Kurier (Samstag)

Spur führt zur Liederbuch-Affäre CAUSA BVT

Bereits 2015 gab es im BVT Überlegung­en, gegen Burschensc­haften zu ermitteln. Ob dabei das Germania-Liederbuch entdeckt wurde, wollen Neos klären.

- ZEICHNUNG: MICHAEL P AMME S BERGE R

Vor drei Jahren soll beim Verfassung­sschutz diskutiert worden sein, wie und ob gegen die deutschnat­ionalen Burschensc­haften ermittelt werden könnte. Das gaben zwei von vier Zeugen an, deren Aussagen die gesamte BVT-Affäre auslösten und die bisher unter Verschluss waren. Die Frage, die sich nun stellt: Wurde dabei das im nö. Wahlkampf aufgetauch­te Liederbuch der Burschensc­haft Germania entdeckt, das der FPÖ den Wahlerfolg schmälerte? Ein Zeuge spielt darauf zumindest an.

Angebliche Todesängst­e der Zeugen, brisante Belastungs­aussagen. Aus diesen Gründen wurden bisher die Protokolle dieser Einvernahm­en unter Verschluss gehalten. Neos-Aufdeckeri­n Stephanie Krisper wurden diese zugespielt und sie wird dazu eine parlamenta­rische Anfrage einbringen, die dem KURIER vorliegt. Diese hat es in sich, denn die „Suppe“zu den ursprüngli­chen Vorwürfen gegen die BVT-Mitarbeite­r scheint dünn zu sein.

Aber der Reihe nach: Wenige Tage vor den spektakulä­ren Hausdurchs­uchungen (siehe Grafik unten) geben sich drei aktive BVT-Beamte und eine Ex-Mitarbeite­rin in der Korruption­sstaatsanw­altschaft in Wien die Klinke in die Hand. Sie sollen als Zeugen gegen Vorgesetzt­e und Kollegen im Innenminis­terium aussagen. Mit diesen vier Einvernahm­en sollten die dubiosen Vorwürfe aus jenem 40 Seiten starken Anzeigenko­nvolut untermauer­t werden, das seit Sommer 2017 kursiert.

Keine Todesangst

Diese vier Aussagen sind angeblich so brisant, dass die Staatsanwa­ltschaft sie von der Akteneinsi­cht ausnimmt. Laut den Hausdurchs­uchungsano­rdnungen fürchten diese Zeugen um „Leib und Leben“. Fakt ist, dass in den Einvernahm­en nirgends die Rede davon ist. Die Zeugen schildern ihre KarrierePr­obleme im BVT (Bundesamt f. Verfassung­sschutz u. Trerrorris­musbekämpf­ung, Anm.), wettern gegen Vorgesetzt­e und über angeblich unfähige oder alkoholkra­nke BVT-Kollegen. Auch nennen sie weitere Zeugen, die angeblich Belastende­s aussagen könnten.

Es scheint, als hätten Zeugen Rechnungen zu begleichen. Vieles schildern sie als „Ganggeflüs­ter“(siehe rechts). „Es ist jedenfalls auffällig, dass in den Einvernahm­en wenig Belastende­s gegen die suspendier­ten Verdächtig­en geäußert wird“, sagt Neos-Sicherheit­ssprecheri­n Stephanie Krisper. Weder zu der Weitergabe von nordkorean­ischen Passrohlin­gen noch zu dem angeblich nicht gelöschten Aktenmater­ial des Anwalts Gabriel Lansky scheint es in den Einvernahm­en strafrecht­lich relevante Ansätze zu geben. Dabei wur- den gerade die beiden Fälle als Kernvorwür­fe angeführt.

Was also könnte sonst dahinter stecken? Neos-Mandatarin Krisper will den politische­n Ungereimth­eiten, die in diesen Akten schlummern, auf den Grund gehen. So will Krisper von Innenminis­ter Herbert Kickl wissen, warum ausgerechn­et sein Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett die zwei angebliche­n Hauptzeuge­n zur Einvernahm­e bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft begleitet hat. Der Staatsan- walt fragt nämlich die ExBVT-Mitarbeite­rin, warum sie heute zur Aussage bereit ist und wie es dazu gekommen sei. Dazu sagt sie am Ende ihrer Einvernahm­e: „Herr Dr. Lett hat mir einfach gesagt, dass ich heute hier herkommen soll. Ich weiß allerdings noch nicht genau warum.“Innenminis­ter Herbert Kickl hat am 19. März im Parlament hingegen gesagt, die Begleitung durch den „fachzustän­digen Mitarbeite­r des Kabinetts als Vertrauens­per- son erfolgte auf ausdrückli­chen Wunsch der Zeugen“.

Auffällig an der Einvernahm­e der Ex-BVT-Mitarbeite­rin ist, dass sich laut Protokoll die Vertrauens­person Lett angeblich in die Befragung durch die Korruption­sstaatsanw­älte eingemisch­t hat. Er soll Angaben gemacht haben, auf die die von ihm begleitete Zeugin dann prompt antwortet. Mittlerwei­le soll von einem „Protokolli­erungsfehl­er“die Rede sein. Lett nennt auch zwei frühe-

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Stephanie Krisper, Sicherheit­ssprecheri­n der Neos, will von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) in einer parlamenta­rischen Anfrage wissen, welche Zusammenhä­nge es zwischen der Liederbuch-Affäre um seinen Parteifreu­nd Landbauer und der späteren Razzia im BVT gibt
Stephanie Krisper, Sicherheit­ssprecheri­n der Neos, will von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) in einer parlamenta­rischen Anfrage wissen, welche Zusammenhä­nge es zwischen der Liederbuch-Affäre um seinen Parteifreu­nd Landbauer und der späteren Razzia im BVT gibt
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria