso B. wurde mit Prellungen und Abschürfungen ins Spital gebracht. Die Wiener Berufsrettung bestätigt den Vorfall, die Polizei habe nichts dazu vermerkt.
Gespannte Stimmung
Dennoch: Solche Vorfälle könnten häufiger werden. Der Streit „Taxis vs. Uber“hat sich vom Gericht auf die Straße verlagert. Taxilenker würden Uber-Fahrer bedrohen, ihnen mitunter die Scheiben einschlagen, berichtet orf.at. Auch dem KURIER bestätigt ein Uber-Fahrer die unangenehme Situation: „Wann im- mer mich ein Taxifahrer sieht, macht er ein Foto von meinem Nummernschild, um mich damit anzuzeigen.“
Gökhan Keskin, Taxi- und Mietwagenobmann in der Wirtschaftskammer Wien, verurteilt die Attacken: „Das Thema gehört auf den Verhandlungstisch und nicht auf die Straße. Gegenseitige Provokationen bringen keiner Seite etwas. Kundenzufriedenheit muss im Vordergrund stehen.“
Indes wird das Uber-Verhalten auch von 40100-Anwalt Dieter Heine kontrolliert. Seine Bilanz nach einer Woche: Uber würde sich zwar sehr bemühen und es seien auch deutlich weniger Fahrer unterwegs. Dennoch: Es habe erste Verstöße gegen die Rückkehrpflicht gegeben: „Wir werden die Situation weiter beobachten und unsere Analyse dem Gericht vorlegen.“Zur Erinnerung: Die Taxi-Funkzentrale 40100 hatte im Frühjahr Klage gegen die US-amerikanische Fahrtenvermittlungsplattform Uber eingereicht, weil die App gegen die Taxi- und Mietwagenverordnung verstoßen würde. So würden Mietwagenfahrer, die diese App nützen, salopp formuliert, dazu verleitet werden, die Rückkehrpflicht zu verletzen.
Vorige Woche erließ das Handelsgericht Wien eine einstweilige Verfügung, die es Uber untersagte, weiter Fahrten anzubieten. Darauf arbeitete das Unternehmen zwei Tage auf Hochtouren, um das System so zu ändern, dass Rechtssicherheit gegeben sei. Seit dem vergangenen Freitag ist der Service wieder verfügbar. Das endgültige Gerichtsurteil ist noch ausständig.
Runder Tisch
Die Neos nahmen den Vorfall zum Anlass, die Stadt- regierung einmal mehr in die Pflicht zu nehmen. Der Wiener Wirtschaftssprecher Markus Ornig: „Wir brauchen eine gemeinsame Lösung, die sowohl für die Taxis als auch für New Economy-Unternehmen wie Uber fair ist. Ich fordere SPÖ und Grüne noch einmal auf, endlich das Wegducken zu beenden!“
Auch Alfonso B. hofft, dass die Regierung tätig wird: „Sonst war ich nicht der letzte, der ins Spital musste.“